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Karikatur zur Wahl bei der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK Berlin) 2022. Mario Lars (Kapitalisten)

© Illustration: IHK Berlin

„Sie sind ein gnadenloser Kapitalist“: Die IHK Berlin wählt ihr Parlament neu – wer kommt ins Präsidium?

Berliner Unternehmen stimmen über die 99 Mitglieder der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer ab. Karikaturen sollen zum Mitmachen motivieren.

Berlins Unternehmerinnen und Unternehmer haben in diesen Tagen wieder die Wahl über die Zusammensetzung des wichtigsten Gremiums der Industrie- und Handelskammer (IHK): Die Vollversammlung. Rund 310 000 Mitgliedsunternehmen können noch bis zum 23. Mai über die zukünftige Zusammensetzung des „Parlaments der Berliner Wirtschaft“ entscheiden: Die Vollversammlung besteht aus 99 gewählten Mitgliedern.

In diesem Jahr bewerben sich insgesamt 230 Berliner Unternehmerinnen und Unternehmer um einen Sitz bei der Vollversammlung. Zwei Drittel der Kandidatinnen und Kandidaten treten dabei zum ersten Mal an. Nach der vergangenen Wahl 2017 hat sich Frauenanteil erhöht: Mit insgesamt 59 Kandidatinnen stieg der Anteil der Unternehmerinnen von 20 Prozent auf nun 26 Prozent in diesem Jahr.

Bis 14 Uhr müssen die Stimmen am 23. Mai eingegangen sein – das ist online möglich, per Brief oder persönlich an der Wahlurne im Ludwig-Erhard-Haus in der Charlottenburger Fasanenstraße.

Die frisch gewählten Mitglieder der Vollversammlung treffen sich erstmalig zur konstituierenden Sitzung am 28. Juni und wählen die neue Präsidentin oder den neuen Präsidenten sowie das Präsidium.

Der aktuelle IHK–Präsident Daniel-Jan Girl war erst im September 2021 ins Amt gewählt worden, nachdem seine Vorgängerin, Beatrice Kramm, im Juni des vergangenen Jahres mitgeteilt hatte, dass sie für eine zweite Amtszeit nicht zur Verfügung stehen werde. Seine Wahl war eine große Überraschung für viele externe Beobachter und Insider der Branche.

IHK-Präsident Daniel-Jan Girl.
IHK-Präsident Daniel-Jan Girl.

© IHK Berlin

Nachdem Beatrice Kramm ihren Rückzug bekannt gegeben hatte, schlug sie damals das Präsidiumsmitglied Tobias Weber als ihren Nachfolger vor. Es galt als ausgemacht, dass der Geschäftsführer des Familienunternehmens City Clean zum Präsidenten gewählt wird. Doch kurzfristig stellte sich auch Girl, Gründer des IT-Unternehmens Deutsche Gesellschaft für multimediale Kundenbindungssysteme mbH, zur Wahl.

Vor fünf Jahren noch hatten "Kammerrebellen" Unruhe reingebracht

Er erhielt bei einer geheimen Abstimmung 46 Stimmen, Favorit Tobias Weber nur 21. Es gab drei Enthaltungen. Bei den Wahlen vor fünf Jahren hatten sogenannte Kammerrebellen Unruhe hineingebracht.

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Dies ist nach Tagesspiegel-Informationen diesmal nicht zu erwarten. Der Start-up-Unternehmer Christoph Huebner, der damals mit einigen anderen zu den „Rebellen“ gehörte, stellt sich dieses Mal nicht selbst zur Wahl. Er sitzt aktuell im Wahlausschuss. Erst kürzlich hatte er in einem Bericht in der „Wirtschaftswoche“ die Berliner Kammer als „Beispiel für Transparenz“ gelobt.

Die 99 Sitze sind in 14 Branchengruppen eingeteilt

Entsprechend der Berliner Wirtschaftsstruktur sind die 99 Sitze der Vollversammlung in 14 branchen- und clusterbezogene Wahlgruppen eingeteilt. Das heißt, die IHK-Mitglieder wählen direkt die Kandidatinnen und Kandidaten aus der eigenen Wahlgruppe als ihre repräsentative Vertretung.

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Dabei hat jedes Unternehmen, unabhängig von Rechtsform, Mitarbeiterzahl oder Umsatz eine Stimme – also dasselbe Stimmrecht. Die Vollversammlung sei deshalb so extrem von Bedeutung, weil sie die Interessen der Unternehmen gegenüber Politik und Verwaltung vertrete, sagte Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der IHK. „Umso wichtiger ist es, dass sich so viele Mitgliedsunternehmen wie möglich an der IHK-Wahl beteiligen – die Wählerinnen und Wähler engagieren sich auf diese Weise aktiv für die Berliner Wirtschaft und stärken die Hauptstadtregion als Wirtschaftsstandort.“

Mit einem Karikaturen-Spezial will die IHK auf die Wahlen aufmerksam machen

Das Motto dieser Wahl heißt: „Meine Stadt. Mein Unternehmen. Meine Stimme“ – eine Kampagne, die bereits seit Jahresbeginn läuft und auf die Wahlen zur Vollversammlung aufmerksam machen soll. Die Redaktion der IHK–Mitglieder-Zeitschrift „Berliner Wirtschaft“, hat sich für ihre Mai-Ausgabe etwas ganz Besonderes einfallen lassen, um auf die aktuellen Kammerwahlen aufmerksam zu machen:

Das gesamte Sonderheft wurde von Berliner Karikaturistinnen und Karikaturisten gestaltet: Sie durften ihre Ideen zu den diesjährigen Wahlen zeichnerisch ausdrücken.

Karikatur zur Wahl bei der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK Berlin) 2022. Katharina Greve (Stammtisch)
Karikatur zur Wahl bei der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK Berlin) 2022. Katharina Greve (Stammtisch)

© Illustration: IHK Berlin

Mitgemacht haben acht namhafte Karikaturisten, bekannt unter anderem für ihre Arbeiten für die Satirezeitschriften „Titanic“ und „Eulenspiegel“ sowie für Berliner Medien. Die 17 Cartoons von Uli Döring, Stephan Rürup, Lo Graf von Blickensdorf, Katharina Greve, Thomas Plaßmann, Mario Lars, Thomas Kuhlenbeck und Heiko Sakurai bilden somit den Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe der Mitgliederzeitschrift.

Karikatur zur Wahl bei der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK Berlin) 2022. Uli Doering / Uli Doering
Karikatur zur Wahl bei der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK Berlin) 2022. Uli Doering / Uli Doering

© Illustration: IHK Berlin

Die IHK-Zeitschrift „Berliner Wirtschaft“ erscheint monatlich und hat eine Auflage von rund 70.000 Exemplaren.

„Es war ein Experiment. Denn dass Karikaturisten häufig einen eher kritischen Blick auf die Wirtschaft haben, ist sicher keine Übertreibung. Genau das hat das Vorhaben aber so spannend gemacht“, sagt Jan Eder. „Und wenn wir unsere Leserinnen und Leser mit dieser Spezialausgabe nicht nur zum Lachen - oder wenigstens Schmunzeln – sondern auch zum Wählen animieren können, haben wir unser Ziel erreicht.“

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