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Wer schön sein will. Mittlerweile sind die Hygienebestimmungen freiwillig, aber trotzdem leidet das Friseurhandwerk: Viele Kunden müssen sparen und kommen seltener.

© dpa

Schwarzarbeit und höhere Preise: Pandemie belastet Friseure in Berlin weiter

In Berlin genauso wie bundesweit leiden die Haarsalons unter den Folgen der Corona-Zeit. Nun machen ihnen auch noch die Inflation und Krieg zu schaffen.

Auch, wenn die meisten Kunden sich längst von ihrer „Corona-Frisur“ verabschiedet haben und wieder zum Haareschneiden- oder -färben in den Salon gehen: Den Friseurinnen und Friseuren geht es wirtschaftlich schlecht – bundesweit genauso wie in Berlin. Das bilanzierte der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks am Montag. 16 Wochen dauerten die Betriebsschließungen während der coronabedingten Lockdowns.

„Das hat das Friseurhandwerk nachhaltig geprägt“, sagt Jan Kopatz, Obermeister der Friseurinnung Berlin. Die Preise für die Dienstleistungen am Kopf seien gestiegen. In Berlin gibt es rund 2500 „Betriebsstätten“, wie die offiziell bei der Kammer registrierten Salons heißen, hinzu kommen die Filialen, „weshalb wir von etwa 3500 Betrieben ausgehen“, sagt Kopatz.

Konkrete Verlust-Zahlen für Berlin kann Kopatz nicht nennen, bundesweit hatten laut Zentralverband im Jahr 2020 die knapp 52 000 Friseurunternehmen 6,21 Milliarden Euro erwirtschaftet und 11,7 Prozent Umsatzeinbußen im Vergleich zum Vorjahr zu verkraften. Für das vergangene Jahr beträgt das Minus 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

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„Die Einbußen kann man auch auf Berlin übertragen“, sagt Kopatz. Nicht nur die Lockdown-Zeit sei schwierig gewesen, auch die Zeit danach, „denn wegen der Corona-Bestimmungen durften weniger Kunden im Laden sein.“ Außerdem hätten sich viele Mitarbeitende in dieser Zeit vom Friseurberuf verabschiedet: Nicht nur, weil sie auf andere Jobs umgeschult hätten.

„Vor allem die Schwarzarbeit ist gewachsen“, weiß Kopatz. „Viele haben während der Lockdowns in der Nachbarschaft schwarz Haare gemacht“, sagt er. Diese seien gar nicht mehr in die Läden zurück gekehrt und verdienten weiter ihr Geld mit Hausbesuchen. „Das gefährdet unseren Berufsstand ernsthaft“, sagt der Friseur-Obermeister.

Die Stammkunden kommen nicht mehr so häufig wie sonst

Derzeit machten die hohe Inflation und die „Sorge um Krieg und Frieden“ den Friseuren das Geschäft schwer. „Die Stammkunden kommen zwar, aber nicht mehr so häufig wie sonst, weil die meisten derzeit sparen müssen“, sagt Kopatz. Da greife man dann doch mal zur Farbtönung aus der Drogerie oder komme statt alle vier nur noch alle acht Wochen zum Schneiden. Die Soforthilfen, die alle Friseursalon-Betreiberinnen und Betreiber vom Land Berlin zu Beginn der Pandemie bekommen haben, hätten dabei geholfen, dass die Läden sich über Wasser halten können, sagt Kopatz.

Die anschließenden Überbrückungshilfen machten nun vielen Friseuren zu schaffen, da die Förderbank IBB Rückzahlungen fordert, denn die Hilfen waren an bestimmte Vorschriften gebunden – wie etwa die Begleichung der Fixkosten, für Privatausgaben durften sie nicht genutzt werden.

„Der Unternehmer wurde leider nicht berücksichtigt“, sagt Kopatz. Das Friseurhandwerk fordert daher Entlastungen, etwa die Senkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent und auch langfristig eine Prämie für die Geschäfte, die Nachwuchs ausbilden.

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