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Die ersten Schritte: eine geflüchtete Frau aus der Ukraine nach ihrer Ankunft am Berliner Hauptbahnhof.

© IMAGO/IPON

Sportverein kostenlos, Deutschkurse, Arbeitsplätze: Grüne wollen Integration von Ukrainern in Berlin langfristig planen

Berlin hat Tausende Geflüchtete aufgenommen. Schritt eins, das Ankommen, ist aus Sicht der Grünen geschafft. Ein „Masterplan“ soll nun das Einleben erleichtern.

Von Sonja Wurtscheid

Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus wollen mehr dauerhafte Angebote zur Integration ukrainischer Geflüchteter schaffen. "Es geht um Teilhabe in der Gesellschaft", sagte der Fraktionsvorsitzende Werner Graf dem Tagesspiegel. "Die Sportverbände und -vereine leisten einen großen Beitrag dabei. Ich schlage vor, dass alle Geflüchteten ein Jahr lang kostenlos Mitglied in einem Sportverein werden können und dafür einen Gutschein erhalten." Über Sport sei eine gute Integration möglich. Man gewinne und verliere zusammen. "Das verbindet, es entstehen Freundschaften."

Auch die Fraktionschefin Silke Gebel forderte eine langfristige Strategie. Abhängig vom weiteren Kriegsverlauf nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sei davon auszugehen, dass viele Geflüchtete wohl länger in Berlin bleiben werden. "Deshalb ist es ähnlich wie 2015/2016 wichtig, mal zu schauen: Welchen Bedarf gibt es?", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.

"Außerdem müssen wir gute und dauerhafte Unterkünfte errichten", sagte Graf. "Die Menschen haben Schreckliches erlebt und müssen hier zur Ruhe kommen." Es müsse ausreichend Kita- und Schulplätze geben. "Das muss ausgebaut werden", sagte Graf. "Die Geflüchteten brauchen auch eine gute psychologische Betreuung." Auch Deutschkurse, Arbeitsplätze und Weiterbildungsangebote seien wichtig, erklärte Gebel.

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"Das zusammenzubringen, zu bündeln und entsprechend finanziell zu unterlegen, dafür, glaube ich, ist ein Masterplan der richtige Schritt", sagte sie. Dabei müssten unterschiedliche Szenarien entwickelt werden für eine unterschiedliche Bleibedauer der Geflüchteten.

Grüne wollen Berufsabschlüsse leichter anerkennen

Die Grünen-Fraktion will dazu bei einer Klausurtagung am 14./15. Mai ein Konzept erarbeiten. Dabei wollen die Abgeordneten Gebel zufolge zum Beispiel die Idee eines ukrainischen Gesundheitszentrums besprechen, einer Art Pop-up-Krankenhaus. "Dort könnten ukrainische Ärzte und Pflegekräfte ukrainische Geflüchtete versorgen."

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Gebel schlug zudem "gezielte Tandemlösungen" vor, um Ukrainer und Ukrainerinnen schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren. "Man könnte zum Beispiel ukrainische Erzieherinnen und Erzieher mit in die Kita reinnehmen." Auch in anderen Branchen sei eine Art schnelle Einarbeitung gemeinsam mit dem Stammpersonal denkbar, etwa im Handwerk.

[Lesen Sie mehr bei Tagesspiegel Plus: „Wir finden autofreie Sonntage super“: Berlins Grünen-Fraktionschef Werner Graf im Interview]

"Und wir sollten solche Tandemlösungen als Teil der Anerkennung von Berufsabschlüssen betrachten, damit es schneller geht", sagte Gebel. "Ich glaube, dass wir es uns nicht leisten können, dass die Menschen hier drei Jahre oder länger auf eine Anerkennung ihrer beruflichen Abschlüsse warten", betonte sie und verwies auf den Fachkräftemangel. Diese Anerkennung sei neben der Sprachbarriere die größte Hürde für eine Integration der Geflüchteten auf dem Arbeitsmarkt.

Beim Thema Ankommen habe Berlin schon sehr viel erreicht, sagte die Fraktionsvorsitzende. Die Verwaltung habe Lehren aus den Jahren 2015/2016 gezogen, in denen besonders viele Flüchtlinge nicht zuletzt aus Syrien ankamen. Sie lerne aber auch aktuell aus Rückmeldungen, nehme Kritik an und entwickele das System weiter. "Die Verwaltung macht einen richtig guten Job", meinte Gebel. Nun seien aber die nächsten Schritte gefragt, was das Thema Teilhabe angehe. (mit dpa)

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