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Felix Schönebeck an der Greenwichpromenade in Tegel.

© Paul F. Duwe

Selbst anpacken, statt sich zu beschweren: Wie Anwohner aus Tegel die Pflege ihres Ortsteils selbst in die Hand nehmen

Zusammen mit Freunden gründete Felix Schönebeck den Verein „I love Tegel“. Mit verschiedenen Aktionen wollen sie ihren Stadtteil verschönern.

Meckern ist nicht schwer. Warum nicht mal selbst anpacken und etwas verbessern? So dachte Felix Schönebeck und gründete im April 2018 nach seinem Jura-Studium mit ein paar Freunden den Verein „I love Tegel“. Sie machen seither Putzaktionen, gießen Straßenbäume, sammeln Spenden und sind auf Facebook aktiv. Rund 15 000 Follower werden darüber mit Neuigkeiten aus dem Ortsteil versorgt und zu Aktionen aufgerufen.

„Es hat mich genervt, dass gesagt wurde, alles ist blöd“, erzählt Schönebeck, der auf der Inselschule Scharfenberg sein Abitur gemacht hat. „Da haben Leute Probleme beschrieben, aber sie haben sie nicht angepackt.“ Schönebeck wollte das nicht so stehen lassen. „Ich habe mir gesagt, wir gehen raus und sorgen dafür, dass der Ort vor unserer Haustür schöner wird.“

Felix Schönebeck kommt mit dem Rad zur Greenwichpromenade, eine Vorzeigeadresse im Berliner Norden. Am Ende der Straße Alt-Tegel steht eine englische Telefonzelle neben einer Briefeinwurfsäule, beides Symbole für die Städtepartnerschaft zwischen Berlin-Reinickendorf und Greenwich in England. Die knallrote Farbe leuchtet in der Sonne. Lange war der Anblick nicht so schön. „Dann hat ein Maler aus unserer Initiative das Telefonhäuschen und den Briefkasten frisch angestrichen“, erzählt Schönebeck, „ehrenamtlich, versteht sich.“

Einige hundert Meter weiter führt die „Sechserbrücke“ über das Tegeler Fließ. Der Name erinnert an einen früheren Brückenzoll. Sie ist ein Wahrzeichen von Tegel. Aber die rote Farbe am Geländer blättert an vielen Stellen ab. „Im nächsten Jahr feiert Tegel seinen 700. Geburtstag“, sagt Schönebeck, „da haben wir das Bezirksamt gebeten, für einen frischen Anstrich zu sorgen.“

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Die Brücke müsste auch mal wieder saniert werden. „Man könnte sie auch barrierefrei gestalten und an den Brückenhäusern Fahrstühle einbauen“, so sein Vorschlag. Die Initiative findet mit ihren Ideen bei vielen Verantwortlichen im Bezirk ein offenes Ohr. Schönebeck freut sich besonders darüber, dass die Grünanlagen an der Greenwichpromenade in das Parkreinigungsprogramm der Stadtreinigung aufgenommen worden sind. In kurzen Abständen stehen Papierkörbe. Es liegen keine Kippen und andere Abfälle herum. „Die BSR macht hier eine hervorragende Arbeit“, lobt er.

Auch mit kleinen Aktionen kann man was erreichen

Auch das bezirkliche Grünflächenamt ist aktiv. Die Blumenrabatte werden gewässert, an den Sitzbänken die Holzlehnen erneuert. Für viel Schmutz sorgen allerdings die Kanadagänse. „Die vermehren sich schnell und sind hier eine Plage“, berichtet Schönebeck, „und leider wurden sie von Besuchern mit Brot, Chips und Keksen gefüttert.“

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Das schadet den Tieren und dem See, weil sich Algen bilden. Vom Bezirksamt wurden auf Anraten von „I love Tegel“ kleine Schilder aufgestellt, die vom Füttern abraten. Ein Automat für spezielles Tierfutter wurde inzwischen wieder abgebaut.

Eine schöne Uferpromenade ist das eine, ein sauberer See das andere. Zwar strömt unter der Sechser-Brücke noch sichtklares Wasser hindurch, aber an manchen Stellen landet leider noch viel Müll am Grund des Sees. „I Love Tegel“ unterstützt regelmäßig die Tauchaktionen von befreundeten Vereinen und einer Tauchschule. Schönebeck: „Dabei wurden schon Fahrräder und Roller aus dem Wasser geholt.“

Der 31-Jährige, frisch verheiratet, Bezirksverordneter in der BVV Reinickendorf aus dem Ortsteil Tegel, hat im Laufe der Jahre festgestellt, dass man mit kleinen Aktionen etwas erreichen kann. Zuletzt habe aber die Corona-Pandemie deutlich Spuren hinterlassen. Treffen waren nicht mehr möglich, soziale Kontakte eingeschränkt. Umso wichtiger sind die Aktivitäten im Internet. Regelmäßig werden kleine Erfolge, wie die Wiedereröffnung des Tegeler Strandbades nach fünfjähriger Schließung in diesem Sommer, dokumentiert.

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„I love Tegel“ hat gemeinsam mit Rewe eine Spendenaktion für Flutopfer gestartet; Sachspenden im Wert von 4000 Euro kamen zusammen. Auch die olympischen Erfolge einiger Wassersportler vom Tegeler See wurden gewürdigt - etwa das Gold von Kanute Ronald Rauhe. Der Sportler mit Wurzeln in einem Tegeler Verein war zum sechsten Mal bei einer Olympiade dabei, ein langer Atem - und Vorbild für „I love Tegel“.

Am Sonnabend, 18. September, sind alle Freiwilligen herzlich willkommen, sich von 12 - 16 Uhr beim Saubermachen der Greenwich-Promenade zu beteiligen. Informiert werden soll auch über Wasserqualität und die Probleme mit dem Entenfüttern. Der Tegeler Tauchverein „Dive’n“ wird gleichzeitig unter Wasser für saubere Verhältnisse sorgen. Treffpunkt ist der Kanonenplatz.

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