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Vor Gericht (Symbolbild).

© dpa

Senioren gefesselt, geknebelt und ausgeraubt: Drei Männer nach Überfall auf Reinickendorfer Ehepaar vor Gericht

Nach einem brutalen Überfall auf zwei Senioren in ihrer Wohnung kommen drei Männer vor Gericht. Ein Angeklagter gesteht.

Der Mann werkelte im Hobbyraum, die Frau hielt sich in der Wohnung nebenan auf, im Fernsehen lief ein Krimi. Plötzlich drangen echte Räuber in das Leben der damals 78 und 75 Jahre alten Eheleute ein. Die Senioren wurden mit einer Pistole bedroht, geknebelt, gefesselt und ausgeraubt. Rund zweieinhalb Jahre nach dem brutalen Überfall in Reinickendorf an einem Sonntagabend stehen seit Dienstag drei Männer vor dem Landgericht.

Die Anklage gegen Mehmet S. und Özgür C. lautet auf schweren Raub und gefährliche Körperverletzung. S. soll mit einem vierten Komplizen in der Wohnung gewesen sein, C. habe laut Ermittlungen im Fluchtauto gewartet und die Gegend abgesichert.

Beihilfe wird dem dritten Angeklagten zur Last gelegt. Dilhat D. war demnach Tippgeber. Er habe Informationen über den Besitz der Opfer sowie über örtliche Gegebenheiten geliefert.

Bereits in einem früheren Prozess wurde Harun K. wegen Beteiligung an dem Raubüberfall verurteilt. Er war 21 Jahre alt, als er im Sommer 2019 zu einer Jugendstrafe von insgesamt drei Jahren und acht Monaten verurteilt wurde. Er hatte damals vor einer Jugendstrafkammer ausgesagt.

Auch Dinge, die Mehmet S. nun nicht so hinnehmen will. Es stimme, dass er an dem Überfall beteiligt gewesen sei, gestand der 33-Jährige. Doch er habe im Vorfeld nicht gewusst, dass sich die Tat gegen ein älteres Ehepaar richten würde. „Dann hätte ich mich niemals beteiligt“, erklärte der zweifache Vater und sagt, K. habe den Raub geplant. Auch von der Schusswaffe habe er nichts gewusst, sagt S. vor Gericht.

78-Jähriger wurde laut Anklage mit Panzertape und Kabelbindern geknebelt und gefesselt

Es war 20.45 Uhr, als am 19. August 2018 vor dem Senior zwei maskierte Männer standen. In dem Hobbyraum im 14. Obergeschoss drückte einer der Täter dem 78-Jährigen den Mund zu. „Wo ist das Bargeld, wo ist das Gold“, fragten sie.

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Dann hätten sie das Opfer mit Panzertape und Kabelbindern geknebelt und gefesselt, heißt es in der Anklage, ihn in seine Wohnung nebenan gedrängt. Dort sei auch der 75-jährigen Frau Panzertape über den Mund geklebt und ihre Hände mit Kabelbindern gefesselt worden.

75-Jährige wurde „in der Küche an den Backofengriff“ gefesselt

Ein Albtraum. Die Eheleute wurden auf die Couch gesetzt. Einer der Räuber hielt ihnen eine Pistole an den Kopf – „um der Forderung Nachdruck zu verleihen“, so die Anklage. Sie durchsuchten die Wohnung. Den 78-jährigen Mann zerrten sie ins Badezimmer – „wo er an den Wasserhahn gefesselt wurde“.

Die Täter hätten Gold- und Silberschmuck, Glasfiguren, 25 kubanische Zigarren, Bargeld, Münzen, Geldkarten eingesteckt. Schließlich sei die 75-jährige Frau „in der Küche an den Backofengriff“ gefesselt worden, ihr Mann im Hobbyraum an den Hometrainer.

Mit Beute im Wert von rund 18.000 Euro entkamen die Täter. Schließlich führte eine an dem Panzerklebeband entdeckte DNA-Spur zu dem bereits verurteilten Komplizen.

Im April 2019 wurde K. festgenommen. In seiner Wohnung sei auch ein Pullover gefunden worden, wie ihn die 75-Jährige beschrieben hatte. Es sei dann ihre DNA daran sichergestellt worden.

S. erklärte weiter, er habe in eine Beteiligung eingewilligt, weil er sich nach dem Verlust seines Jobs in der Medizintechnik in „großen Geldsorgen“ befunden habe. Er schäme sich dafür. Die Opfer sollen Donnerstag aussagen.

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