Spendenrekord bei Tagesspiegel-Aktion: 425.000 Euro für den guten Zweck
So viel kam noch nie zusammen: 425.000 Euro gaben Leserinnen und Leser für die Tagesspiegel-Aktion "Menschen helfen!". Bei der Spendengala dankte der Senat.
An jenem Abend kam wieder eine Jugendliche. Eine 16-Jährige, seelisch schwer belastet, mit einem Alltag, den sie als fürchterlich empfinden muss. Sie meldete sich bei einer Altbauwohnung in Wilmersdorf, sie schilderte ihre Lebenslage, sie redete über ihre größten Probleme. Für sie dürfte dieses Gespräch eine erste emotionale Entlastung gewesen sein. Jemand hörte zu. Und sie erhielt dann einen der acht Plätze in der Wohnung. Für die Jugendlichen und jungen Menschen zwischen 13 und 21 Jahren, die dort leben, sind es nicht bloß Räume, diese Adresse ist ein Zufluchtsort. Sie alle sind akut suizidgefährdet, deshalb sind sie hier. Die Organisation „Neuhland – Hilfe in Krisen GmbH“ führt diese Krisenwohnung, in der die Bewohner nicht nur kurz-, sondern auch langfristig Hilfe erhalten. Aber die Wohnung ist jetzt mehr als 25 Jahre alt, die Küche, die Zimmer müssen renoviert werden und benötigen neue Möbel und anderes Mobiliar.
„Neuhland“ kann die Ausstattung jetzt kaufen. Die Hilfseinrichtung ist eines der 63 Projekte, die von der Tagesspiegel-Spendenaktion „Menschen helfen!“ finanziell unterstützt werden. Seit 26 Jahren gibt es diese Aktion, die von den Spenden der Leser und Leserinnen des Tagesspiegels lebt. Doch noch nie konnte so viel Geld weitergegeben werden wie in diesem Jahr. Insgesamt 425 000 Euro – 65 000 mehr als im vergangenen Jahr – gehen an Vereine, Verbände, Organisationen, freie Träger und Ehrenamtsinitiativen. Die Projekte engagieren sich in verschiedenen Bereichen, etwa der Obdachlosen- und Familienhilfe, aber auch bei der Unterstützung für Senioren. Zudem erhielt auch die Deutsche Welthungerhilfe Geld für Projekte zur Vermeidung von Fluchtursachen in Mali und für die Stärkung von Minderheiten in Indien.
Senatorin dankt Zeitung, Spendenverein und Lesern
Am Mittwoch wurden die Summen feierlich übergeben, zunächst symbolisch mit einer schriftlichen Bestätigung, die Gelder werden ja überwiesen. Zur Spendenübergabe trafen sich im Tagesspiegel-Verlagsgebäude Vertreter der Projekte mit Verantwortlichen der Tagesspiegel-Spendenaktion. Als Ehrengast sprach Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke).
Für sie „ist diese Spendenfeier einer der schönsten Termine“. Die Mitarbeiter der Spendenaktion und die Leser und Leserinnen „stehen ganz vorne beim ehrenamtlichen Engagement in unserer Stadt“. Ehrenamtliche Hilfe sei eine „zentrale Stütze unserer Stadtgesellschaft“, sagte Breitenbach. Die Politik habe Verantwortung dafür, „die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass das Ehrenamt vom Hauptamt unterstützt wird. Ich hoffe, dass wir in diesem Punkt einen Schritt weiter sind als früher.“
Viele starke Kiezinitiativen
Ein Umstand bleibe aber. „Egal wie viel Geld wir für soziale Projekte in die Hand nehmen, es wird immer Projekte geben, für die Geld fehlt.“ Deshalb sei die Arbeit von Ehrenamtlichen so wichtig. Es gebe viele arme Menschen in dieser Stadt, die Unterstützung benötigten. „Die Gesellschaft muss sich daran messen lassen, wie sie mit den schwächsten Menschen umgeht. Und Obdachlose gehören zu den Schwächsten.“ Sie betonte, dass zuletzt die Mittel für die Bekämpfung von Obdachlosigkeit verdoppelt worden seien.
Ulrike Teschke, Geschäftsführerin des Tagesspiegel, die 2018 zum ersten Mal bei der Spendenfeier gewesen war, sagte, sie sei „eine überzeugte Anhängerin und Unterstützerin der Initiative“. Sie habe mitbekommen, wie viele besondere und starke Kiezinitiativen es gebe, wie viele verschiedene Projekte der Wohlfahrtsverbände und ehrenamtlichen Gruppen aus allen sozialen Bereichen existierten.
Dann der Blick zurück: 1946 – der Tagesspiegel war gerade mal sechs Monate alt –, habe die Redaktion erstmals um Hilfe gebeten, damals für heimkehrende Kriegsgefangene. Menschen, selbst bedürftig, hätten zwei, sechs, zwanzig oder auch fünfzig Mark gespendet. Insgesamt 138 000 Mark. Jetzt kam ein Vielfaches dieser Summe zusammen.
Tagesspiegel-Chefredakteur und Vereinsvorsitzender Lorenz Maroldt erklärte, das ehrenamtliche Engagement und die staatliche Hilfe für Bedürftige ergänzten sich. Das Engagement für Menschen in Not werde stärker, aber auch in der Verwaltung gebe es viele Menschen, die sich enorm engagierten. Die Rekordsumme in diesem Jahr sei „deswegen bemerkenswert“, da es im vergangenen Jahr keine spezielle Katastrophe im Fokus gegeben habe, welche die Spendenbereitschaft besonders angeregt hatte.. „Die Bereitschaft, sich mit einzelnen Schicksalen zu befassen, ist größer geworden.“ Das sei auch festzustellen, wenn im Tagesspiegel-Newsletter „Checkpoint“ über einzelne Schicksale berichtet werde. „Da fragen viele: Wie können wir helfen?“ Der Tagesspiegel tat das auch schon.
Geholfen haben die Spenden bei der diesjährigen Spendenaktion zum Beispiel dem Projekt „Füxxe, Spazzen & Co“, der sich um kriminalpräventive Arbeit kümmert. Kinder erhalten Sport- und andere Freizeitangebote. Für diese soziale Arbeit benötigt der Verein einen Bauwagen mit Spielen, zum Beispiel Kickertische oder Dartscheiben. Das Projekt „Märchen helfen heilen“ erhält Geld für Miete und Transportkoffer, in denen Requisiten, Lichtanlage und Köstüme verstaut werden können. Aber auch für Teilnehmergebühren für Weiterbildungen.
Hilfe für Kinder und Jugendliche
Die Evangelische Kirchengemeinde Heilig-Kreuz-Passion, die ein Obdachlosenwohnheim für alkoholkranke Männer betreibt, erhält Geld, mit dem sie ein Sterbezimmer einrichten kann. Der Verein „Tauwetter“ bietet eine Anlaufstelle für Männer, die als Kinder und Jugendliche Opfer sexualisierter Gewalt waren. Der Verein kann sich jetzt für seinen Seminarraum Konferenzstühle kaufen. Vor allem aber kann die Miete bezahlt werden.
Das Projekt „Placet - Plastisch-Chirurgisches Zentrum für Terroropfer“ erhält auch finanzielle Zuwendung, auf die es dringend angewiesen ist. Die Ärzte stellen schwer entstellte Opfer, die von Krieg unds Terror betroffen sind, soweit wieder her, dass die ein eigenständiges Leben in Würde führen können.
In der Altbauwohnung von „Neuhland“ sind dagegen Psychologen und Sozialpädagogen im Einsatz. „Wir unterstützen auch mit therapeutischen und ambulanten Hilfen“, sagt Frauke Hartmann, die Leiterin der Krisenwohnung. „Oft gehen die Bewohner anschließend in weiterführende Einrichtungen. Manchmal kehren sie sogar in ihr Elternhaus zurück.“
Wenn suizidgefährdete junge Menschen in die Altbauwohnung kommen, sagt Frauke Hartmann, „sind sie in einer sehr schwierigen Lebenssituation“. Wenn sich diese Situation später verbessert, ist das auch Verdienst der Spender der Aktion „Menschen helfen“
Der Tagesspiegel unterstützt diverse Vereine und Projekte: Lesen Sie hier alles rund um die Tagesspiegel-Spendenaktion "Menschen helfen".
Geschirr-Caterer bei der Feier war das Berliner Startup-Unternehmen "Leef" beziehungsweise dessen Benefizprojekt "Leef Unlimited". Jeder der Teller, die etwa so viel kosten wie Plastikgeschirr, rettet über ein internationales Projekt einen Quadratmeter Regenwald. Sie sind fair hergestellt, wiederverwendbar und kompostierbar. Das Mehrwert-Geschirr gehört jetzt auch zum Raum-/Eventvermietungsprogramm des Tagesspiegel.
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