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Blick auf das Containerdorf mit Tempohomes auf dem Tempelhofer Feld in Berlin. Der Senat rechnet mit steigenden Flüchtlingszahlen.

© Bernd von Jutrczenka/dpa/picture alliance

Senat rechnet mit steigenden Flüchtlingszahlen: Berlin schafft zusätzliche Unterkünfte für Geflüchtete

Innerhalb von vier Wochen will Berlin fünf Unterkünfte mit 1200 Plätzen eröffnen. Der Senat rechnet bis ins Frühjahr 2022 mit steigenden Flüchtlingszahlen.

Der Senat rechnet mindestens bis ins Frühjahr 2022 mit weiter steigenden Zahlen an Flüchtlingen, die in Berlin untergebracht werden müssen. Das sagte Innensenator Andreas Geisel (SPD) im Anschluss an die Senatssitzung am Dienstag.

„Die Zahlen sind signifikant ansteigen“, sagte Geisel. Allein zwischen dem 4. und 13. Oktober seien 663 Asylbegehrende in Berlin angekommen. Wie genau sich die Situation mit Belarus und an der Grenze zu Polen entwickele, könne derzeit nicht sicher abgeschätzt werden.

Das Land müsse sich jedoch auf den Fall vorbereiten, dass weitere Menschen nach Berlin kämen, sagte der Innensenator. „Niemand weiß wie sich die Zahlen weiter gestalten, aber klar ist, dass sich Berlin weiter vorbereiten muss.“

Werde jetzt nichts unternommen, beliefe sich die Zahl fehlender Unterbringungsplätze zum Jahresende auf 741 Plätze. Bis März 2022 würde das Defizit bei der Unterbringung dann bereits bei 2900 Plätzen liegen, so die Kalkulationen. „Das würde die Stadt erheblich unter Druck setzen. Wir sind daher gut beraten, uns jetzt Gedanken zu machen, wie wir die Menschen unterbringen“, sagte Geisel.

Um dem drohenden Mangel an Plätzen zu begegnen, habe der Senat darauf gedrungen, die Tempohomes am Columbiadamm zu ertüchtigen. Dort gebe es derzeit noch Probleme mit den Wasser- und Abwasserleitungen. „Damit wäre es möglich, im Dezember 280 zusätzliche Plätze zu generieren“, sagte der Innensenator. Bis zum Frühjahr könnte am ehemaligen Flughafen Tempelhof Platz für 600 Menschen bereitgestellt werden.

Geisel sieht Berlin gut vorbereitet auf den Anstieg von Flüchtlingszahlen

Damit allein ließe sich der prognostizierte Bedarf jedoch nicht decken. Im Blick sei daher, ob modulare Flüchtlingsunterkünfte in nächster Zeit fertig werden können.

„Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten schaut auch, ob Hotels oder Hostels angemietet werden können, um für Unterbringungen zu sorgen“, sagte Geisel. So soll verhindert werden, dass erneut wie in den Jahren 2015 und 2016 Turnhallen für die Unterbringung von Flüchtlingen in Anspruch genommen werden müssen.

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Insgesamt sieht Geisel die Hauptstadt gut vorbereitet auf einen Anstieg der Flüchtlingszahlen. Man müsse nun allerdings nicht warten, bis dieser eintrete. 

1200 Plätze für Geflüchtete in den kommenden Wochen

Monika Hebbinghaus vom Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) sagte am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur, innerhalb von vier Wochen würden fünf Unterkünfte mit zusammen 1200 Plätzen eröffnet.

Zum einen handelt es sich um zwei Containerdörfer in Marzahn und Lichtenberg, die während der Flüchtlingskrise 2015/2016 gebaut wurden und nun reaktiviert werden. Hinzu kommen zwei Neubauten in Neukölln und Spandau sowie ein sanierter Komplex im Bezirk Mitte. „Wir wollen dafür sorgen, dass Menschen, die in Berlin ankommen und Asyl beantragen, auch untergebracht werden“, sagte Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) der dpa.

Wie in anderen Bundesländern kommen derzeit auch in Berlin wieder mehr Asylbewerber an. Nach Angaben des LAF wurden bis Ende September rund 5000 Neuankömmlinge registriert und damit bereits mehr als im gesamten Vorjahr (4589). „Wir hatten zuletzt rund 800 Zugänge pro Monat“, schilderte Behördensprecherin Hebbinghaus. Im Durchschnitt der letzten Jahre seien es 400 bis 500 gewesen. „Wir gehen davon aus, dass diese Dynamik anhält.“

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Als Ursachen nannte sie stärkere Fluchtbewegungen aus Afghanistan nach der Machtübernahme der Taliban und eine Zunahme von Geflüchteten, die über Belarus nach Polen und dann nach Deutschland gelangen. Auch die Zahl von Menschen, die aus Moldau, Georgien oder anderen Ex-Sowjetrepubliken nach Berlin kommen, nahm demnach zu. Diese haben zumeist keinen Anspruch auf Asyl.

Bislang sind in Gemeinschaftsunterkünften des LAF mehr als 20.000 Geflüchtete untergebracht, 800 Plätze sind frei. Bei mehr als der Hälfte dieser Menschen ist das Asylverfahren abgeschlossen, sie hätten eigentlich Anspruch auf eine Wohnung. Da es davon in Berlin jedoch viel zu wenige gibt, leben sie vorerst weiter in den Heimen. (mit dpa)

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