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Polizisten suchen in einem Waldstück nach dem vermissten Stefan T. aus Lichtenberg.

© dpa

Update

Sexualmord in Berlin: Mutmaßlicher Kannibale arbeitete an Pankower Sekundarschule als Lehrer

Die Anfang November in Berlin gefundenen Knochen stammen von einem Vermissten. Die Polizei geht von einem Sexualverbrechen aus. Ein Mann wurde verhaftet.

Es ist ein "Vermisstenfall, der eine sehr tragische Entwicklung nahm", wie es der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, am Freitag formulierte: Die vor elf Tagen in einem Waldstück Pankow gefundenen Knochenteile stammen von einem Menschen - und zwar von dem seit 5. September vermissten Stefan T. aus Lichtenberg. 

Die Ermittler gehen von einer Kannibalismus-Tat aus sexuellen Motiven aus, wie Steltner dem Tagesspiegel bestätigte. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung berichtet, die Polizei habe Hinweise auf Kannibalismus.

Ein Indiz dafür ist, dass die gefundenen Knochen komplett fleischlos waren. Steltner sprach auf einer am Freitagmittag einberufenen Pressekonferenz im Kriminalgericht von "skelettierten Knochen", die in in dem Waldstück am Buchholzer Graben im Ortsteil Französisch Buchholz entdeckt wurden.  

Bereits zuvor hieß es offiziell, dass die Polizei vermute, T. sei Opfer eines Sexualmordes aus niedrigen Beweggründen geworden. Am Mittwoch sei ein 41 Jahre alter Mann aus Pankow wegen „dringenden Verdachts des Totschlags“ festgenommen worden, teilte die Polizei am Donnerstag mit. 

Er kam in Untersuchungshaft, ein Richter erließ einen Haftbefehl wegen des Verdachts auf Sexualmord aus niedrigen Beweggründen. Ein anderes Motiv, etwa Hass oder Rache, sei nicht zu erkennen, sagte Staatsanwaltschaftssprecher Steltner.

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Bislang schweigt der Tatverdächtige laut Staatsanwaltschaft. Wie der Tagesspiegel aus Sicherheitskreisen erfuhr, soll der Mann an einer Sekundarschule in Pankow als Lehrer gearbeitet haben. Aus Chatprotokollen zwischen dem Opfer T. und dem verdächtigen Mann soll laut Staatsanwaltschaft hervorgehen, dass sich beide für ein Treffen in der Wohnung des Täters verabredet hatten. 

"Wir gehen davon aus, dass die Tat auch dort geschah", sagte Steltner. In der Wohnung des Tatverdächtigen seien Messer, Sägen und auch Blutspuren gefunden worden. 

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Der Tatverdächtige soll im Internet nicht nur nach Dates gesucht haben. Vielmehr sollen die Ermittler in seinen Google-Suchverläufen auch entdeckt haben, dass er sich für Kannibalismus interessiert haben soll. Wie Staatsanwaltschaftssprecher Steltner dem Tagesspiegel sagte, gebe es keine Hinweise darauf, dass sich auch das Opfer "in dieser Szene bewegt haben könnte".

Der Fall kam ans Licht, nachdem Spaziergänger die Knochenteile am 8. November beim Gassigehen mit ihrem Hund in dem Waldstück entdeckt hatten. Weil es den Verdacht gab, dass es sich um menschliche Überreste handelt, übernahm die Gerichtsmedizin die Ermittlungen. Es kamen Spürhunde zum Einsatz, weitere Knochenteile wurden sichergestellt.

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Die Mobilfunkdaten des Opfers hätten die Polizei zu einem Taxifahrer geführt, der angeben konnte, wo Stefan T. aus dem seinem Wagen gestiegen sei. Von dort und von einem zweiten Ort nahmen Spurhünde die Fährte auf - in beiden Fällen führte sie zur Wohnung des mutmaßlichen Täters. 

Mit Fotos und Hinweisen hatte die Polizei zuvor nach dem vermissten 44-Jährigen gesucht. Den Angaben zufolge arbeitete der Mann als Monteur im Hochleitungsbau und nutzte verschiedene Dating-Plattformen, um sich sowohl mit Männern als auch mit Frauen zu treffen.

Seit dem 5. September war Stefan T. spurlos verschwunden, der Monteur im Hochleitungsbau hatte seine Wohngemeinschaft in Lichtenberg kurz vor Mitternacht verlassen. Der Fall erinnert an den "Kannibalen von Rotenburg".

Erinnerung an den „Kannibalen von Rotenburg“

Im März 2001 hatte ein damals 39-jähriger Mann einen 43-jährigen Berliner Ingenieur kastriert, getötet, geschlachtet und später teilweise verspeist. Erst im Dezember 2002 wurde der Fall aufgedeckt.

Demnach hat der Täter in seinem Haus vor laufender Kamera das Opfer – angeblich mit dessen vollem Einverständnis – getötet und Teile von ihm gegessen. Der Mann teilte sich das Menschenfleisch ein, die Polizisten fanden es, portioniert in Plastiktüten, in seiner Gefriertruhe.

2004 hatte ein Mann in Neukölln dann versucht, den "Menschenfresser von Rotenburg" nachzuahmen. Ein Maler hatte 2004 unter dem Pseudonym „Metzger30“ in einem Internetforum ein Inserat hinterlassen – unter der Überschrift „Septemberbraten“.

Er suchte einen „Mann, der sich als Festbraten zur Verfügung stellt“. Doch in letzter Konsequenz schreckte der Neuköllner dann zurück: Das Fleisch seines Opfers verzehrte er nicht

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