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Große Pläne. Geht es nach Matthias Wind, Margaretha Raffauf, Kai Lanz und Ann-Kristin Balve (v.l.n.r.) könnte es einst eine Anti-Mobbing-App für alle Berliner Schulen geben.

© privat

Schulgewalt: Berliner Schüler arbeiten an App gegen Mobbing

Die 11.Klässler arbeiten an einer App namens „exclamo“. Sie soll Opfern konkrete Hilfe bieten.

Der Pitch wirkt so professionell wie bei all den Start-Up-Gründern, die nach Berlin strömen und vom nächsten großen Ding träumen – mit einem kleinen Unterschied: die vier Gründer der App namens „exclamo“ sind nicht Mitte Zwanzig, sondern Schüler der 11. Klasse des Berliner Canisius Kollegs, sie sind 16 und 17 Jahre alt. Von Businessplänen und App-Entwicklung haben sie eigentlich keine Ahnung, aber sie haben eine Idee. Eine App gegen Mobbing: „exclamo“, das lateinische Wort für Aufschrei. Noch gibt es nur ein Konzept, das die vier Schüler für den Schulwettbewerb der Boston Consulting Group entwickelt haben – wenn alles gut läuft, soll die App aber bald Realität werden.

„Jeder sechste 15-jährige Schüler wird regelmäßig Opfer von Mobbing“, sagt Kai Lanz, 16 Jahre alt und Geschäftsführer von „exclamo“. „Und nur ungefähr ein Drittel der Mobbing-Opfer traut sich, Hilfe zu suchen.“ Zuzugeben, dass man von seinen Mitschülern schikaniert und gepeinigt wird, kostet viel Überwindung – zu viel, finden die Gründer. Deswegen haben sie das Konzept für eine App entwickelt, die für die Opfer da sein soll: Man kann sich anonym anmelden und bekommt innerhalb der App verschiedene Hilfsangebote.

Per Klick sind Telefonseelsorgen wie die Nummer gegen Kummer oder das Opfer-Telefon des Weißen Rings erreichbar, dort können die Jugendlichen sich Rat holen, werden ermutigt, sich auch innerhalb der Schule Hilfe zu suchen. Eine weitere Funktion ist eine Nachricht an einen ausgewählten Lehrer der Schule – wenn es so läuft, wie die Gründer sich das wünschen, benutzen irgendwann alle Berliner Schulen die App, so dass die Lehrer darüber erreichbar sind. Die letzte Funktion ist in Zusammenarbeit mit dem Berliner Verein Contigo entstanden, der sich wie die Schüler gegen Mobbing einsetzt: In der App finden sich Tipps, um den Tätern etwas entgegen zu setzen, zum Beispiel konkrete Sätze, die man auf Angriffe erwidern kann. So soll dem Opfer direkt geholfen werden, bis eine Lösung gegen das Mobbing gefunden ist.

„Noch sind wir alle im Abiturstress“

Mobbing kommt an nahezu jeder Schule vor, und auch die vier Gründer haben Erfahrung mit dem Phänomen gemacht. Dadurch entstand die Idee. „Die Schulen sagen immer, dass es bei ihnen kein Mobbing gibt, und wir Schüler erleben dann die Realität“, sagt Kai Lanz. Er war zwar nicht selbst von Mobbing betroffen, hat aber in seinem schulischen Umfeld Erfahrungen damit gemacht, ebenso wie seine Mitstreiter. „Uns war von vorneherein klar, dass wir mit unserem Beitrag zum Wettbewerb ein Problem lösen wollen, und Mobbing ist eben ein Problem an Schulen.“

In den Regionalwettbewerb haben es die vier Schüler nicht geschafft, trotzdem wollen sie weiter an ihrer Idee arbeiten und die App eines Tages umsetzen. „Noch sind wir alle im Abiturstress“, sagt Kai Lanz. „Aber spätestens danach wollen wir die Entwicklung der App angehen.“

Julia Kopatzki

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