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Einer von insgesamt 34 Containern des niederländischen Hellers Mr. Fill, den die Berliner Stadtreinigung ein Jahr lang erproben will - hier in der Nähe des Potsdamer Platzes.

© Ingrid Müller

Solarbetriebener Abfalleimer: Berliner Stadtreinigung testet quetschenden Holländer

Die Berliner Stadtreinigung (BSR) hat 34 neuartige Abfallbehälter im Stadtgebiet aufgestellt. Sie können mehr, als man auf den ersten Blick denken würde

Sie sind eckig, hängen nicht wie üblich an Laternenmasten, sondern stehen auf dem Boden. Man öffnet sie mit einem Fußtritt, sie verfügen über ein Solarmodul und sogar einen Internetanschluss. Und Müll aufnehmen können sie auch noch. An drei Orten in Berlin kann man derzeit diese mögliche Zukunft der Abfallsammlung im Berliner Straßenland studieren: Die Stadtreinigung BSR hat in den vergangenen Wochen insgesamt 34 solarbetriebene Presspapierkörbe des Herstellers „Mr. Fill” aus dem niederländischen Culemborg aufgestellt. (Hier erklärt die Firma die Funktionsweise).

Begutachten kann man sie rund um den Nettelbeck Platz im Wedding, dem Potsdamer Platz in Mitte, am Ostbahnhof in Friedrichshain und dem Hermannplatz in Neukölln. Auch die Bremer Stadtreinigung testet das Modell. Die zwischenzeitlich am Monbijoupark und James-Simon-Park in Berlin-Mitte aufgestellten Behälter wurden wieder abgebaut, da sie in der dunklen Jahreszeit nicht so stark genutzt werden dürfen, wie nötig wäre, um sie zu testen, heißt es bei der BSR.

Die Behälter sollen zunächst für ein Jahr an genannten Orten stehen. Sollten sie sich bewähren, könnte das Landesunternehmen damit deutlich mehr der insgesamt rund 24.000 orangefarbenen Standard-Papierkörbe in Berlin ersetzen. „An einigen, vom Fußgängerverkehr und Tourismus hochfrequentierten Standorten reichen unsere beliebten Standard-Papierkörbe nicht mehr aus um die anfallende Abfallmenge aufzunehmen”, erklärte eine BSR-Sprecherin.

Für solche Standorte habe man bereits heute größere Papierkörbe: 99 Unterflurbehälter, bei denen der Abfallbehälter bis unter die Erde reicht, und 160 große, kugelrunde Körbe, „Bubbles” (Blasen) genannt. „Mit dem Solar-Press-Papierkorb wollen wir die Erweiterung dieser Produktpalette der Großvolumengefäße testen”. Er biete im Vergleich zum Unterflur-Papierkorb den Vorteil, dass er nicht in den Boden gebaut werden müsse und somit einfacher aufzustellen sei.

600 Liter Müll in einer 120-Liter-Tonne

In dem Solar-Press-Container von Mr. Fill steht eine 120-Liter-Standard-Mülltonne, in der der eingeworfene Müll wegen der eingebauten Müllpresse laut Herstellerangaben auf das fünffache verdichtet wird und sich daraus ein Fassungsvermögen von 600 Liter ergibt. Der einjährige Test solle zeigen, „ob diese Presstechnik und die Entsorgungslogistik den Ansprüchen der Nutzung in Berlin an den verschiedenen Standorten standhält und vor allem, ob der Papierkorb auch von den Berlinern und deren Besuchern angenommen wird”, so die Sprecherin weiter.

Die BSR kümmert sich nicht nur um Berlins mehr als 20.000 Abfallbehälter an den Straßenrändern. Hier verschnauft ein Mitarbeiter bei der Entsorgung von Büromöbeln hinter seinem LKW, aufgenommen im Oktober 2019.
Die BSR kümmert sich nicht nur um Berlins mehr als 20.000 Abfallbehälter an den Straßenrändern. Hier verschnauft ein Mitarbeiter bei der Entsorgung von Büromöbeln hinter seinem LKW, aufgenommen im Oktober 2019.

© Kay Nietfeld/dpa

Zudem sind die Behälter von Mr. Fill aus Holland „smart”, also elektronisch vernetzt. Der Strom, der mit dem integrierten Solarmodul erzeugt wird, speist nicht nur die interne Presse – die man aus Sicherheitsgründen nur zudrücken kann, sobald der Einwurfdeckel geschlossen ist – sondern auch ein Funkmodul. Sensoren im Behälter registrieren die Zahl der Einwürfe und den Füllstand in der Tonne. Das Modul meldet eine Überfüllung oder einen Defekt an die Einsatzzentrale der BSR. Zudem erkennt das System angeblich auch Glas- und Plastikflaschen, die dann nicht zerquetscht werden.

Grund für die Einführung der besonderen Behälter: An einigen Orten, wo besonders viel los ist, fassen die Standardbehälter nicht genügen Müll - wie hier nach dem Karneval der Kulturen in Kreuzberg bleiben tonnenweise Müll und Altglas zurück.
Grund für die Einführung der besonderen Behälter: An einigen Orten, wo besonders viel los ist, fassen die Standardbehälter nicht genügen Müll - wie hier nach dem Karneval der Kulturen in Kreuzberg bleiben tonnenweise Müll und Altglas zurück.

© imago images/A. Friedrichs

Auf Anforderung der Polizei lassen sich diese neuartigen Papierkörbe auch verriegeln. Das wird bei Großveranstaltungen oder Staatsbesuchen gefordert, bei denen Sicherheitskräfte sicherstellen wollen, dass keine Bomben oder dergleichen darin platziert werden können. Im Rahmen des Tests möchte die BSR auch Hinweise zur Barrierefreiheit sammeln. Da Rollstuhlfahrer zum Beispiel den Mechanismus mit dem Fußpedal kaum bedienen können dürften, gibt es für die Öffnung auch einen Griff an der Klappe. Die BSR erklärt, sie freue sich über Reaktionen der Bürger.

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