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Die frei geschnittene Trasse der Siemensbahn. Links die Gleise nach Spandau, hinten die Rudolf-Wissell-Brücke.

© Jörn Hasselmann

Siemensbahn soll wieder fahren: Der Wald muss den neuen Gleisen weichen

So schnell wie bei Tesla geht es nicht. Aber die ersten Vorbereitungen für die Wiedereröffnung der Siemensbahn sind sichtbar.

40 Jahre hatte die Natur Zeit, die Gleise zu erobern. 1980 ist die Siemensbahn von Jungfernheide nach Gartenfeld stillgelegt worden. Vor eineinhalb Jahren hat sich bekanntlich der Siemens-Konzern entschlossen, in Siemensstadt viel Geld in einen Zukunftscampus zu investieren. Berlin sagte die Reaktivierung der  4,5 Kilometer langen Zweigstrecke zu, die mitten durch diesen Campus führt. 
Spaziergänger konnten kurz vor Ostern erste Arbeiten beobachten: Am Abzweig der Strecke hinter Jungfernheide wurde der Wildwuchs auf der Trasse gerodet und gehäckselt. Wieso einige Bäume stehen blieben, erschließt sich dem Beobachter nicht. 

Keine Brücke, sondern ein Durchlass für einen Wassergraben. Im Hintergrund das Überwerfungsbauwerk der Ringbahn
Keine Brücke, sondern ein Durchlass für einen Wassergraben. Im Hintergrund das Überwerfungsbauwerk der Ringbahn

© Jörn Hasselmann

Eine bislang unter dichtem Grün verborgene Brücke wurde mit einem Metallzaun gesichert. Ein Vermessungsingenieur, der unter der völlig verrosteten Konstruktion zugange war, erklärte, dass es gar keine Brücke sei, sondern ein „Durchlass“. Tatsächlich rinnt hier etwas Wasser, es ist der weitgehend unbekannte „Fürstenbrunner Graben“, der die Teiche im Charlottenburger Schlosspark entwässert. 

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2019 hatte Berlins Bahnchef bei einer Besichtigung der Strecke angekündigt, dass zunächst geklärt werden solle, welche sich aufarbeiten lassen und welche neu gebaut werden müssen. Dazu sei er da, sagte der Ingenieur. Auf der nördlichen Seite der Spree liegen die Schienen auf einem größeren Abschnitt auf einem stählernen Viadukt, dieser soll in einem recht guten Zustand sein, hatte Kaczmarek gesagt.

Klar ist, eine neue Brücke über die Spree muss her. Die fehlende Querung ist das größte Hindernis für eine schnelle Wiederinbetriebnahme. Der Fluss war vor einigen Jahren begradigt worden, damit größere Schiffe fahren können. Der größte Teil der Brücke wurde für diesen Durchstich abgerissen. Damals interessierte es keinen, ein Wiederaufbau der Strecke galt als ausgeschlossen. Nun wurden die ersten Grenzpflöcke in den Bahndamm gerammt, da wo die Gleise enden und der Bahndamm abgebaggert wurde. 

Was mag "1. A0001" auf diesem neuen Grenzpfosten wohl bedeuten? Im Hintergrund der Rest der Spreebrücke. 
Was mag "1. A0001" auf diesem neuen Grenzpfosten wohl bedeuten? Im Hintergrund der Rest der Spreebrücke. 

© Jörn Hasselmann

Zwischen der Spree und der Rudolf-Wissell-Brücke, es sind wenige hundert Meter, liegen die Gleise noch so, wie sie nach dem Reichsbahner-Streik 1980 liegen gelassen wurden. Aber dieser Urwald wird bald weichen müssen. 

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