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Wegen Corona-Infektionen und Quarantänen fallen an Berlins Krankenhäusern viele Beschäftigte aus.

© dpa/Stefan Puchner

Update

Sommerferien, Corona, Quarantäne: Berliner Krankenhausgesellschaft befürchtet wieder Engpässe

Noch ist die Patientenversorgung in Berliner Kliniken gesichert, versichern große Häuser. Das könnte sich ändern. Auch in Brandenburg wächst die Anspannung.

Die Urlaubszeit, steigende Corona-Fallzahlen und Krankmeldungen von Mitarbeitern machen sich in Berliner Krankenhäusern bemerkbar. „Der Personalstamm ist bereits stark reduziert durch Infektionen und Quarantäne“, sagte Marc Schreiner, Geschäftsführer der Berliner Krankenhausgesellschaft. Dies verschärfe die ohnehin angespannte Lage in den Krankenhäusern erneut.

„Wir befürchten, dass es im Sommer immer wieder zu Engpässen kommen wird“, sagte Schreiner. Die Patientenversorgung sei momentan nicht gefährdet, versicherten verschiedene Krankenhäuser. 

„Wir haben derzeit im Vergleich zum Vorjahr zwar eine erhöhte Anzahl von Patienten mit Covid-19 auf unseren Intensivstationen, dies aber auf niedrigem Niveau“, berichtete Vivantes-Sprecher Christoph Lang. Auch der Krankenstand steige, aber auch hier nicht vergleichbar mit dem zurückliegenden Winter. „Die Patientenversorgung ist nicht beeinträchtigt“, betonte Lang. 

Auch an der Charité begebe sich eine wachsende Zahl an Mitarbeitern mit positivem Covid-19-Test in häusliche Isolation. Die Krankenversorgung sei gewährleistet, erklärte eine Sprecherin. 

In Berlin werden nach Daten des Landesamts für Gesundheit und Soziales momentan rund 560 Patienten mit Covid-19 in Krankenhäusern behandelt, davon etwa 65 auf Intensivstationen. 

Forderung nach Unterstützung

„Insgesamt kann man von einer leicht angespannten und beherrschbaren Situation sprechen“, berichtete der Sprecher des Sana-Klinikums Lichtenberg, André Puchta.

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Für den Fall, dass es zu einer punktuellen Häufung von Krankheitsfällen innerhalb der Mitarbeiterschaft kommen sollte, verfüge das Haus über Konzepte, um diese zu kompensieren - etwa flexible Arbeitszeitmodelle und eine vorausschauende Personalplanung.

Der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft forderte - auch mit Blick auf den Herbst - eine „optimale Unterstützung für die Krankenhäuser“. „Doch das Gegenteil passiert. Gerade wurde die einzige finanzielle Corona-Unterstützung für Krankenhäuser ersatzlos gestrichen“, bemängelte Schreiner. 

Das Wegfallen dieser Hilfen komme auch angesichts der inflationsbedingten Preissteigerungen zur absoluten Unzeit. „Krankenhäuser können die von Zulieferern und Dienstleistern geltend gemachten Verteuerungen wegen des starren Vergütungssystems nicht weitergeben. Wir befürchten starke wirtschaftliche Einbußen für das laufende Jahr“, so Schreiner. 

Auch in Brandenburg wächst die Anspannung

Auch in Brandenburg wird die Situation in den Kliniken aus Sicht von Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) wieder angespannter. Im Klinikum Brandenburg/Havel kommt es nach Ministeriumsangaben bereits zu Verlegungen von Covid-Patienten in andere Krankenhäuser. Das sei zwar bislang eine Ausnahme, aber die Situation werde zunehmend angespannter, sagte die Ministerin der Deutschen Presse-Agentur in Potsdam. Zwei große Krankenhäuser in Brandenburg berichteten, dass es derzeit noch keine Engpässe und Einschränkungen im Klinikbetrieb gibt.

Es sei nicht so sehr die Zahl an Intensivpatienten, die Probleme mache, sondern auch die Menge an mit Corona infiziertem Personal. Mit Blick auf den Herbst sagte die Ministerin: „Mit einem raschen Aufkommen von Varianten müssen wir rechnen und dass sie zu einer Verstärkung der Belastung im Gesundheitssystem führen können.“

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Eine Sprecherin des Klinikums Ernst von Bergmann in Potsdam sagte auf Anfrage, dass zwölf Patienten wegen einer Covid-Erkrankung stationär in Behandlung seien, einer davon auf der Intensivstation. Die Krankenquote beim Personal sei vergleichbar mit der im Vorjahreszeitraum und könne in der Klinik bisher gut ausgeglichen werden. „Die Ausfälle sind gleich verteilt über alle Bereiche“, sagte die Sprecherin.

Ähnlich lautet die Einschätzung aus dem Carl-Thiem-Klinikum (CTK) in Cottbus, Brandenburgs größtem Krankenhaus. „Bislang können wir am Carl-Thiem-Klinikum weder aufgrund der Urlaubszeit noch aufgrund krankheitsbedingter Ausfälle Einschränkungen im Klinikbetrieb bemerken“, erläuterte eine Sprecherin.

Coronabedingte Personalausfälle „aktuell eher marginal"

„Das CTK stellt sich jedes Jahr auf die Sommerferienzeit ein, die Kliniken terminieren die planbaren Operationen so, dass alle Eingriffe gewährleistet werden können.“ Außerdem seien coronabedingte Personalausfälle aktuell eher marginal, auch darüber hinaus sei der Krankenstand im normalen Bereich. „Insofern mussten weder Operationen noch Untersuchungen verschoben werden.“

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Bundesweit gilt der Krankenstand unter Beschäftigten in den Krankenhäusern derzeit als hoch, die Zahl der Corona-Infektionen ist zuletzt wieder deutlich gestiegen. Gleichzeitig haben in Brandenburg die Sommerferien bereits begonnen, viele Mitarbeiter sind im Urlaub.

Nonnemacher beklagte, dass der Bund den Ländern bisher noch keine geeigneten Instrumente für den Infektionsschutz an die Hand gegeben habe. „Ich könnte nicht mal eine Maskenpflicht im Einzelhandel, im Supermarkt oder in geschlossenen Räumen oder eine Zugangsbeschränkung anordnen“, meinte sie. „Am 23. September läuft das Bundesinfektionsschutzgesetz aus, und warum ist jetzt noch nicht klar, durch was es abgelöst wird?“ Sie hätte eigentlich erwartet, dass die entsprechenden Gesetzentwürfe zur Sommerpause vorliegen. (dpa)

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