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Käte Tresenreuter und ihr Mann Harry Tresenreuter haben vor 40 Jahren das Sozialwerk Berlin gegründet und das ehrenamtliche Altenselbsthilfe- und Beratungszentrum aufgebaut.

© Thilo Rückeis

Sozialwerk Berlin: Aktiv sein - keine Frage des Alters

Das Selbsthilfezentrum ist 50 geworden - es war die erste Bürgerinitiative von älteren Menschen in Berlin. Heute ist das Haus in Grunewald voller Leben.

Ein 50-jähriges Jubiläum sollte Grund zum Feiern sein. Aber nicht in Corona-Zeiten. Deswegen wird am 8. Dezember den Gründern des Sozialwerkes Berlin im Zehlendorfer Käte-Tresenreuter-Haus nur mit einer Kranzniederlegung im kleinen Kreis gedacht. Das große Fest soll im kommenden Frühjahr folgen – wenn die Pandemie hoffentlich vorbei ist. Vor 50 Jahren, als der Begriff Selbsthilfe außer bei den Eltern aus den antiautoritären Kindergärten noch ein gesellschaftliches Fremdwort war, gründeten Käte und Harry Tresenreuter das „Sozialwerk Berlin“. Dabei war das Ehepaar altersmäßig weit entfernt von der Generation der Studentenbewegung. Aber Revolutionär*innen waren die Tresenreuters dennoch. Das Sozialwerk war die erste Bürgerinitiative in Berlin, die sich für die Belange und Interessen von älteren Menschen einsetzte. „Ältere Menschen helfen anderen älteren Menschen“, lautete damals wie heute das Motto.
Die Einsamkeit von älteren Patient*innen im Krankenhaus, die sie selber erlebt hatte, motivierte Käte Tresenreuter zur Gründung eines Seniorenclubs in ihrer Kirchengemeinde. Doch schon bald genügte ihr das nicht mehr. Tresenreuter wollte einen Besuchsdienst in Alten- und Pflegeheimen aufbauen. Bald nach der Vereinsgründung gab es Ausflugsfahrten und eine Beratungsstelle für alle rechtlichen Probleme. Das Sozialwerk brachte Projekte wie die erste Koordinierungsstelle für ambulante Rehabilitation auf den Weg. Das Modell wurde später von allen Bezirken in Form von Pflegestützpunkten übernommen.
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Mit einer Begegnungsstätte für Ältere wollten die beiden 2013 verstorbenen Käte und Harry Tresenreuter beweisen, „was ältere Menschen alles leisten können“. Über Monate hinweg suchte das Sozialwerk ein Grundstück, versuchte beharrlich, finanzielle Mittel aufzutreiben und ließ sich von der Landesregierung bei der Bitte um Unterstützung nicht abwimmeln. Doch es dauerte bis Ende 1983, bis das „Humboldtschlösschen“ in Grunewald öffnete. Es ist das erste Altenselbsthilfe- und Beratungszentrum in Deutschland, das von älteren Menschen geplant, mitfinanziert und gebaut wurde. Inzwischen gibt es so etwas in vielen anderen Städten. Selbst ein Brandanschlag 1999 stoppte Käte Tresenreuter nicht. Der Schaden betrug zwei Millionen Euro. In sechs Monaten richtete das Sozialwerk Berlin die Räume des Hauses in der Humboldtstraße 12 wieder her. Engagement hält jung, das beweisen die ehrenamtlich Engagierten nun schon seit so vielen Jahren und das galt auch für die Gründer*innen. Käte war Vereinsvorsitzende bis zu ihrem Tod mit 89 Jahren, Harry Tresenreuter wurde 90 Jahre alt.

Margit Hankewitz, Vorsitzende des Sozialwerk Berlin e.V. (2. v. re.); 2015 fotografiert mit den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen (v. li.) Ingrid Junkuhn, Christa Fischer und Sabine Koralewski.
Margit Hankewitz, Vorsitzende des Sozialwerk Berlin e.V. (2. v. re.); 2015 fotografiert mit den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen (v. li.) Ingrid Junkuhn, Christa Fischer und Sabine Koralewski.

© Thilo Rückeis

Das Haus ist ein “Wohlfühlort“ für viele Menschen, sagt Hans-Ulrich Litzner, der Vorsitzende des Förderkreises. Um den Betrieb und die Organisation in Eigenverantwortung kümmern sich rund 80 Ehrenamtliche mit großer Einsatzfreude.  Es gibt über 20 ehrenamtlich geleitete Interessenskreise – von Yoga, Gedächtnistraining, Basteln, Handarbeiten bis zum Kartenspielen. Im Keller des Hauses gibt es eine Kegelbahn und eine Bar, und im großen Festsaal finden regelmäßig Veranstaltungen, Lesungen oder Konzerte statt. Das Kompetenzzentrum „Offene Altenarbeit“ befasst sich in mehreren Arbeitskreisen mit seniorenpolitischen Themen und erarbeitet in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung einen Entwurf für ein Berliner Altenhilfegesetz. Titel: „Gutes Leben im Alter“.
Vorsitzende des Sozialwerks und Leiterin des Hauses ist Margit Hankewitz. Sie ist die Tochter von Käte Tresenreuter. Bis zur Corona-Pandemie war das Haus täglich geöffnet; doch auch jetzt gibt es – wenn auch eingeschränkt – Arbeitsgruppen und Aktivitäten. In den großen Saal dürfen derzeit statt 160 nur noch 55 Personen. Die Ehrenamtlichen hoffen, dass das Haus bald wieder so voll sein wird wie vor der Pandemie. Dann wird die große Küche auch wieder täglich ein Mittagessen anbieten. Damit noch mehr ältere Menschen Lust bekommen, sich hier ehrenamtlich für ihre Belange zu engagieren. Mehr erfahren können Sie unterwww.sozialwerk-berlin.de

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