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Senator für Stadtentwicklung und Umwelt Andreas Geisel (SPD) bei einer Veranstaltung im Tagesspiegel-Verlagshaus.

© Doris Spiekermann-Klaas

Senator Andreas Geisel: "Berlin wächst besorgniserregend schnell"

Immer mehr Menschen kommen nach Berlin, die Stadt kommt mit dem Bauen nicht hinterher. Stadtentwicklungs-Senator Andreas Geisel sprach im Tagesspiegel Wirtschaftsclub über die Zukunft Berlins.

Mit Widersprüchen kennt Andreas Geisel sich aus: Dass Berlin wachse, sei ein Glück für die Stadt, sagte der SPD-Politiker. Berlin profitiere von den 250.000 zusätzlichen Erwerbstätigen, die seit 2005 hierher gezogen sind. „Inzwischen muss ich allerdings sagen: Das Tempo des Wachstums ist besorgniserregend“, erklärte der Senator für Stadtentwicklung und Umwelt am Donnerstagabend bei einer Veranstaltung des Tagesspiegel Wirtschaftsclubs zum Thema "Die Zukunft der Stadt".

Der größte Zuzug - rund 300.000 Menschen - werde in den kommenden fünf Jahren erwartet. „Wenn diese Menschen auf einen Wohnungsmarkt treffen, der praktisch keine Reserven hat, dann kommen wir mit dem Bauen gar nicht hinterher.“

Es sollen mehr Sechs- und Siebengeschosser entstehen

Nicht nur die Bauwirtschaft stoße an Kapazitätsgrenzen, auch die Summe der verfügbaren Flächen sinke. „Wir werden anders bauen müssen, nämlich dichter und höher.“ Das bedeute nicht, dass aus Berlin eine Hochhausstadt werde – in Zukunft sollten allerdings „mehr Sechs- und Siebengeschosser“ entstehen.

Um den aktuellen Bedarf in den Griff zu bekommen, setzt der Senator auf modulare Flüchtlingsunterkünfte, die an 60 Orten in der Stadt aufgestellt werden sollen.

In seiner Senatsverwaltung wird Geisel eine sogenannte „Bebauungsplan-Fabrik“ einrichten. Die 50 neu eingestellten Planer sollen „Planungsrecht schaffen, um das Bauen zu ermöglichen“.

Womit er beim nächsten Widerspruch angekommen war: Denn in 20, 25 Jahren wird man die zusätzlichen Gebäude voraussichtlich nicht mehr brauchen. Der Zuzug werde stark zurückgehen, Berlin sich mehr und mehr in eine alternde Stadt verwandeln. „Wir müssen kostengünstig bauen, Gebäude umnutzen und abreißen können.“ 

In Geisels Senatsverwaltung ist der demographische Wandel längst spürbar. 700 seiner knapp 2000 Mitarbeiter werden in den nächsten fünf Jahren in Rente gehen.

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