zum Hauptinhalt
Ein Piktogramm weist auf ein freies WLAN im U-Bahnhof Zoologischer Garten in Berlin hin.

© picture alliance / Jörg Carstens

Sicherheit im Internet: Die BVG macht jetzt "Media Screening"

Mitarbeiter soll das Internet nach problematischen Einträgen durchstöbern. Die Gewerkschaft Verdi befürchtet, dass Kollegen ausgespäht werden können.

Die BVG will sich nicht mehr vom Netz überraschen lassen. Sie sucht deshalb einen Mitarbeiter für „Media Screening“, der das Internet systematisch nach unternehmensrelevanten Einträgen durchforsten soll. Befürchtungen der Gewerkschaft Verdi, die BVG wolle so Mitarbeiter aufspüren, die sich negativ zu BVG-Themen im Netz äußern, wies Unternehmenssprecherin Petra Reetz zurück. Das Einrichten der Stelle, die der Leitstelle zugeordnet ist, sei mit dem Personalrat vereinbart worden.

Gesucht wird ein Mitarbeiter, der unter anderem „fundierte Kenntnisse der gesetzlichen Grundlagen zum Datenschutz und zu Eigentumsdelikten“ hat. Im Netz würden zum Beispiel gestohlene Sachen des Unternehmens angeboten, sagte Reetz. Auch bei der Bahn gestohlene Kupferkabel seien schon im Angebot gewesen. Es habe auch Falschmeldungen über Linien gegeben, die angeblich eingestellt werden sollten. Dabei sei auch das Logo des Unternehmens gefälscht worden.

Der gesuchte Mitarbeiter soll deshalb auf Plattformen wie Ebay gezielt nach unberechtigten Verkäufen von BVG-Artikeln recherchieren, die Einträge analysieren und Maßnahmen umsetzen, heißt es in der Stellenausschreibung, die es zunächst nur intern gegeben habe, wie Reetz sagte. Inzwischen ist sie öffentlich zugänglich.

Das Netz als Tatort

Eine weitere Aufgabe ist es, „negative Einträge“ in sozialen Medien wie Facebook, Twitter, YouTube oder Instagram aufzuspüren. Erfassen will die BVG beim „Media Screening“ zudem laut der Ausschreibung sogenannte „Fake Profile“ mit BVG-Inhalten. Der Mitarbeiter soll mögliche Tatverdächtige analysieren und gegebenenfalls die strafrechtliche Verfolgung veranlassen.

Der für die BVG zuständige Verdi-Gewerkschaftssekretär Jeremy Arndt meint dagegen, dass die in der Ausschreibung beschriebenen Aufgaben vermuten ließen, dass IT-Profis gesucht würden, um unliebsame Kommentare von Beschäftigten zu suchen und gegebenenfalls arbeitsrechtlich zu ahnden. Er rät den BVG-Mitarbeitern, die in sozialen Medien mitmachen, ihre Online-Profile anzupassen und Hinweise auf den Arbeitgeber zu entfernen.

Man denke nicht im Entferntesten daran, eigene Mitarbeiter auszuspionieren, sagte Reetz. Bestünde diese Gefahr, hätte der Personalrat der Ausschreibung sicher nicht zugestimmt. Der Arbeitsplatz werde auch nicht im stillen Kämmerlein eingerichtet, sondern umgeben von Kollegen in der Leitstelle, also öffentlich. Die Mitarbeiter dort müssten sich um andere Bereiche kümmern und hätten keine Zeit für das „Media Screening“. Deshalb werde ein spezieller Mitarbeiter gesucht.

Besser als Nachsicht

Bereits vor Wochen hatte es schon Mal eine Kontroverse zwischen Arndt und der BVG um ein angebliches Datenleck gegeben. Arndt hatte dem Unternehmen vorgeworfen, die Bereichsleitung der U-Bahn habe sich Zugriff auf Daten der Personalvertretung verschafft und diese genutzt. Darunter seien auch sensible Angaben gewesen, erklärte Arndt.

Irrtümlich habe ein IT-Techniker bei Wartungsarbeiten die Zugriffsmöglichkeit freigeschaltet, hatte Reetz damals erklärt. Im Unternehmen sei klar geregelt, wer was darf. Nachdem der unberechtigte Zugang bemerkt worden war, habe man ihn wieder gesperrt. Abgefragt worden seien lediglich zwei auch im Haus verteilte Protokolle von Sitzungen.

Mit dem „Media Screening“ will sich die BVG nach Angaben von Reetz auch vor Überraschungen – und Spott – schützen. Dass Anfang 2016 unbekannte Spaßvögel ein Wohnzimmer im U-Bahn-Tunnel eingerichtet hatten, habe man erst erfahren, als die Meldung schon lange durchs Internet gegeistert war. In Zukunft wolle die BVG früher informiert sein, sagte Reetz.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false