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Guter Stern. Michael Elias, Geschäftsführer von Tamaja Berlin, im Hangar 1 des alten Flughafen Tempelhof. Die Tagesspiegel-Aktion „Menschen helfen!“ mit dem Spendenstern bittet um Gelder, mit denen auch die Spendenbrücke unterstützt werden soll. Sachspenden können am Columbiadamm 10 abgegeben werden.

© Doris Spiekermann-Klaas

Spendenaktion für ukrainische Geflüchtete: Für diese Projekte der Berliner Flüchtlingshilfe sammeln wir

Stärkung für die Berliner Helfenden: In Berlin kümmern sich vielerorts Engagierte um die Geflüchteten aus der Ukraine. Der Tagesspiegel will sie unterstützen.

Seit mehr als 100 Tagen verteidigt sich die Ukraine gegen Angriffe Russlands. Millionen Menschen leiden unter dem Krieg, viele sind nach Deutschland geflohen.

Um das Leid zu mildern und die Betroffenen zu unterstützen, hat der Spendenverein des Tagesspiegel die Spendenaktion „Menschen helfen!“ für die Opfer des Krieges in der Ukraine gemeinsam mit unserem erprobten Partner, dem „Bündnis Entwicklung Hilft“, außerhalb der bekannten Weihnachtsserie gestartet.

Das Geld wird Betroffenen in der Ukraine, den Nachbarländern und in Deutschland zugutekommen.

Einen Teil der Summe vergibt der Tagesspiegel-Spendenverein gezielt an lokale Projekte der Flüchtlingshilfe in Berlin. Die Organisationen und einige der Projekte, für die sie das Geld verwenden wollen, stellen wir hier vor. Und wir sammeln weiter.

Halt geben im Elisabethstift

Das Elisabethstift ist eine Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung in Berlin und Brandenburg mit insgesamt 15 Standorten - das Hauptzentrum ist in Hermsdorf. Als eines der ältesten Kinderheime Berlins hilft das Elisabethstift Kindern, Jugendlichen und Familien, die in Not geraten sind.

Wie jetzt den vom Krieg betroffenen. Seit Mitte März leben in Hermsdorf auch Flüchtlinge aus der Ukraine, eine Pflegemutter mit insgesamt neun Kindern und ein Pflege-Elternpaar mit insgesamt vier Kindern.

Die Erwachsenen und die Kinder, im Alter von sechs bis 17 Jahren, sind in leerstehenden Wohngruppen untergekommen. Pflegemutter beziehungsweise Pflegeeltern hatten sich schon in der Ukraine um die Kinder gekümmert. Die sind entweder Waisenkinder oder sie haben keinen Kontakt zu ihren leiblichen Eltern.

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„Wir gehen davon aus, dass die Erlebnisse im Krieg und die Flucht traumatische Erfahrungen für die Menschen waren“, sagt Sabine Witt, die Pressesprecherin des Elisabethstifts. Deshalb möchte die Hilfseinrichtung den Ukrainer:innen traumapädagogische beziehungsweise -therapeutische Angebote machen und dafür auf Honorarbasis Fachpersonal einstellen. „Wir haben Kontakt zu Menschen, die in der Ukraine als Therapeuten gearbeitet haben“, sagt Sabine Witt.

So könnte einer der Experten eine Beratungsstelle im Familientreff anbieten, als erste Anlaufstelle für ukrainische Familien, aber auch für Kinder, die im Elisabethstift leben. Er könnte ebenso Therapien oder gegebenenfalls therapeutische Gruppenarbeit anbieten. Denkbar sei auch, dass er Selbsthilfe-Gruppen begleitet. Zusätzlich könnte er Begleitpersonen traumapädagogisch beraten.

Das Elisabethstift kann Spendengelder auch für weitere Zwecke einsetzen. Die Einrichtung benötigt Geld für Personal, das die ukrainischen Kindern und Jugendlichen bei der schulischen Nachhilfe unterstützt. Es gibt zwar einen Lehramtsstudenten, der einen 20-Stunden-Vertrag besitzt und an drei Tagen in der Woche nachmittags bei den Hausaufgaben hilft. Er berät die Kinder auch in anderen schulischen Themen.

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Doch nach Angaben von Sabine Witt reicht das nicht aus, um eine umfassende zufriedenstellende Betreuung sicherstellen zu können, zumal sich durch die Flüchtlinge der Bedarf erheblich vergrößert habe. „Bei der ukrainischen Wohngruppe gehen wir von einem zusätzlichen Bedarf bei der Bewältigung der täglichen Hausaufgaben und bei der Vorbereitung auf Prüfungen oder andere Herausforderungen aus“, sagt sie.

Das Elisabethstift möchte gerne auf Honorarbasis jemanden anstellen, der Ukrainisch oder Russisch spricht und vor allem bei vielen Verständnisfragen helfen kann. Denkbar sei ein Zehn-Stunden-Vertrag.

Überlegenswert für das Elisabethstift ist auch die Möglichkeit, im Rahmen der Integration jemanden anzustellen, der sowohl mit den ukrainischen Kindern als auch mit deutschen Kindern zusammen lerne. Gefördert wird letztlich das, was am effektivsten und sinnvollsten ist.

Die Spendenbrücke unterstützen

Der alte Flughafen Tempelhof, er ist wieder einmal Zentrum der humanitären Hilfe. Dort engagieren sich Menschen bei der Spendenbrücke Ukraine, einer Initiative des sozialen Trägers Tentaja Soziale gemeinnützige GmbH in Kooperation mit dem Landesverband Berlin der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG).

Die Tentaja Soziale gGmbH wiederum ist eine Gründung des Trägers Tamaja – der ist seit 2015 im Hangar 1 des Tempelhofer Flughafens aktiv. Bis 2017 betreute er dort ein Ankunftszentrum und eine Notunterkunft, danach gründete Tamaja die Tentaja gGmbH, die mit dem Projekt „Hangar1“ in der Halle die Infrastruktur für eine Reihe sozialer Projekte stellt, zum Beispiel ein Ehrenamts-Café, eine Fahrrad-Werkstatt und die Bildungseinrichtung Rheinflanke.

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Der Krisendienst hält im Hangar Workshops ab. Zudem befindet sich im Hangar 1 das Zentrallager von Sachspenden der Spendenbrücke. Neben Hilfstransporten in die Ukraine werden regelmäßig Versorgungsfahrten innerhalb Berlins organisiert. Vor allem Hygieneartikel werden mehrmals täglich mit Transportern an die Hilfsstationen am Hauptbahnhof, dem Südkreuz oder dem Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) gefahren.

Denn an diesen Anlaufstellen fehle schlicht der Platz, um das Material, das ausgeben wird, zu lagern. Die neu angekommenen Flüchtlinge aus der Ukraine erhalten an den Bahnhöfen beziehungsweise am ZOB dort in erster Linie Artikel, die sie nach tagelanger Fahrt dringend benötigen, darunter Babynahrung und Hygieneartikel.

Mit den Spenden möchte Tentaja die benötigten Artikel kaufen, zudem wird das Geld für die Fahrkosten der insgesamt fünf Kleinlastwagen benötigt. Die DLRG ist als Kooperationspartner dabei, „weil die große Erfahrung im Transportmanagement hat“.

„Moabit hilft“ helfen

Der Verein Moabit hilft wurde bereits 2013 von der heutigen Sprecherin Diana Henniges gegründet und setzt sich seitdem als aktive Bürgerinitiative und Nachbarschaftshilfe für die Unterstützung und langfristige Integration von Geflüchteten ein.

Unmittelbar nach Beginn von Russlands Angriffskriegs in der Ukraine hat der Verein Spendenaufrufe für Lebensmittel und Hygieneartikel gestartet. Mit den Spenden werden auch jetzt noch Menschen an Ankunftsorten versorgt.

Außerdem organisiert der Verein Fahrdienste, um Personen mit schweren Vorerkrankungen oder Behinderungen von den Bahnhöfen zum Ankunftszentrum oder zu privaten Unterkünften zu bringen. Teilweise werden auch Fahrten vom Grenzgebiet nach Berlin organisiert, für die sonst die Infrastruktur oder die nötigen Ressourcen fehlen.

Bei Bedarf werde auch die Weiterreise per Flugzeug in andere EU-Staaten oder visafreie Länder finanziert, etwa zu Verwandten. Bis zur Weiterreise übernimmt der Verein die Übernachtung im Hostel oder am Hotel am Flughafen und stellt sogenannte Startertaschen mit Lebensmittelgutscheinen, Sim-Handykarten und Hygieneartikeln zur Verfügung.

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So helfen wir:

In kurzer Zeit haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, bereits eine halbe Million Euro für die Opfer des Krieges in der Ukraine gespendet. Das ist ein wunderbar großer Betrag - doch wir sammeln weiter.

Der Spendenverein des Tagesspiegels hat mit seiner Aktion „Menschen helfen!“ und dem „Bündnis Entwicklung Hilft“ eine Aktion gestartet. Das Geld soll Betroffenen in der Ukraine, in der Republik Moldau und in Deutschland zugutekommen. Vorwiegend geht es an das Bündnis neun größerer und kleinerer Hilfswerke, kirchliche wie säkulare, die lokal vernetzt sind und effektiv helfen können.

Beim Bündnis geht das Geld etwa an die Kindernothilfe/Concordia Sozialprojekte Stiftung für Hilfen für arme Menschen und Flüchtlinge in der Republik Moldau und an Terre des Hommes/Xenion e.V. zur Unterstützung von traumatisierten Geflüchteten in Berlin. Einen Teil der Gesamtsumme vergeben wir direkt an lokale Projekte. (Kög)

Hier können Sie spenden:

Berliner Sparkasse BIC: BELADEBE, 
IBAN: DE43 1005 0000 02500309 42

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Viele Geflüchtete sind in privaten Unterkünften untergekommen, doch aufgrund anhaltender Informationsdefizite – bei Geflüchteten und Beherbergenden – komme es oft zu Ausfällen bei staatlichen Sozialleistungen, so Henniges. Um Obdachlosigkeit vorzubeugen hat Moabit hilft eine Datenbank zu privaten Wohnmöglichkeiten und zwei Hotlines eingerichtet.

Vor allem beim Übergang von den Leistungen als Asylbewerber:in zum SGB II Leistungsbezug, auch Hartz IV genannt, habe es in den vergangenen Wochen vermehrt Probleme gegeben. „Einfach gesagt: Sozialämter fühlen sich oft nicht mehr zuständig und Jobcenter noch nicht zuständig“, berichtet Henniges.

Um Versorgungslücken und daraus resultierende hohe Kosten für Lebensmittel, Medikamente und Unterbringung zu vermeiden, hat Moabit hilft neben dem Hauptstandort in der Turmstraße einen zweiten Standort am Alexanderplatz eröffnet.

Bis zu 100 Betroffene des Ukrainekrieges erhalten dort Beratung zu Asylthemen und medizinische Erstversorgung sowie Möglichkeiten für Kinderbetreuung und psychologische Mediation. Geschulte Mitarbeiter:innen unterstützen auch bei Übersetzungen und begleiten Geflüchtete bei Amtsgängen und Arztbesuchen. „Für Notfälle, die bei der Zuständigkeit der Behörden auf Landesebene durch das Raster fallen, haben wir Zimmer in Hotels angemietet und geben wochentags an bis zu 300 Personen Lebensmittel und Hygieneartikel aus“, sagt Henniges. Hilfe tut also Not.

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