Senat beschließt Radverkehrsplan: 3000 Kilometer Fahrradnetz entstehen in Berlin
Der Senat will erreichen, dass mehr Menschen das Rad nutzen. Eine neue Vorordnung sieht Hunderte Kilometer Vorrangrouten und breitere Wege vor.
In Berlin gelten fortan neue Standards für den Radwegebau. Zudem steht nun der Netzplan für den weiteren Ausbau fest. Das hat der Senat am Dienstag mit dem Radverkehrsplan beschlossen.
„Der Plan und das Netz setzen die Standards für Berlins weiteren Ausbau zur Fahrrad-Hauptstadt“, teilte Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) mit. „Wir werden den Anteil des umweltfreundlichen, klimaschonenden und stadtverträglichen Radverkehrs steigern, indem wir das Radfahren – auch auf längeren Strecken – attraktiv und sicher machen.“
Der als Rechtsverordnung erlassene Plan definiert konkrete Ziele und Maßnahmen im Bereich des Radverkehrsausbaus. Erreicht werden soll, dass künftig mehr Menschen ihre Wege mit dem Fahrrad in der Stadt zurücklegen und dabei sicher fühlen können, teilte die Verkehrsverwaltung mit.
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Bis 2030 soll der Radverkehr dadurch auf einen Anteil von 23 Prozent aller zurückgelegten Wege steigen. Bei der letzten Erhebung aus dem Jahr 2018 lag der Anteil der per Fahrrad zurückgelegten Weg bei 18 Prozent.
Um das zu erreichen, legt der Plan ein Radverkehrsnetz durch die ganze Stadt mit einer Gesamtlänge von 2371 Kilometern fest. Davon bilden 865 Kilometer ein Vorrangnetz auf den wichtigsten Verbindungen für Radfahrer:innen mit einer Regelbreite von 2,50 Metern.
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Darüber hinaus entstehen noch rund 550 Kilometer Strecke an Hauptstraßen, die nicht zum eigentlichen Radverkehrsnetz gehören und vom Mobilitätsgesetz vorgesehen sind. In diesen Fällen sollen die Wege in der Regel 2,30 Meter breit sein. Gemeinsam mit den rund 100 Kilometern Radschnellverbindungen kommt der gesamte Netzplan künftig auf rund 3000 Kilometer Länge.
Daneben regelt der Radverkehrsplan auch Maßnahmen zur Erweiterung des Angebots an Fahrradabstellanlagen. So sollen unter anderem an wichtigen U- und S-Bahnstationen gesicherte Fahrradabstellanlagen geschaffen und mit einem stadtweit einheitlichen Buchungs-, Zutritts- und Abrechnungssystems ausgestattet werden.
Die Beschaffung eines solchen Systems wird derzeit von der landeseigenen Radinfrastrukturgesellschaft Infravelo ausgeschrieben. Um zu überprüfen, ob die Ziele des Radverkehrsplans auch tatsächlich erreicht werden und um die Wirksamkeit einzelner Maßnahmen zu bewerten, soll die Umsetzung zudem durch ein Monitoringverfahren begleitet werden.
ADFC bemängelt fehlende Zwischenziele und Fristen
Mit dem Beschluss des Radverkehrsplans mache Berlin „ einen Riesenschritt hin zur Fahrradstadt“, sagte Grüne-Fraktionsvorsitzende Antje Kapek. „Mit bundesweit einzigartigen Standards für sichere und breite Radwege setzen wir zudem neue Maßstäbe, an denen sich andere Städte orientieren können.“
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Der Radverkehrsplan war in den vergangenen Jahren von der Senatsverkehrsverwaltung gemeinsam mit Bezirken und Verkehrsverbänden erarbeitet worden. Immer wieder hatte es dabei Kritik am langsamen Vorgehen der Verkehrsverwaltung gegeben. Schwere Vorwürfe erhob zuletzt auch der Fußgängerverband FUSS e.V. Demnach nehme der Radnetzplan nehme auf Fußgänger:innen an einigen Stellen zu wenig Rücksicht.
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Frank Masurat, Landesvorsitzender des Radclubs ADFC Berlin sieht in der Rechtsverordnung eine „verbindliche Grundlage für die Bezirke“, wo sichere Radinfrastruktur gebaut werden müsse. Jedoch weise auch der nun beschlossene Plan Mängel auf: „Was bedauerlicherweise nach wie vor für die Verkehrswende im Sinne des Berliner Mobilitätsgesetzes fehlt, sind festgeschriebene Fristen und Zwischenziele bei der Umsetzung des Radnetzes“, sagte er.
Auch Changing Cities betonte in einer Mitteilung, dass die angekündigte Verkehrswende bislang in der Umsetzung oft schleppend verlaufe. Jedoch gebe es mit dem Radverkehrsplan nun einen weiteren bindenden Schritt für Senat und Bezirke. Nun müssten im derzeit verhandelten Koalitionsvertrag diesbezüglich verbindliche Zusagen zu Finanzierung und Personal enthalten sein. Auch Verkehrssenatorin Günther machte klar: Für die Umsetzung der Pläne brache man "die nötigen personellen und finanziellen Ressourcen".