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Mehr als 45 000 Quadratmeter Verkaufs- und Büroflächen werden rund um das einstige Brauereigebäude bereitgestellt.

© HGHI Holding GmbH

Schultheiss-Quartier in Moabit: Mehr Shopping-Monokultur für Berlin

Bei der Eröffnung hielten sich Schnäppchenjäger zurück. Unser Autor fragt sich, ob das "Schultheiss-Quartier" gut ist für Moabit. Eine Glosse.

Wie heißen diese Dinger eigentlich gerade? Ist „Einkaufszentrum“ noch statthaft, oder muss es doch schon die „Shopping Mall“ mit langem O, sprich „Moahl“ sein? Das „Schultheiss-Quartier“ in Moabit hat sich mit seinem erzberlinischen Namen dieser Debatte zwar entzogen – aber drinnen steckt das gleiche stereotype Sammelsurium von Geschäften wie in den anderen Zentren, in diesem Fall nach unten abgesenkt, der Sozialstruktur entsprechend.

Seit Donnerstag läuft die Eröffnung, auffällig viele Geschäfte stehen aber noch leer oder sind nicht rechtzeitig fertig geworden.

H&M, Media-Markt und Curry-Odor

Früher waren solche Eröffnungen in Berlin oft Anlass einer hysterischen Schnäppchenjagd. Davon war am Vormittag wenig zu sehen, es hat sich wohl herumgesprochen, dass die großen Handelskonzerne auch bei Eröffnungen nichts zu verschenken haben. Die Grundsatzfragen „Primark oder H&M?“ bzw. „Media-Markt oder Saturn?“ wurden in diesem Fall zugunsten von H&M und Media-Markt entschieden, der obligatorische „Food Court“ fällt recht klein aus, nebelt aber das Gebäude komplett mit stechendem Curry-Geruch ein.

Auffällig ist eher, dass jene Billigläden, die anderswo als Zeichen des Abstiegs gelten, hier ein fester Teil des Startpakets sind – im Zweifel nur um ein paar Ecken unter das schützende Dach des Zentrums gezogen, am alten Ort Leerstand hinterlassend.

Die Schlüsselfragen lauten also: Was macht das mit der Gegend? Und: Wo kommen die Kunden her? Die Kreuzung Turm-/Stromstraße litt auch bisher nicht unter Einsamkeit. Aber die höchste Fußgängerfrequenz wird sich nach Osten verschieben, und das dürfte den noch relativ zahlreichen kleinen Läden weiter westlich zu schaffen machen. Speziell die gigantische Kaufland-Filiale über zwei Etagen mitsamt Tiefgarage wird im Lebensmittelbereich Kundschaft absaugen und viel mehr Verkehr auf den umliegenden Straßen generieren.

Öde Shopping-Monokultur

Da jegliches Geld nur einmal ausgegeben werden kann und immer mehr Einkäufe ins Internet abwandern, hinterlässt jedes neue Einkaufszentrum Verlierer an anderer Stelle, sofern es nicht gleich selbst scheitert. Zu besichtigen ist das am Potsdamer Platz, wo in den „Arkaden“ gegenwärtig eine Art Schließungswettlauf in Gang zu sein scheint mit vier oder fünf Räumungsverkäufen, deutlich mehr bereits geschlossenen Läden und dem Totalverlust sogenannter „Ankermieter“.

Hier scheint es, als habe die „Mall of Berlin“ gegenüber den Sieg davongetragen – aber das Branchenprinzip, mit jedem neuen Einkaufszentrum die älteren zu kannibalisieren, ergibt auf lange Sicht nirgendwo Sinn, es steht nur für immer ödere Shopping-Monokultur. Ist das Schultheiss-Quartier also gut für Moabit? Wir können es nur hoffen.

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