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Sonnenplätzchen. Das schöne Wetter der kommenden Tage lässt sich an vielen Orten genießen.

© Jörg Dirmeitis / Adobe Stock

Sommer in der Hauptstadt: Die besten Ferien-Ausflugsziele in Berlin

Berlin ist das schönste Land der Welt. Wozu also weit reisen? Hier sind die Tipps aus der Tagesspiegel-Redaktion für alle, die zu Hause Urlaub machen.

Tour zum Müggelsee

Eine reizende Runde mit vielen Bademöglichkeiten und gleich zwei Bootsfahrten zum BVG-Tarif lässt sich an der Dahme drehen: Man startet in Grünau, wo 500 Meter vom S-Bahnhof entfernt die Fähre nach Wendenschloss ablegt. Hier wandert oder radelt man erst durchs Villenviertel und geht dann am Ufer durch den Wald, kommt am Strandbad und einigen wilden Badestellen vorbei.

Ein Abstecher zum Müggelturm samt Restaurant ist mit nur 300 Meter Umweg (und etwa ebenso vielen Treppenstufen) möglich. Von Krampenburg fährt eine Fähre im Halbstundentakt (außer montags) nach Schmöckwitz. Hier fährt man entweder mit der Uferbahn 68 zurück nach Grünau oder folgt dem Dahmeradweg dorthin. Auch auf dieser Uferseite gibt es mehrere Badestellen – und zur Stärkung etwa das Restaurant Richtershorn sowie das Eiscafé Anett in Grünau. Stefan Jacobs

Landcharme in Dahlem

Zur blauen Stunde auf die Domäne Dahlem – ländlich-lieblicher geht’s nicht innerhalb des Berliner Stadtgebietes. Am Besten am U-Bahnhof Podbielskiallee starten, dann ist der Überraschungseffekt besonders groß, wenn sich nach dem engen Franz-Grothe-Weg der Blick weitet. Das Areal liegt im sanften Abendsonnenschein, es sind kaum noch Spaziergänger unterwegs, die feinen Villen der Gegend lassen sich hinter hohen Bäumen allenfalls erahnen.

Über gewundene Wege geht es zwischen den Wiesen hindurch, vorbei an den Blumenbeeten und Gemüsegärten des Bio-Bauernhofs. Da bekommen die Hühner ihr Abendbrot, dort glotzen ein paar Rinder über den Zaun, friedlich und verlassen liegt auch der historische Gutshof da. Schon auf der anderen Straßenseite aber, hinter dem ehemaligen Eiskeller auf dem Dorfanger, empfängt der Biergarten des „Alten Krugs“ gastfreundlich die durstig gewordenen Großstadtflüchtlinge. Frederik Hanssen

Seitenweise träumen

Unscheinbar von außen, wunderbar von innen: die Lesecafés in Berlin. Ein Tipp vor allem für Regentage! Weiche Polster zu Musik, Essen und Getränken und großen Mengen Lesestoff. Eine Handvoll dieser Läden gibt es in Berlin, die Buchkantine etwa (Dortmunder Straße 1, Moabit) und die Brezelbar Leselounge (Friesenstraße 2, Kreuzberg). Zusammengewürfelte Wohnzimmermöbel schmücken etwa das Café BilderBuch in Schöneberg, Akazienstraße 28.

Durch Teppiche erscheint das Café wie ein übergroßes Wohnzimmer, leise klimpert Musik und mehrere orange leuchtende Lampen lassen Besucher in eine wohlige Atmosphäre tauchen. Zu Kaffee und Kuchen kann man in Büchern schmökern, die hier in Regalen teilweise bis zur Decke stehen. Manche kann man mitnehmen und eigene dafür dalassen. Ida Caspary

Eine kleine Waldpartie

Mit dem Auto oder auf dem Fahrrad Richtung Wandlitz, und irgendwo bei Basdorf kommt ein Waldweg, vorbei an ehemaligen Volkspolizei-Kasernen, die nun Stück für Stück verkrümeln und zerbröseln. Schnell weg. Weiter. Dahin, wo die staubigen Wege enden. Am Waldesrand bleiben wir nicht ratlos stehen, sondern wandern munter drauflos.

Nach zehn Minuten sind wir in dieser anderen Welt. Die Entschleunigung beginnt. Die Schritte werden langsamer und kürzer. Der Wald ist die Stille, die Stille der Wald. Durch die Kronen der Kiefern bricht sich das Sonnenlicht und bestreut die Wege mit goldenem Schimmer. Der Wald als Seelentröster, Genusstränke, Gesundheitselixier. Und Schönheitsmittel.

Dschungelfieber. In und um Berlin lockt die Stille der Wälder.
Dschungelfieber. In und um Berlin lockt die Stille der Wälder.

© Kitty Kleist-Heinrich

Der Mensch geht im Gehen in sich, er findet zu sich selbst. Keine brausenden Autos in kalten Straßen, kein Hupen und Nörgeln, keine Menschenseele. Wir laufen ins Ungewisse. Ein Vogel krächzt mehr als er singt. Äste knacken. Kein Wildschwein, kein Fuchs. Nur Ameisen, die hurtig auf ihrem Hügel arbeiten, ohne Laut. Die Seele wird immer freier. Diese Luft!

Die Bäume wiegen sich sanft, haben sie eben etwas von „Heimat“ geflüstert? Wir gehen auf Nadeln und Kienäpfeln. Oder auf Moos und Gras. Irgendwann steigt man über gefallene Bäume, die einem den Weg versperren. Keine Bank, nirgends. Und Spinnengewebe. Wir drehen um, gehen dahin, woher wir gekommen sind. Singen von Waldesluft und Waldeslust. Atmen tief. Wald verführt zum Kitsch, wie Sie gerade sehr richtig bemerkt haben. Heimat, auch ohne den Hirsch, der röhrt. Aber das kommt auch noch, alle Jahre wieder. Lothar Heinke

Mehr Seen

Am besten, man behält die Badehose gleich an. Das Berliner Stadtgebiet hat nämlich mehr schöne Strände als … ach, lassen wir das, es ist einfach unvergleichlich. Und erst die Wasserqualität. Von den 39 offiziellen Badestellen in natürlichen Gewässern haben zum Start der Sommerferien 38 Seen und Flussläufe gute bis erstklassige Qualitätsnoten erhalten, wer sportliche Erfrischung sucht, kann also fast überall bedenkenlos hineinspringen und kräftig losplanschen.

Wegen des Starkregens der vergangenen Woche sollten Vorsichtige derzeit lieber ein paar Tage aussetzen. Weil Regenauffangbecken überliefen, könnten gefährliche Bakterien in Badegewässer gelangt sein. Aktuelle Informationen gibt es auf der Internetseite des Landesamts für Gesundheit und Soziales (Lageso). Aber schon in ein paar Tagen steht dem im Wortsinn ungetrübten Badevergnügen nichts mehr im Weg. Stephan Wiehler

Übers Wasser gondeln

Wenn das Wasser ums Paddel plätschert, wenn sich die Wasserstraßen öffnen und die Häuser vorüberziehen, kann man sich tatsächlich ein wenig wie in Venedig fühlen. Naja, die Gondeln und Bauwerke fehlen. Denn Klein-Venedig liegt in Spandau, nicht in Italien, und zeigt sich deutlich ländlicher. Aber gerade das ist das Besondere an diesem Bootsparadies: Hier ziehen Schmetterlinge und Libellen statt Barockkirchen vorbei, und bunt geschmückte Schrebergärten wechseln sich dicht an dicht ab mit sattem Baum- und Wiesengrün und hölzernen Stegen.

Friedliche Stille herrscht in Klein-Venedig, während man durch das sonnenverspiegelte Wasser fährt. Am Ufer wachsen Taglilien, Seerosen und Birken, von Zeit zu Zeit flattern Enten, das Rascheln der Weiden ertönt im Wind, die ihre langen, gebogenen Äste über das Wasser recken, manchmal sogar zu einer schattigen Überdachung. Voraussetzung für dieses Erlebnis ist ein Wasserfahrzeug – vor Ort gibt es Bootsverleihstellen, zum Beispiel an der Dorfstraße 14 und der Heerstraße 199. Ruder-, Motor- oder Schlauchboot, Kanu, Kajak oder Nachen geschnappt, kann es im Sonnenschein los aufs Wasser gehen. Ida Caspary

Volles Programm in Mitte

Unaufwändig den Sommer genießen? In Berlin ist das kein Problem, selbst wenn man wasserscheu ist und den Sprung in Seen und Bäder meidet. Man kann sich wunderbar treiben lassen, zwischen den Liegestühlen zum Beispiel am Spreeufer gegenüber der Museumsinsel. In der Sonne liegen mit Ausblick auf die Hochkultur: Wo sonst gibt es das? Meer kann jeder.

Und vielleicht inspiriert der Anblick ja zu einer Abkühlung im Dunstkreis einer Klimaanlage zwischen alten Meistern. Wer sich ein bisschen Bewegung verschaffen will, kann an einer der Tischtennisplatten im Tiergarten trainieren. Dies ist schließlich die Stadt der genialen Stadtmöbel. Es geht zur Not aber auch ohne Action und Bewegung. Mit einer Decke oder einem Klappstuhl verträumt man die Sonntage im Park. Im Juli und August findet am Teehaus im Englischen Garten der Konzertsommer statt. Da kann man zum Beispiel die Acoustic Hippies, Ingrid Arthur & Band oder Murphy’s Law erleben – draußen und völlig umsonst. Elisabeth Binder

Wir trafen uns in einem Garten

Der Eingang in die andere Welt liegt zwischen zwei Werbeplakaten an einem zugewucherten Zaun, direkt am Moritzplatz. Ein Erdweg führt durch Beete, zweigt sich auf und geht an Pflänzchen in Plastikkisten vorbei, von Kapuzinerkresse bis Zitronengras und Pastinaken, dazwischen wiegen sich Apfelbäume und Kletterpflanzen. Willkommen in den Prinzessinnengärten. Mehrere Container umrahmen das Wäldchen aus Scheinakazien, zwischen denen sich bunt zusammengestellte Stühle und Tische zum Sitzen, Essen und Quatschen anbieten – die Gartenbar und Gartenküche.

Hier ist das Verkehrsrauschen fern, zwischen Gesprächen, Blätterrauschen und dem Gesang der Vögel. 2009 waren das Gelände noch eine Brache, nun ist es eine ökologische und nachbarschaftlich organisierte Gartenlandschaft. Lernprojekte zeigen Säen, Pflanzen und Ernten, außerdem Kompostierung und Bienenhaltung. Zwischen April und Oktober werden jeweils donnerstags 11 bis 14 Uhr offene Gartenarbeitsstunden angeboten.

Weitere Termine sind im Veranstaltungskalender unter www.prinzessinnengarten.net zu finden, beispielsweise eine offene Fahrradwerkstatt, Siebdrucktage und eine Kräuterschule. Und es gibt jeden Tag etwas anderes zu essen, Pizzen etwa, belegt mit den frisch geernteten Produkten des Gartens sowie Bio-Produkten aus Berlin und Umgebung. Ida Caspary

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