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Kinder brauchen Schutz vor sexuellem Missbrauch. Der Berlins Fußballverband plant ein neues Programm.

© laif

Sexualdelikte: Vereine wollen Kinder vor Missbrauch schützen

Ein Fußballclub hat gleich drei Trainer entlassen. Eine einschlägige Vorstrafe war lange unbemerkt geblieben.

Etliche Eltern der Jugendkicker beim FC Wilmersdorf sind beunruhigt: Der Fußballverein hatte Ende vorigen Jahres binnen weniger Wochen drei Jugendtrainer entlassen. In einem Fall war herausgekommen, dass ein 34-jähriger C-Jugendtrainer (13- bis 14-Jährige) wegen Verbreitung kinderpornografischer Schriften verurteilt worden war. Sein Lebensgefährte, auch Coach eines C-Jugendteams, wurde ebenfalls aus dem Club geschmissen. Zuvor hatte der Klub bereits den Coach der Minis entlassen. Offiziell begründet wurde dies mit einer Strafanzeige wegen Beitragsunterschlagung. Doch unter Eltern kursiert die Geschichte, dass Erziehungsberechtigte den 33-Jährigen angezeigt hätten: Er soll zwei Jungen Geld dafür geboten haben, dass sie nackt mit ihm duschen. Nach Tagesspiegel-Informationen lag gegen ihn in der Tat eine Anzeige wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs an Kindern vor. Das Verfahren ist aber eingestellt worden.

„Wir machen dem Verein keine Vorwürfe. Aber wir sorgen uns, dass diese Männer nun in irgendeinen anderen Verein gehen“, sagt ein Vater, dessen Sohn beim 1. FCW kickt.

Der 34-jährige C-Jugendtrainer war im Mai 2008 wegen „Verbreitung kinderpornografischer Schriften“ zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen à 30 Euro rechtskräftig verurteilt worden. Doch der Verein erfuhr davon erst mit Verspätung – und das auch nur, weil der Leiter der Jugendabteilung, obwohl er vertröstet wurde, immer wieder nach dem erweiterten Führungszeugnis des Mannes fragte. Das Problem: Der 34-Jährige hatte sich mit einer gefälschten Identität bei dem Verein angemeldet. Nachdem der Schwindel aufgeflogen war und die relevanten Informationen vorlagen, handelte der Verein rasch und sprach die Kündigung aus.

Der Vizepräsident des Berliner Fußball-Verbandes, Gerd Liesegang, lobte, dass der Verein „richtig gehandelt“ habe. Die Vorfälle seien dem Verband sofort gemeldet worden. Die Sorge der Eltern, dass die Entlassenen sich einfach einen neuen Verein aussuchen, könne er verstehen. „Eine hundertprozentige Garantie gibt es nicht“, doch man könne vieles im Vorfeld tun. So empfiehlt Liesegang allen Vereinen, ein erweitertes Führungszeugnis von Trainern und Betreuern zu verlangen, auch wenn dies für Ehrenamtliche nicht verpflichtend ist. Zudem rät Liesegang, Namen von Trainern und Betreuern dem Verband zu melden. Hätte sich der 34-Jährige nicht mit einem falschen Namen angemeldet, „wäre der uns im System aufgefallen“, sagt der Vizepräsident. Denn in den vergangenen Jahren sei er bei mehreren Fußballvereinen aktiv gewesen. Da Liesegang von seiner kriminellen Vergangenheit wusste, habe er die Vereine auch gewarnt. Die meisten Klubs hätten keine erweiterten Führungszeugnisse verlangt, „weil das bis vor einigen Jahren einfach noch nicht so ein Thema war in den Vereinen“.

Die Geschehnisse in Wilmersdorf nahm der Verband zum Anlass, die Planungen für ein neues Schulungskonzept zu beschleunigen. Trainer und Betreuer sollen wahrscheinlich ab Herbst einen „Kinder- und Jugendführerschein“ machen. In dem Kompaktkurs soll es um Kinderschutz, Sucht- und Gewaltprävention gehen. Tanja Buntrock

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