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Wenn im Monbijou-Theater in Mitte beim „SingDelaSing“ gemeinsam gesungen wird, hält es kaum einen Zuschauer auf seinem Sitz. 

© Bernd Schönberger/promo

"SingDelaSing" im Monbijou Theater Berlin: Wie Singen ohne Duschen

Beim „SingDelaSing“-Konzert ist das Publikum der Star. Denn die Zuschauer trällern die Lieder gemeinsam.

Bela Brauckmann streicht sich seine verschwitzte Haartolle aus dem Gesicht und lässt den Blick über die sich leerenden Ränge des hölzernen Amphitheaters am Monbijoupark schweifen. Die laue Abendluft vibriert noch leicht, hier an den bunt beleuchteten Ufern der Spree. Gut 500 Berliner lassen den Abend schwatzend, lachend und summend ausklingen, das Weinglas in der Hand – gerade haben sie beim Mitsing-Konzert „SingDelaSing“ das Beste gegeben.

„Vom ersten bis zum letzten Ton sind alle voll dabei“, sagt Bela Brauckmann, der als Produzent und Musiker auch schon mit Udo Lindenberg zusammengearbeitet hat. Seit zwei Jahren organisiert er in Berlin mindestens einmal im Monat „SingDelaSing“, eine Art Karaoke-Abend für jeden, der Lust am gemeinsamen Singen hat.

Dabei hat das Ganze für Brauckmann nicht viel mit Karaoke zu tun. „Da muss man sich trauen und sich zum Löffel machen. Das passiert beim SingDelaSing nicht. Niemandem wird ein Mikro ins Gesicht gehalten.“ Ziel sei es, einen Raum zu schaffen, singen in ungezwungener Atmosphäre. Dabei ist es egal, ob man eine Gesangsausbildung auf dem Konservatorium, auf der Fanmeile oder allein beim Autofahren genossen hat. „Bei uns kann man einfach so reinstolpern und loslegen.“

Musikalische Begleitung mit Klavier

Den passenden Soundteppich weben Cem Arnold und Gunter Papperitz mit Klavier und Gesang. Von Oasis’ „Wonderwall“ über den Dancefloor-Hit „Crying at the Discotheque“ bis zu „Manic Monday“ und neuen Songs von Ed Sheeran reicht ihr Repertoire. Sie laden das Publikum zum Mitsingen ein, das die Liedtexte auf einer großen Leinwand mitlesen kann.

„SingDelaSing“ ist für all jene etwas, die den Staubwedel schon mal zum Dirigierstab umfunktionieren. „Ich singe sonst unter der Dusche und im Auto. Hier kann man singen, wie man will und muss nicht irgend einem Chorsatz folgen“, sagt Susanne Köhler, die schon beim ersten Konzert in Clärchens Ballhaus dabei war. Auch Doreen Grallert ist Wiederholungstäterin. „Ich komme wegen der beiden auf der Bühne! Der am Klavier singt auch mal schief. Aber das ist okay, tun wir ja auch.“

Der am Klavier, also Gunter Papperitz, und Cem Arnold lernten sich Anfang der 2000er Jahre im Popmusik-Studium in Hamburg kennen, seit Jahren sind sie als Musiker in der deutschen Musikszene unterwegs. Aber: „Wir haben selten so ein Lampenfieber wie vor SingDelaSing, denn wir wissen genau, dass die Leute nicht kommen, um uns da spielen zu sehen“, sagt Papperitz. „So fühlen sich Comedians: Was, wenn heute keiner lacht? Was, wenn die Leute nicht singen?“ Die Magie, die das Konzert ausmache, lasse sich schwer planen. „Das entsteht am Abend.“

Alles ziemlich spontan

Was noch so ungeplant ist: Cem verhaspelt sich schon mal oder zeigt die falsche Songtext-Folie. Alles halb so wild. Schön spontan auch die gelegentlichen Auftritte von Produzent Bela Brauckmann. „Den konfrontieren wir erst beim Soundcheck damit, dass wir ihn bei ein, zwei Stücken gern dabei hätten“, sagt Gunter Papperitz. „Dann sucht er sich irgendwelchen Kram zusammen, auf dem er uns begleitet.“ Kürzlich diente ein Einkaufswagen als Schlagzeug.

Aus der Improvisation heraus entstand ja auch die Idee zu den „SingDelaSing“-Abenden: Meistens versuchte Papperitz, von Partys zu verschwinden, bevor ihn jemand ans Klavier bitten konnte. Bei einer Fete in Köln war ihm das nicht gelungen. Gegen 23 Uhr saß er plötzlich am Klavier. „Und die Leute, alle hatten schon was getrunken, fingen an zu singen. Sie suchten sich die Texte auf den Smartphones heraus, ich improvisierte an den Tasten.“ Erst am frühen Morgen endete die spontane Hausmusikeinlage. „Ein sensationeller Abend.“ Am nächsten Tag überlegte sich Papperitz, das mit viel mehr Menschen zu wiederholen. Cem und Bela stiegen ein und so fand das erste „SingDelaSing“ vor bald zwei Jahren im Spiegelsaal von Clärchens Ballhaus statt.

Mittlerweile haben sie bei rund 20 Shows in Berlin, Leipzig und Hamburg, Magdeburg und Hannover etliche Menschen zum Singen gebracht. „Wir geben uns Mühe das Repertoire abwechslungsreich zu halten, damit wir uns auch selbst nicht langweilen“, sagt Bela. So gemischt wie die Songs ist auch das Publikum. Bei der letzten Berlin-Show riss ein älterer Herr bei einem Song von Justin Bieber die Faust hoch. Und ein anderer Gast, zum ersten Mal dabei, bringt es auf den Punkt: „Das ist wie Singen ohne Duschen.“

Der nächste Termin am 2. Juli im Amphitheater im Monbijoupark ist bereits ausverkauft, ebenso der Termin am 20. August auf dem Schöneberger Südgelände. Für den Zusatztermin an gleicher Stelle am 19. August gibt es noch Karten ab 13 Euro. Alle Infos unter: www.singdelasing.de

Antonia Bretschkow

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