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Das neue Bahnhofsgebäude von Grünberg (Zielona Gora).

© Jörn Hasselmann

Sonderzug nach Zielona Gora: Berliner SPD will schnellere Zugverbindungen nach Polen

Die schnellste Bahnfahrt seit 79 Jahren: Die Berliner Genossen werben mit einer Sonderzugfahrt für bessere Verbindungen zwischen Berlin und Polen. 

Die Berliner SPD zeigt der Deutschen Bahn, wie schnell die Züge sein könnten. In gut zwei Stunden reiste eine Parlamentariergruppe am Sonnabend von Lichtenberg nach Zielona Gora, dem früheren Grünberg. Reguläre Züge benötigen zweieinhalb bis dreieinhalb Stunden. Fast 30 Jahre nach dem Mauerfall und 14 Jahre nach dem Beitritt Polens zur EU sind die Schienenverbindungen ins Nachbarland mehr als dürftig. Die Ostbahn ist eingleisig, ebenso die Strecke nach Stettin. Direkte Züge gibt es kaum.

„Wir kämpfen für das zweite Gleis auf der Ostbahn“

„Zusammenarbeit setzt Erreichbarkeit“ voraus, sagte die Abgeordnete Ülker Radziwill nach der Ankunft des Sonderzugs in Polen. Sie erinnerte daran, dass Grünberg und Landsberg, das heutige Gorzow, „zwei benachbarte Großstädte“ Berlins seien. In den einen Ort fährt morgens ein direkter Zug, in den anderen nur abends einer, der für Tagesgäste aus Berlin ungünstig ist.

Auf der Rückfahrt in der Nacht zu Sonntag brach der SPD-Sonderzug auf der Ostbahn sogar einen Rekord: In 94 Minuten ging es mit zwei Stopps bis Lichtenberg. Bislang war der D-Zug Memel–Berlin der schnellste – mit 99 Minuten im Jahr 1939. Derzeit dauert es regulär zwischen 132 und 170 Minuten.

Der SPD-Verkehrsexperte Jürgen Murach hatte den Fahrplan für die Fahrt ausgetüftelt. Als Mitarbeiter der Senatsverkehrsverwaltung kümmert er sich auch hauptberuflich um die Schienenverbindungen nach Polen. „Wir kämpfen für das zweite Gleis auf der Ostbahn“, sagte Murach vor Vertretern Gorzows. In Landsberg und Grünberg konnten die Abgeordneten und Bezirksverordneten sehen, wie intensiv in Polen derzeit die Eisenbahn saniert, elektrifiziert und ausgebaut wird. Dieser politische Wille fehlt in Deutschland noch.

„Vision 2040“ für eine stärkere Verbindung

Landsberg ist eine von drei Städten, die wie Berlin eine Stadtbahn auf einem Viadukt haben. Die dritte ist Breslau. 2017 hatte die SPD mit dreieinhalb Stunden auch in diese Stadt eine Rekordfahrt geschafft. Auch diese Fahrt hatte Murach organisiert, so schnell war seit dem Zweiten Weltkrieg kein Zug mehr. Damals fuhren täglich 34 Züge zwischen Breslau und Berlin – derzeit gibt es nur den „Kulturzug“ am Wochenende. Fahrzeit derzeit ab Ostkreuz: 4 Stunden, 15 Minuten.

2019 fuhr ein Sonderzug der NEB von Berlin nach Grünberg
2019 fuhr ein Sonderzug der NEB von Berlin nach Grünberg

© Jörn Hasselmann

Etwas Hoffnung gibt es seit dem deutsch-polnischen Bahngipfel im Juni in Potsdam. Die Strecke nach Stettin soll ein zweites Gleis und eine Oberleitung bekommen, angeblich bis 2025. Seit Jahren wurde dies von wechselnden Bundesregierungen immer wieder versprochen.

Polnische und deutsche Sozialdemokraten denken schon weiter. Derzeit arbeiten sie an einer gemeinsamen „Vision 2040“. Vielleicht ist es dann ja so einfach, mit dem Zug nach Polen zu reisen, wie heute nach Hamburg.

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