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Den Stellengesamtbedarf bei den Notaren beziffert die Justizverwaltung mit 838, davon sind 683 Stellen besetzt. (Symbolbild)

© IMAGO

Seit Jahren zu wenig Bewerber: Warum Berlin kaum neue Notare findet

Seit Jahren sinkt die Zahl der Notare in Berlin, es gibt weniger Bewerber als Stellen. Die Branche kritisiert, dem Nachwuchs werde es schwer gemacht.

Von Fatina Keilani

Gelddruckmaschine hin oder her – auf die zuletzt ausgeschriebenen 157 Notarstellen sind bis Ende November nur 41 Bewerbungen eingegangen. Das teilte die Justizverwaltung auf Anfrage mit. Das liege mutmaßlich an einem coronabedingten Ausfall einer Prüfungskampagne für das Notarexamen, heißt es aus der Justizverwaltung.

Notare bezweifeln jedoch, dass dies der alleinige Grund ist, da die Zahl der Bewerbungen seit Jahren niedriger sei als die Zahl der ausgeschriebenen Stellen. Außerdem sinke die Zahl der Notare in Berlin seit Jahren – während zugleich die Zahl der Aufgaben, die Notare erfüllen müssten, gestiegen sei, etwa Vaterschaftsanerkennungen, die kostenlos gemacht werden müssten, und allerhand Dokumentationspflichten.

Zahlen der Justizverwaltung bestätigen das. Auch in den Vorjahren war die Anzahl der Bewerber wesentlich niedriger als die der Stellen, 2019 gab es 81 Bewerber für 129 Stellen, davor 44 auf 93 und 37 auf 79.

Zugleich ist der Immobilienmarkt in den vergangenen zehn Jahren stetig gewachsen, ebenfalls die Zahl der Grundstücksübertragungen. Das heißt, eigentlich müsste ein Bedarf an Notaren bestehen. Und das tut er auch: Den Stellengesamtbedarf beziffert die Justizverwaltung mit 838, davon sind 683 Stellen besetzt. So viele Notare gibt es derzeit in der Stadt.

Ihre Zahl ist in den vergangenen Jahren stetig gesunken, insbesondere weil viele der in den Nachwendejahren zugelassenen Notare nun die Altersgrenze erreichen.

Die Zahl der Notare wird von der Verwaltung festgelegt

Notare sind Träger von Hoheitsgewalt, also „Beliehene“. Da sie eine öffentliche Aufgabe erfüllen, wird ihre Zahl von der Verwaltung festgelegt; sie ermittelt sich aus dem Bedarf. Der wiederum errechnet sich anhand der Zahl der in den vier Vorjahren vorgenommenen Urkundsgeschäfte. Mit 70 Jahren müssen Notare aus dieser Funktion ausscheiden. Sie können danach allerdings als Rechtsanwälte endlos weitermachen, da Rechtsanwalt ein freier Beruf ist.

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Notare kritisieren, dass es dem Nachwuchs schwer gemacht werde. Die Ausbildung koste viel Zeit und Geld, das Examen habe es in sich – man nennt es auch drittes Staatsexamen. „Juristerei auf dem Hochseil“ nennt es ein Notar, es sei unglaublich schwer und koste zudem Tausende von Euro und viel Zeit, in der kein Geld in der Kanzlei verdient wird.

„Das ist für viele das Teuerste – die Zeit, in der man sich auf die Prüfung vorbereitet, kann man als Anwalt nicht zum Geldverdienen nutzen“, heißt es auch aus der Notarkammer. Zudem kosteten der Kurs und die Prüfung auch jeweils um die 3000 Euro.

„Juristerei auf dem Hochseil“

Wer die Prüfung bestanden hat, wartet dann locker nochmal ein bis anderthalb Jahre, bis die Zulassung erteilt wird.

Anruf beim Kammergericht, warum das so lange dauert: Nach dem Examen müsse ja erst einmal die Stellenausschreibung abgewartet werden, und dann finde eine sehr eingehende Prüfung statt, ob die Person auch vertrauenswürdig und zuverlässig genug sei, das öffentliche Amt des Notars auszufüllen.

Die Notarkammer findet diese lange Bearbeitungsdauer auch ärgerlich, sagt es aber nicht so laut.

Die Justizverwaltung hat die Bedarfsberechnung inzwischen angepasst – ab dem kommendem Jahr entfallen mehr Urkundsgeschäfte auf den einzelnen Notar, so dass dann weniger Stellenbedarf besteht.

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