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Schwäne gehören zu den ständigen Bewohnern des Tegeler Sees. Aktuell gibt es auch Haubentaucher, Schnatterenten und eine Samtente zu sehen.

© picture alliance / dpa

Sonniges Wochenende in Berlin: Vorfrühling vor dem nächsten Sturm

Der Winter war bisher tatsächlich sehr trübe - aber nur gefühlt verregnet. Jetzt lockt die Berliner Natur für kurze Zeit mit besonderen Highlights.

Es gibt was zu feiern an diesem Wochenende: Zwei Tage Sonne satt, präzise auf Sonnabend und Sonntag gelegt statt wie so oft mitten in die Woche. Wobei dieser Winter bisher selbst an Werktagen kaum Gute-Laune-Wetter abgeliefert hat. 

Nachdem bereits der Dezember sein schon naturgemäß bescheidenes Sonnensoll um acht Stunden verpasste, fehlten im Januar sogar 20 von 56 statistisch üblichen Sonnenstunden. Und im ganzen Februar – Soll: 80 Sonnenstunden – waren es bis einschließlich Freitag erst fünf.

Bis Sonntagabend sollten daraus mindestens 20 werden, verspricht Jörg Riemann, Chefmeteorologe des Dienstes „Wettermanufaktur“: Sonnenaufgang 7.27 Uhr, Sonnenuntergang 17.16 Uhr, dazwischen makellos blauer Himmel und maximal acht Grad. Am Valentinstag gibt’s das Gleiche noch mal bei höchstens zwölf Grad und ungefähr vier Minuten zusätzlicher Tageslänge. Aber eben: Montag.

Zunächst gilt es, den Sonntag zu nutzen. Derk Ehlert, Naturexperte der Umweltverwaltung, hat dafür mehrere Empfehlungen: „Wer einen Spaziergang am Bahnhof Bornholmer Straße macht, dürfte am Sonntag die ersten geöffneten Kirschblüten sehen“, sagt er. Wer bei diesem rosa Zauber noch einen Blick für den Himmel übrig hat, könne dort vor allem vormittags Kraniche sehen, die bei der Rückkehr in ihre Brutquartiere die Thermik über der Stadt nutzen, um sich auf Reiseflughöhe zu schrauben.

Die aktuellen Durchzügler seien noch keine Spanien-Rückkehrer, sondern hätten beispielsweise in Niedersachsen überwintert. Auch die ersten der etwa 20 Berliner Brutpaare seien zurück, etwa in Spandau und am Tegeler Fließ. Dazu seien Bless- und Saatgänse aus weiter westlich gelegenen Gefilden wie den Niederlanden in der milden Luft ostwärts unterwegs.

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Freunden besonderer Raritäten empfiehlt Ehlert einen Ausflug zum Tegeler See: Vor der Greenwichpromenade seien nicht nur erste Haubentaucher und Schnatterenten unterwegs, sondern auch „eine Samtente“. Eine? „Ja, ein Exemplar.“ 

Auffällig groß und dunkel, aber meist so weit weg, dass man ein Fernglas brauche, sagt Ehlert. Eigentlich lebten Samtenten an den Küsten Skandinaviens und Islands; das Exemplar am Tegeler See sei wohl auf der Durchreise dorthin.

Um Kraniche zu sehen muss man nicht nach Brandenburg fahren – der Rand Berlins reicht aus.
Um Kraniche zu sehen muss man nicht nach Brandenburg fahren – der Rand Berlins reicht aus.

© Patrick Pleul/dpa

Aber selbst in jeder Kleingartenanlage oder im Park lässt sich der Vorfrühling genießen: Die Schneeglöckchen und erste Krokusse blühen; Amseln, Zaunkönige, Rotkehlchen und (ebenfalls hier nur rastende) Rotdrosseln geben ihre Lieder zum Besten.

Etwaige Frühlingsgefühle werden im Laufe der kommenden Woche allerdings vom Winde verweht: Bis Dienstag bleibt es freundlich, aber danach frischt der Wind von Tag zu Tag weiter auf bis hin zu Sturm gegen Ende der Woche. „Es können auch wieder schwere Sturmböen dabei sein“, sagt Meteorologe Riemann.

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Auch die Temperaturen sinken dann wieder, wobei es allerdings überhaupt nicht winterlich wird. Wahrscheinlich gar nicht mehr in diesem Winter, sagt Riemann: Die jahrelang vermisste West-Wetterlage mit ihren immer neuen Atlantiktiefs sei endlich wieder in Gang gekommen und habe die Frostluft weit nach Osteuropa zurückgedrängt. Das schließe Zwischenhochs mit Sonne wie an diesem Wochenende nicht aus, aber verhindere jeden nachhaltigen Kälteeinbruch.

Mit dem Wind kehrt auch der Regen zurück, von dem es gefühlt schon arg viel gab in diesem grauen Winter. Aber nur gefühlt: Von den statistisch normalen 47 Litern pro Quadratmeter kamen im Januar nur 29 herunter. Tatsächlich hat es zwar an 23 von 31 Tagen geregnet, aber an keinem einzigen mehr als fünf Liter pro Quadratmeter. Das überbietet im Sommer jeder Gewitterschauer. Und aller Voraussicht nach auch dieser Februar noch, der bisher immerhin 15 Liter ins Röhrchen geträufelt hat.

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