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Karriere am Reißbrett? Susanne Schösser hält Gedanken auf einem Flipchart fest. Ein Berufsweg wie der ihre ihre lässt sich aber kaum planen.

© privat

Serie „Frauen in der Berliner Wirtschaft“: Warum PR-Talent Susanne Schlösser nicht bei Red Bull blieb

Vor der Krise hatte sie schon einen Digital-Health-Kunden: Teil 4 über besondere Frauen der Berliner Wirtschaft dreht sich um die Gründerin von Schlösser PR.

Bevor Susanne Schlösser dort angekommen ist, wo sie jetzt mit knapp 43 Jahren sitzt – am Schreibtisch ihrer Kommunikationsagentur „Schlösser PR“ in Wilmersdorf–, ging es über Nebenpfade entlang. Ende der 90er Jahre war sie kurz nach dem Abi aus Freiburg im Breisgau nach Berlin gekommen, um Germanistik und Kulturwissenschaften zu studieren. Sie habe noch gar nicht gewusst, wohin mit sich, sagt sie heute.

Schlösser machte eine Ausbildung zur Touristik-Assistentin, bekam nach einem Praktikum im Hotel Hyatt in Mainz ein Vorstellungsgespräch in dem Berliner Haus der Sternehotelkette – ausgerechnet am 11. September 2001, jenem Tag der folgenschweren Terroranschläge in den USA.

Aus dem Job wurde nichts, sie studierte an der Viadrina in Frankfurt (Oder) zu Ende und landete nach einem Praktikum in der bekannten PR-Agentur Zucker Kommunikation und einem Werkstudenten-Job, wo es um Einpark-Sensoren für Autos ging, als Vollzeitkraft bei „Zucker“.

Dort war Susanne Schlösser zuständig für Lifestyle und Sport, ihre erste Herausforderung als Mittzwanzigerin: Die Agentur hatte die PR für Puma gemacht, und sie war zuständig für die Fußball-Mannschaften und Spieler, die bei dem Sportausrüster unter Vertrag standen. Sie habe den Superstar Samuel Eto`o der für sein Heimatland Kamerun und den FC Barcelona spielte, zu Interviews begleitet, ebenso wie den Bundesliga-Kicker Anthony Baffoe, vor allem rund um die WM 2006 – dem deutschen Sommermärchen.

„Ich lerne das, indem ich das mache“

„Ich habe immer gerufen: Hier, ich mache das“, erzählt Susanne Schlösser. Auch, wenn sie noch gar keine Erfahrung hatte. Ihre Devise war damals wie heute: „Ich lerne das, indem ich das mache. Und ich gehe offen damit um, indem ich sage: Ich habe das noch nie gemacht, aber ich traue mir das zu.“

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© Illustration: Bettina Seuffert/PedroSantosTheNounProjects/Tsp

Dieses Gefühl, sich Dinge zuzutrauen, stecke tief in ihr. Vor vielen Menschen zu stehen auf der Bühne und zu moderieren: ein Problem. Sie habe schon als Kind gern Theater gespielt. „Solange ich eine Funktion habe, kann ich das“, erzählt sie. Schwierig werde es erst, wenn sie selbst als Mensch im Mittelpunkt steht. „Das dauerte etwas, bis ich das herausfand, dass mir das schwer fällt, aber daran arbeite ich.“

Denn zusammen mit einer Partnerin betreibt sie neben ihrer Agentur auch das Online-Frauenmagazin „OWUP!“ (overworked and underpaid – überarbeitet und unterbezahlt). Dort erhalte sie immer mal Interview-Anfragen, wo die Gründerinnen im Mittelpunkt stehen. „Anfangs habe ich diese Termine immer meiner Partnerin zugeschoben, bis die sagte: Nee, jetzt bist Du mal dran“, sagt Susanne Schlösser. Nun werde sie sich auch dieser Aufgabe stellen.

"Wir teilen uns die Kindererziehung und Hausarbeit"

Bei der PR-Agentur damals blieb sie, bis ihr erstes Kind kam. Acht Monate ging sie in Elternzeit, ihr Mann – er hat eine Leitungsfunktion in der Forschung – nahm sich damals sechs Monate. „Wir teilen uns Kindererziehung und Hausarbeit. Ohne ihn wäre mein Weg so nicht möglich gewesen“, betont Schlösser.

Für sie sei klar gewesen, dass sie nicht in die alte Agentur zurückkehrt, es passte nicht, und so startete sie bei McFit, 2008, das Fitness-Unternehmen wollte damals gerade sein Image vom Discount-Gym zu Lifestyle-Fitness-Anbieter ändern. Auch hier kam sie – ohne es darauf angelegt zu haben – wieder mit dem Spitzenfußball in Kontakt: Ihr damaliger Chef des Unternehmens, Rainer Schaller, „ersteigerte“ bei einer großen „Ein Herz für Kinder“-Aktion den FC Bayern München. Schlösser und Kollegen waren für die Kommunikation des Charity-Spiels der McFit-Allstars gegen die Stars aus Bayern zuständig.

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Kurz nach der Geburt ihrer Tochter vor zehn Jahren und dem Unglück bei der Loveparade in Duisburg im Sommer 2010 – dort war McFit Sponsor – änderte sich auch Susanne Schlössers beruflicher Weg. Den Job, den sie vorher gemacht hatte, habe es so nicht mehr gegeben nach ihrer Rückkehr aus der Elternzeit. Wieder schlug sie eine andere Richtung ein, diesmal: Beauty. Für das Start-up Glossy Box zu arbeiten hieß, viel mehr über Internet und Social Media in der Werbung- und Kommunikation zu lernen. Das habe sie extrem vorangebracht.

Dann erfüllte sich ein beruflicher Traum: Man bot ihr einen Job bei Red Bull. Sie sollte für dieses Unternehmen mit seinen Extremsportlern unter Vertrag die PR machen. Das hätte bedeutet in Österreich zu arbeiten, wo Red Bull sitzt. Ihr Mann bestärkte sie, Susanne Schlösser ging für die Probezeit dorthin. Doch zum Umzug der gesamten Familie kam es am Ende doch nicht. Es habe Veränderungen im Job ihres Mannes gegeben, sodass dieser nicht hätte mitziehen können. Susanne Schlösser entschied sich für die Familie.

Der Red-Bull-Chef wollte Schlösser halten

Doch der Red-Bull-Chef wollte sie unbedingt wenigstens als Freiberuflerin behalten. So erhielt sie ihre ersten Aufträge als freie PR-Managerin. Die nächsten kamen, ohne dass sie viel dafür tun musste. Es seien so viele Kunden gewesen, dass sie nach drei Monaten ihre erste Angestellte einstellen musste. Seit der Gründung brumme der Laden.

„Deswegen hat uns auch Corona nicht hart getroffen“, erklärt Schlösser. Ihre Aufträge waren vorher unter Vertrag, darunter ein Großkunde aus der Digital-Health-Branche: dieses Gebiet ist gerade wegen Corona gefragter denn je. Ihr Unternehmen hat sie bereits umgestaltet in eine „Netzwerkstruktur“ – sie arbeitet mit Freien. Und noch etwas hat sie verändert: Seit sie ihre eigene Chefin ist und es sich leisten kann, arbeite sie nur noch mit Menschen zusammen, mit denen es Freude macht – egal, ob Kunden oder Mitarbeitern. Ein Luxus, den sie sich hart erkämpft hat.

Lesen Sie weitere Teile unserer Serie: Zum Beispiel über Gundula Fehmer oder Andrea Ennen.

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