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Das Technikmuseum widmet den illegalen Rennen zurzeit eine Sonderausstellung. Zu den Exponaten gehört auch ein von der Justiz enteignetes Raser-Auto.

© imago images/Stefan Zeitz

Schwerer Raser-Unfall in Berlin: 571-PS-Mercedes kracht in mehrere Autos

Ein Raser in einem hoch motorisierten Auto hat in Tempelhof drei Menschen verletzt. Die Polizei ermittelt wegen eines illegalen Rennens.

571 PS in der Basisversion, 3,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100: Mit solch einem Auto hat ein mutmaßlicher Raser am Montagabend in Berlin-Tempelhof einen schweren Verkehrsunfall verursacht.

Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, wurde am Montagabend gegen 20.15 Uhr ein Streifenwagen an die Kreuzung Boelckestraße/Rumeyplan alarmiert. Nach Angaben von Zeugen an der Unfallstelle war dort ein Mercedes auf der Boelckestraße mit hoher Geschwindigkeit in Fahrtrichtung Katzbachstraße unterwegs, als der Fahrer in Höhe Rumeyplan einen auf der rechten Spur in gleicher Richtung fahrenden Chevrolet rammte.

Anschließend prallte der Mercedes auf die Mittelinsel und von dort zurück auf die Fahrbahn. Auf der streifte er einen am rechten Rand stehenden Kia und rammte anschließend einen geparkten Volvo, der gegen einen davor geparkten Mercedes geschoben wurde.

Der 25-Jährige mutmaßliche Raser klagte laut Polizei nach dem Unfall über Schmerzen in einem Bein und wurde am Ort von Rettungskräften ambulant behandelt. Seine 19-jährige Beifahrerin klagte über Schmerzen im Rumpf, sodass weitere Sanitäter sie und die 33-jährige Fahrerin des Kia zur ärztlichen Behandlung in Krankenhäuser brachten.

Eine Atemalkoholmessung sowie ein freiwilliger Drogenvortest bei dem Tatverdächtigen verliefen laut Polizei negativ. Der 52-jährige Fahrer des zuerst gerammten Chevrolets blieb unverletzt.

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Die Einsatzkräfte beschlagnahmten den schwer beschädigten Mercedes als Beweismittel und ließen ihn abtransportieren. Der mutmaßliche Raser müsse sich nun wegen des Verdachts des verbotenen Kraftfahrzeugrennens, der fahrlässigen Körperverletzung sowie der Straßenverkehrsgefährdung verantworten.

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Auf Nachfrage teilte die Polizei am Dienstag mit, dass es sich beim Tatfahrzeug um einen Mercedes E63 AMG handelt. Der hat in der Basisversion 571 PS und erreicht je nach bestellter Option maximal 250 oder 300 Stundenkilometer.

Fahrzeuge wie dieses sind auffällig oft in verbotene Rennen auf den Straßen Berlins verwickelt. Aktuell steht in Berlin ein 22-Jähriger vor Gericht, der im Februar Am Treptower Park mit einem 450-PS-Audi mit etwa 150 Stundenkilometer durch einen Tempo-30-Bereich gerast war und seine drei Mitfahrer umgebracht hatte, als er die Kontrolle über das Auto verlor und in einen Baum krachte, wobei das Auto in mehrere Teile gerissen wurde und in Flammen aufging.

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Strafbar sind die "verbotenen Kraftfahrzeugrennen" seit Oktober 2017. Zuvor wurden sie nur als Ordnungswidrigkeiten wie "normale" Tempoverstöße behandelt. Die Strafandrohung reicht jetzt von maximal zwei Jahren Haft für Rennen ohne Unfall bis zu maximal zehn Jahren, wenn Menschen schwer verletzt oder getötet werden.

Laut der kürzlich veröffentlichten Unfallstatistik der Polizei für 2021 wurden im vergangenen Jahr in Berlin 562 Ermittlungsverfahren wegen illegaler Rennen eingeleitet. 162 davon seien "klassische" Duelle gewesen, 164 Einzelrennen, 236 Fluchten vor Polizeikontrollen. Nach Erfahrung der Berliner Amtsanwaltschaft sollen durch solche Fluchten oft andere Straftaten verdeckt werden, etwa Drogenhandel und Fahren ohne Fahrerlaubnis.

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