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Schule: Zöllners Beschwerde-Manager

Es ist ruhig geworden um Berlins Schulen: Beim Bildungssenator arbeiten jetzt „Problemlöser“

Zuerst hat er die Schulleiter milde gestimmt, jetzt ist er auch noch drauf und dran, der Elternschaft den Wind aus den Protestsegeln zu nehmen: Mit der Einrichtung eines flinken Beschwerdemanagements ist es Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) offenbar gelungen, mehr Ruhe als sonst üblich in die Schulen zu bringen: Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit hat er in seinem Haus „Problemlöser“ installiert, die täglich Dutzende von Beschwerden bearbeiten.

„Wir haben ein Durchgriffsrecht durch alle Instanzen“, beschreibt einer der drei Beschwerdemanager, Oberschulrat Benno Linne, die Befugnisse der Gruppe, die vor einem Jahr als „Eingreiftruppe“ gegen Unterrichtsausfall begann, inzwischen aber wesentlich mehr Kompetenzen hat. Egal ob Schullehrer fehlen, ob ein Schulbus gebraucht wird oder Konflikte zwischen Eltern und Lehrern hochkochen: Die Beschwerdemanager sollen sich kümmern, Verantwortliche ausfindig machen, Auswege aufzeigen.

Eine Aufgabenteilung gibt es auch bereits: Während Linne und die Juristin Helga Dittmann-Pätsch in erster Linie den vielfältigen Beschwerden nachgehen, hat sich Oberschulrat Dirk-Christian Stötzer auf die Unterrichtsversorgung spezialisiert. Mit einem Team besucht er Schulen, die mit ihren Ressourcen nicht zurechtkommen. Dann wird nachgesehen, ob es einen echten Personalmangel gibt oder die Lehrer lediglich uneffektiv eingesetzt sind. Mitunter gibt es versteckte Reserven, deren richtiger Einsatz beispielsweise Teilungsunterricht beim Experimentieren im Physikraum ermöglicht.

Stötzer – früher jahrelang Schulleiter und Schulrat – weiß, wie man den Unterrichtsbetrieb organisiert. Diese Erfahrungen flossen auch ein, als er im vergangenen Jahr mit seinem Team 20 Schulen durchforstet hat, darunter zehn Grundschulen und sechs Gymnasien.

„Es geht nicht um Schuld, sondern um Problemlösung“, betont Zöllner, wenn er über die Arbeit des Beschwerdemanagements spricht. Er ist von dem Konzept so überzeugt, dass er die von Landeselternsprecher André Schindler geforderte Ombudsstelle für überflüssig hält.

Der Landeselternsprecher ist noch nicht sicher, ob er seine Forderung nach einer Ombudsstelle aufgibt. „Wir müssen erst mal abwarten, ob die kritischen Fälle tatsächlich bearbeitet oder nur weitergereicht werden“, sagt er. Wenn sich etwa nach Gewaltvorfällen herausstelle, dass die Schule nicht adäquat reagiere und die Opfer sich weiter ausgeliefert fühlten, brauche man eine Instanz, die nachhake. Sorge machen Schindler auch Fälle, in denen Schulen „massiv auf Eltern und Schüler Druck ausüben“. Solche Beschwerden dürfte man nicht einfach an die betreffende Schule weiterreichen, die kein Interesse an einer Aufarbeitung habe.

Bisher sieht es allerdings nicht so aus, als fühlten sich viele Eltern im Stich gelassen: Selbst Schindler muss zugeben, dass es zurzeit ruhig an den Schulen ist.

Susanne Vieth-Entus

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