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Im Idyll. Die „Liebesinsel“ liegt in der TXL-Einflugschneise.

© André Görke

Spandau im Polit-Check: Tausende Wohnungen sollen in der Einflugschneise entstehen

Eine große Zahl Wohnungen sollen am Havel-Ufer entstehen. Gar nicht so einfach – schließlich donnern die TXL-Jets im Tiefflug darüber.

Was war 2017: Die Baukräne werden aufgestellt …

Blicken wir tief in den Westen, zweite Straße gleich hinterm Havel-Ufer: Rathaus Spandau. Der neue Stadtrat hier heißt Andreas Otti (AfD). Der Mann ist unscheinbar, fällt nicht weiter auf. Dabei birgt sein Ressort – Facility Management, Umwelt- und Naturschutz – nicht wenige Knackpunkte. Dazu gehören nicht nur die maroden Dienstgebäude. Er mischt mit bei der Neugestaltung des Zitadellenumfeldes, streitet mit Mietern von Wochenendsiedlungen. Andere Themen beantwortet er stets kurz und mitunter lustlos so: „Keine Erkenntnisse – nicht zuständig“ (wie zuletzt bei der Anfrage der CDU, was denn der Bezirk für die Bürger in der TXL-Einflugschneise tue).

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Wer hat noch ordentlich zu tun? Frank Bewig von der CDU. Der ist Baustadtrat, und weil in Spandau 2017 überall Kräne aufgestellt worden sind, die sich 2018 auch alle drehen werden, ist der Terminkalender gefüllt. Immerhin: Seit Jahresende hat Bewig einen persönlichen Referenten. Stress hat zunehmend auch Bürgermeister Helmut Kleebank (SPD), der seit 2016 auch für das Schulressort mit seinen baulichen und räumlichen Engpässen verantwortlich ist. Seine Ansage: „Das ’Jahrzehnt der Investitionen’ hat längst begonnen, es ist bereits jetzt Realität. Alles in allem werden in den kommenden Jahren allein in Spandau weit über eine Milliarde Euro investiert werden.“ Doof, wenn dann zeitgleich in Schulen die Heizungen rummucken.

Kein Vergnügen

Bleibt Stephan Machulik (SPD), der sich um Jugend- und Bürgerämter kümmert, was ja auch in anderen Bezirken kein erholsames Vergnügen ist. Und Berlins dienstältester Stadtrat (seit 1992), Vizebürgermeister Gerhard Hanke (CDU), kümmert sich um die Zitadelle, Spandaus Festung.

Was wird 2018: … die Kräne drehen sich

Die Post – Spandaus grässlichster, leider auch zentralster Schandfleck – ist abgerissen, der Keller mit Sand gefüllt. Diese Fläche zwischen Altstadt, Arcaden und ICE-Bahnhof wird in 2018 so eine Art Spielwiese für Künstler, ehe 2019 die Maurer anrücken und ein neues Viertel aufbauen. Mit den Pepitahöfen in Hakenfelde geht im Juni eines der großen Berliner Wohnungsbau-Großprojekte mit gut 1000 Wohnungen seiner Vollendung entgegen. Geplant ist auch der erste Bauabschnitt für insgesamt gut 2000 Wohnungen, die Gewobag und WBM im Haselhorster Teil der Wasserstadt errichten wollen. Für diese und weitere Großprojekte muss 2018 dringend die Planung schulischer und verkehrstechnischer Infrastrukturen vorangetrieben werden.

Spandau wächst rasant

Dabei stehen unter anderem die künftige Nutzung der Trasse der einstigen Siemensbahn und die sonstige Erschließung der Insel Gartenfeld, wo bis zu 4000 Wohnungen geplant sind, im Vordergrund. Doch die Planung ist gar nicht so einfach, schließlich können keine Wohnviertel entstehen, wo heute noch die TXL-Maschinen im Tiefflug drüber donnern. Wann Tegel geschlossen wird, ist unklar. Und so lange bleiben viele Pläne in der Schublade.

Und dabei wächst Spandau eh schon rasant: Wegen der steigenden Schülerzahlen bei langwierigen Schulneubauplanungen werden diverse Bildungsstätten wohl zum Teil mobile Anbauten benötigen. Millionen fließen aus dem Denkmalschutz in die Altstadt und ins Fördergebiet Heerstraße-Nord – einem der ärmsten Berliner Kieze, gleich an der Landesgrenze zu Brandenburg. Nicht alle Vorhaben stoßen auf Begeisterung, aber da unterscheidet sich der gemeine Spandauer nicht sonderlich vom Berliner.

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