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Der britische Botschafter Sebastian Wood (ganz rechts) mit der neuen Gedenktafel

© Britische Botschaft

Sie retteten mit Visa Juden vor den Nazis: Neue Gedenktafel für mutige Briten in der NS-Zeit

Vor der Britischen Botschaft hängt eine neue Plakatte. Sie ehrt Konsularbeamte, die sich im Nationalsozialismus selbst in Gefahr brachten, um andere zu retten.

Um Visa kreisten in der Nazizeit wohl viele Gedanken. Die Möglichkeit, Deutschland verlassen zu können, war für Juden lebensrettend. Eine neue Plakette im britischen Botschaftsgebäude soll nun an Konsularbeamte erinnern, die zwischen 1933 und 39 persönliche Gefahren auf sich genommen haben, um anderen zu helfen.

Der Botschafter Sir Sebastian Wood enthüllte sie am Dienstagnachmittag. Es ist die erste Plakette dieser Art, die von der Association of Jewish Refugees (AJR) außerhalb Großbritanniens angebracht wurde. „Immer dann, wenn unsere gemeinsamen Werte bedroht sind, kann das mutige Engagement Einzelner viel bewirken und, wie in diesem Beispiel, sogar Leben retten“, sagte der Botschafter zu diesem Anlass.

Die Gedenktafel erinnere auch an die vielen jüdischen Flüchtlinge aus Deutschland und Österreich, die dem Naziregime mithilfe britischer Visa entkommen und ihr Leben im Exil wieder hätten aufbauen können. Er sei stolz über die Würdigung britischer Regierungsbeamter durch die AJR: „Die Gedenktafel an der Botschaft würdigt die Tapferkeit und das Mitgefühl von Diplomaten wie Frank Foley, Margaret Reid und ihren Mitarbeitern.“

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Der damalige Generalkonsul George Ogilvie-Forbes, Vizekonsul Frank Foley, sein Stellvertreter Cecil Insall und Nachrichtenoffizierin Margaret Reid halfen Tausenden von Juden bei der Flucht, indem sie sie versteckten, bei der Beschaffung gefälschter Pässe halfen und Visa ausstellten – oft auch dann, wenn die Antragsteller nicht über die vorgeschriebenen 1000 Pfund zur Bestreitung ihres Lebensunterhalts verfügten. Als Foley von den illegalen Operationen zum Schmuggeln von Juden nach Palästina erfuhr, schwieg er, statt seinen Vorgesetzten davon zu berichten, wie es Vorschrift gewesen wäre. In Israel gilt er heute als „Gerechter unter den Nationen“.

Für den aus London zugeschalteten Kurator des AJR, Frank Harding, der die Gedenktafel entworfen hat, stellt sie „eine greifbare Verbindung her zwischen dem Entkommen vor dem Nationalsozialismus und der Flucht nach Großbritannien“. Der britische Sonderbeauftragte für Post-Holocaust-Fragen Lord Eric Pickles, sagt: „Als die bürokratischen Abläufe nicht mehr griffen, haben die tapferen Männer und Frauen in den Konsulaten die Visa direkt vor Ort erteilt, was sonst unüblich war.“

Die britische Botschaft befand sich in den 30er Jahren auf dem gleichen Grundstück in der Wilhemstraße 70/71, auf dem heute der Neubau steht, den Queen Elizabeth II. im Jahr 2000 persönlich eingeweiht hat. Die Plakette können Passanten direkt neben dem Eingang betrachten.

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