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Die Sanierung der Yorckbrücken zählte zu den großen Bauvorhaben der Verkehrsverwaltung.

© Kai-Uwe Heinrich

Senat plant Bonus für Ingenieure: Viele Stellen unbesetzt wegen Wettbewerb um Fachkräfte

Neue Straßen, Brücken und Quartiere braucht die wachsende Stadt. Doch es fehlt an Planern in Bau- und Verkehrsverwaltung. Nun sollen Zulagen Fachkräfte locken.

Der Senat will die unter Personalnotstand leidenden Verwaltungen für Stadtentwicklung sowie für Umwelt und Verkehr durch außertarifliche Boni bei der Anwerbung von Ingenieuren unterstützen. Wie ein Sprecher auf Tagesspiegel-Anfrage bestätigte, soll „die Fachkräftezulage für Ingenieure des gehobenen Dienstes auf den höheren Dienst ausgeweitet“ werden. Außerdem sollen die Voraussetzungen für eine Zahlung vereinfacht werden. Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) führe hierzu bereits Gespräche mit Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD).

Seit die Wirtschaft in Berlin kräftig wächst und sogar Firmen wie Tesla in das Ballungsgebiet ziehen, nimmt auch die Konkurrenz um Fachkräfte zu. Besonders gefragt sind Ingenieure. Zuletzt hatte vor allem die Konkurrenz durch die in Gründung befindliche Autobahn-Gesellschaft des Bundes den Senatsverwaltungen zugesetzt. Im Abgeordnetenhaus hatte ein Mitarbeiter der Verkehrsverwaltung gewarnt, zentrale Straßen- und Brückenbau-Projekte Berlins drohten sich zu verzögern und dies in Zusammenhang mit Abgängen von Ingenieuren gebracht.

Die Verkehrsverwaltung, die den Tiefbau verantwortet, dementiert diese Darstellung: „Die Senatsverwaltung für Verkehr hat alle Projekte auftragsgemäß begonnen und entwickelt, ab dem 1. Januar 2021 fällt die Zuständigkeit an die Autobahn GmbH sowie die Deges“. Da die Autobahn GmbH Aufgaben fortführe, die bislang das Land Berlin übernehme, werde „auch Personal planmäßig“ in die Autobahn GmbH des Bundes wechseln, hieß es aus der Berliner Verkehrsverwaltung. Kurzum, der Neubau des Autobahndreiecks Funkturm, der Rudolf-Wissell-Brücke und des Autobahndreiecks Charlottenburg blieben davon unbeeinträchtigt.

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Eine „Notlage“ bei Planung und Bau von Brücken und Straßen infolge des Mangels an Bauingenieuren bestreitet die Senatsverkehrsverwaltung ebenfalls. Wohl aber bestehe „eine für alle Ebenen, auch für das Land, dauerhaft schwierige Situation beim Tiefbau“. Darauf reagiere der Senat nun mit den zusätzlichen finanziellen Anreizen im gehobenen Dienst. Außerdem seien „gut 15 neue Planstellen seit dem Jahr 2018“ geschaffen worden. Der „Tiefstand der Beschäftigtenzahlen in der vergangenen Legislaturperiode“ sei überwunden. Der Mangel an Personal in den Verwaltungen bremst den wegen der stark gestiegenen Bevölkerungszahl dringend erforderlichen Ausbau von Siedlungen, Straßen und Verkehrsträgern. Geschuldet ist der Personalmangel Berlins Haushaltsnotlage und den darauffolgenden Sparprogrammen im öffentlichen Dienst im vergangenen Jahrzehnt.

Zu wenig Neubauten - Bauverwaltung gibt Verkehrsverwaltung die Schuld

Bei der Verfehlung der politischen Ziele im Wohnungsbau durch den rot-rot-grünen Senat in dieser Legislaturperiode verwiesen die unter Beschuss geratenen Verantwortlichen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wiederholt auf die Versäumnisse der Verkehrsverwaltung bei der Anbindung neuer Siedlungen an Straßen und öffentliche Verkehrswege. Neue Wohnungen könnten nur gebaut werden, wenn auch die für die zusätzlichen Anwohner nötige Infrastruktur bereitstehe.

Allerdings gibt auch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen auf Anfrage zu: „Von unseren 200 Stellen rund 170 besetzt sind, ergo suchen wir rund 30 Leute“. Gebraucht würden Ingenieure der Berufsgruppen: Architektur, Technische Gebäudeausrüstung, Maschinenbau, Garten- und Landschaftsplanung- „und auch Bauingenieure“. Dass Berlins öffentlicher Dienst unattraktiv sei für Ingenieure, bestreitet eine Sprecherin: „Die Leute laufen uns nicht weg“. Vielmehr seien nicht alle Stellen besetzt, weil die Verwaltung infolge der „Schulbauoffensive“ zusätzliche Aufgaben übernommen habe. Im übrigen habe die Verwaltung heute nicht weniger sondern mehr Stellen. Im Jahr 2003 habe der „Hochbau“ 150 Stellen umfasst, heute seien es 200 Stellen, 170 davon seien besetzt. Ralf Schönball

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