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Der Eingang zum S- und U-Bahnhof Neukölln.

© Mike Wolff

Sicherheit: S-Bahnhof Neukölln bekommt Videokameras

Am Bahnhof sollen Kameras installiert werden, um das "individuelle Sicherheitsempfinden" der Fahrgäste zu erhöhen. Die Kriminalität ist dort rückläufig.

Am S-Bahnhof Neukölln sollen demnächst zwölf Videokameras installiert werden. Damit soll aber offenbar nicht die Kriminalität bekämpft werden - sondern lediglich das "individuelle Sicherheitsempfinden" der Fahrgäste erhöht werden. Das erklärt die Deutsche Bahn in der Antwort auf eine Anfrage des Abgeordneten Niklas Schrader (Die Linke). Parallel sollen die Kameras demnach die Kundenzufriedenheit steigern und „betrieblichen Belangen“ dienen, etwa der Verkehrslenkung.

Was die Antwort auch zeigt: Die Kriminalität am S-Bahnhof Neukölln ist seit einiger Zeit rückläufig. Wurden 2016 noch 209 Straftaten am S-Bahnhof registriert, waren es 2017 lediglich 129. Im vergangenen Jahr sank die Zahl der registrierten Delikte auf 117. Zu den am häufigsten registrierten Straftaten zählen demnach einfacher Diebstahl (41 Delikte 2018, im Vergleich zu 128 Delikten 2016), sowie Straftaten im Zusammenhang mit Betäubungsmitteln, etwa Drogenhandel (25 Delikte 2018, im Vergleich zu 42 2014).

Der Hintergrund für diesen Rückgang dürfte einerseits an regelmäßigen Streifen des Sicherheitspersonals der Deutschen Bahn liegen, die den S-Bahnhof laut Antwort der Bahn "regelmäßig im Tagesverlauf präventiv" bestreifen. In unmittelbarer Nähe zum S-Bahnhof war seit Frühjahr 2017 ein mobiler Drogenkonsumraum von Fixpunkt aktiv. Am 31. Januar eröffnete ein stationärer Konsumraum in der Karl-Marx-Straße.

Dadurch stehen den Konsumenten im Umfeld des S-Bahnhofes verbesserte Aufenthalts- und Beratungsangebote zur Verfügung, heißt es auch in der Antwort des Senates. Drogenkonsumenten haben dadurch eine Alternative zum Konsum im öffentlichen Raum - was unmittelbare Auswirkungen auf die Drogendelikte auch am S-Bahnhof haben dürfte.

"Ein Paradebeispiel für um sich greifende Sicherheitsesoterik"

Welchen zusätzlichen Beitrag die Videoüberwachung in diesem Zusammenhang leisten soll, bleibt in der Antwort unklar. Der Abgeordnete Schrader sieht sich derweil in der Antwort der Deutschen Bahn bestätigt. "Ich kritisiere seit langem, dass Videoüberwachung Sicherheit nur vorgaukelt", sagt er. Und weiter: "Die S-Bahn ist wenigstens ehrlich und gibt das auch offen zu. Leider ist das ein Paradebeispiel für die immer weiter um sich greifende Sicherheitsesoterik."

In welchen Bereichen des Bahnhofes der Drogenkonsum und -handel schwerpunktmäßig stattfinden, wird laut Senat nicht statistisch erfasst. "Erkenntnisse zum Handel mit Betäubungsmitteln existieren für die Vorhalle des Bahnhofs sowie für das Zwischendeck zum U-Bahnhof Neukölln", heißt es in der Antwort. Dieser Bereich sei womöglich "aufgrund seiner baulichen Gegebenheiten für Betäubungsmittelkonsumenten und Betäubungsmittelhändler zum Aufenthalt bzw. Aufeinandertreffen attraktiv und somit prädestiniert für eine polizeiliche Schwerpunktsetzung", heißt es weiter. Die Kameras sollen auf dem Bahnsteig, in der Personenunterführung und in der Empfangshalle installiert werden.

Videoüberwachung ist im Berliner Verkehr kein neues Phänomen. Aktuell werden 19 S-Bahnhöfe überwacht. Die BVG hat mehr als 16.000 Kameras installiert, unter anderem in U-Bahnen, Bussen und Straßenbahnen. Am Bahnhof Südkreuz testete die S-Bahn im vergangenen Jahr in einem Pilotprojekt Überwachungstechnik mit Gesichtserkennung. Datenschützer kritisierten die Überwachung wiederholt und argumentieren unter anderem mit den Persönlichkeitsrechten der Fahrgäste.

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