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Bettina Jarasch geht als Spitzenkandidatin für die Grünen in die Abgeordnetenhauswahl 2021.

© Annette Riedl/dpa

„SPD und CDU tun so, als würden U-Bahnen nichts kosten“: Grüne kritisieren Ausbaupläne der Konkurrenz für den Berliner Nahverkehr

SPD und CDU haben mehrere neue U-Bahnstrecken vorgeschlagen. Die Grüne Spitzenkandidatin Bettina Jarasch hält das nur bedingt für sinnvoll.

Berlins Grünen-Spitzenkandidatin Bettina Jarasch wirft CDU und SPD einen unseriösen Überbietungswettbewerb beim Thema U-Bahnbau vor. „Zu dem Wettbewerb, den sich SPD und CDU gerade liefern, indem sie ständig immer neue U-Bahnstrecken wild ins Spiel werfen, kann ich nur sagen: Wir können gerne über alles reden, aber es muss verkehrlich sinnvoll sein“, sagte Jarasch.

„Das Unseriöse an diesem Überbietungswettbewerb von SPD und CDU ist, dass die so tun, als würden diese U-Bahnen alle gar nichts kosten.“

Für die Grünen sei der Ausbau des Nahverkehrs für die Verkehrswende zentral. „Dazu gehört, dass wir alle Bahnen stärken, von der Tram über die S-Bahn bis zur Regionalbahn. Und auch die U-Bahn gehört selbstverständlich zur Berliner Verkehrswende dazu“, sagte Jarasch.

Sie soll ihre Partei 2021 in den Wahlkampf ums Berliner Abgeordnetenhaus führen. „Unser Ziel ist ein dichtes und leistungsfähiges Netz - das ist das Kriterium, woran wir alle Vorschläge messen.“

Sinnvoll könne die U-Bahn sein, wo es um Lückenschlüsse gehe. „Insofern ist es kein Wunder, dass auch die BVG gerne den Lückenschluss der U3 am Mexikoplatz haben würde“, sagte die Grünen-Politikerin. „Das ist eine relativ kurze Strecke, sie könnte auch relativ kostengünstig gebaut werden, wobei wir immer noch über zweistellige Millionenbeträge reden.“

S-Bahn wichtig für die Pendler aus Brandenburg

Geprüft werden müsse bei allen Vorschlägen auch, wie der Klima-Check ausfalle. „Und dann vor allem die entscheidende Frage: Werden sie wirklich vielen Fahrgästen zugutekommen?“, sagte Jarasch. „Was wir nicht mitmachen werden, ist, dass man die einzelnen Verkehrsmittel gegeneinander ausspielt.“

Jarasch wies darauf hin, dass die verschiedenen Verkehrsmittel unterschiedliche Stärken haben: „So hat die Trambahn nicht nur den Vorteil, dass sie schneller zu planen und zu bauen ist und im Normalfall auch weniger kostet als eine U-Bahn, sie hat auch mehr Haltestellen, sie ermöglicht die kurzen Wege im Quartier“, sagte die Grünen-Spitzenkandidatin.

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„Für andere Zwecke sind andere Verkehrsmittel besser. Beispielsweise wird die S-Bahn ganz zentral sein, wenn wir die Pendlerströme aus Brandenburg besser bewältigen wollen.“

Ein entscheidender Gesichtspunkt sei die Finanzierung: „Der Bund würde unter bestimmten Voraussetzungen bei U-Bahnstrecken mitfinanzieren. Aber die SPD tut gerne so, als würde der Bund alles allein bezahlen. Das wird kaum der Fall sein“, sagte Jarasch.

Das waren die Vorschläge von CDU und SPD

„Der Bund zahlt ausdrücklich nur, wenn das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmt. Mit anderen Worten, man muss nachweisen, dass das Fahrgastaufkommen tatsächlich den Aufwand lohnt.“ Deswegen müsse der nächste Schritt sein, die entsprechenden Kosten-Nutzen-Analysen in Auftrag zu geben. „Wenn das nicht vorliegt, zahlt der Bund gar nichts.“

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Aus der CDU waren erst Anfang Dezember Forderungen nach einer Anbindung des Märkischen Viertels über die U8 zu hören, nach der Verlängerung der U9 von Rathaus Steglitz nach Lankwitz, der U1 von der Warschauer Straße zum Ostkreuz, der U7 von Rudow zum Flughafen BER sowie der U3 von Krumme Lanke zum Mexikoplatz.

Auch aus der SPD kam der Vorschlag, mehrere U-Bahnstrecken zu verlängern, etwa die U3 und die U8 sowie die U7 von Rathaus Spandau bis Heerstraße Nord und die U2 von Pankow bis Pankow-Kirche. (dpa)

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