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Innensenator Frank Henkel (im Bild links) und Polizeipräsident Klaus Kandt stellten in Kreuzberg die Sicherheitsfolien für die Einsatzwagen der Polizei vor.

© Kitty Kleist-Heinrich

Schutz für Berliner Polizisten: Streifenwagen bekommen Folien gegen Steinwürfe

Immer wieder sind Polizisten gewalttätigen Attacken ausgesetzt. Nun gibt es eine neue Maßnahme, um sie zu schützen.

Am Mittwoch haben Innensenator Frank Henkel (CDU) und Polizeipräsident Klaus Kandt nach Kreuzberg geladen, um etwas nahezu Unsichtbares zu zeigen. Auf dem Gelände der Polizeidirektion 5 präsentierten sie vier Streifenwagen, deren Seitenscheiben mit einer Schutzfolie beklebt sind. Die soll die Beamten vor Steinwürfen schützen, denen sie vor allem in der Rigaer Straße in Friedrichshain immer wieder ausgesetzt sind. Der Kiez wird seit Jahren von Linksextremisten terrorisiert. Wie gefährlich es für Polizisten dort ist, zeigte sich fast zur selben Zeit: Während der Polizeipräsident die neue Ausstattung präsentierte, gingen in der Rigaer Straße mehrere Vermummte auf einen Kontaktbereichsbeamten los und verletzten ihn leicht.

Nach Auskunft von Kandt sind 2010 drei Mal Polizeistreifen mit Steinen beworfen worden. 2011 seien es fünf, 2012 und 2013 jeweils 13 und im vergangenen Jahr zwölf solcher Angriffe gewesen. Am schlimmsten war das Jahr 2014 mit 15 solchen Attacken.

"Der erste Versuch mit der Folie war ja nicht so erfolgreich, wie wir uns das gewünscht haben", sagte Kandt. Die damalige Variante hielt geworfene Steine nicht zurück, sondern verhinderte lediglich, dass die Scheiben völlig zersplitterten und ein Scherbenregen über den Polizisten niederging. Aus Sicht der Polizeigewerkschaft GdP ist der Polizeipräsident für diese Pleite verantwortlich, weil er der Direktion 5 "keinen Cent zur Verfügung stellte", so dass die Folien aus den direktionseigenen, "äußerst bescheidenen Haushaltsmitteln" finanziert worden seien.

Die Schutzfolien auf den Seitenscheiben sind praktisch unsichtbar. Der Test soll zeigen, ob das auch so bleibt.
Die Schutzfolien auf den Seitenscheiben sind praktisch unsichtbar. Der Test soll zeigen, ob das auch so bleibt.

© Kitty Kleist-Heinrich

Die jetzt gefundene Lösung stammt nach Auskunft von Kandt aus der Baubranche und beruht auf einer Ausnahmeregelung - weil Autos nicht beliebig verändert werden dürfen. Zunächst soll die Folie, die sich in der Hand schon eher nach einer dünnen Plexiglasscheibe als nach einer klassischen Folie anfühlt, in sieben Streifenwagen ein Jahr lang getestet werden. Als spannend gilt vor allem, ob etwa bei Dunkelheit und Nässe die Sicht nach draußen eingeschränkt wird und ob die sauber auf die Innenseite der Scheiben geklebte Folie sowohl Winterkälte als auch Sommerhitze verkraftet, ohne sich zu lösen oder Blasen oder Risse zu bekommen. Etwa 2000 Euro koste die Nachrüstung pro Fahrzeug, wobei nur die Seitenscheiben beklebt werden. Die Frontscheiben heutiger Autos sind ab Werk aus stabilem Verbundglas, also mit einer integrierten Kunststofffolie versehen. Die Ausstattung aller Streifenwagen sei nicht geplant; profitieren sollen zunächst die Abschnitte 51 und 53. Stadtweit hat die Berliner Polizei 344 Streifenwagen, allesamt das Opel-Modell Zafira. Laut Kandt werden die Wagen gekauft und sind etwa vier Jahre lang im Einsatz.

Christopher Lauer, innenpolitischer Sprecher der Piratenfraktion, kritisierte die Präsentation als reine Wahlkampfshow für Henkel: Erst vor wenigen Wochen habe die Koalition in den Haushaltsberatungen kein Geld für die Folien bewilligt, weil es laut Polizeiführung keine ausreichend sichere Variante gegeben habe.

Für Kandt dagegen ist der aktuelle Versuch noch nicht das Ende: In einem weiteren Projekt bereite man die Ausstattung von Polizeiwagen mit Polycarbonat-Scheiben vor. Das werde allerdings noch teurer. Bisher seien nur die Gruppenwagen - die moderne Version der "Wannen" - mit Scheiben aus diesem bruchsicheren Kunststoff ausgestattet.

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