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Ein Team. Isabel Aniorte (r.) und Zaynab bei einem Treffen vor Corona.

© privat

Wie Schülerpaten jetzt helfen: Als Tandem durch die Krise

Täglich chatten und lernen: Wie Schülerpaten in Berlin ihre Schützlinge während der Pandemie unterstützen.

Isabel Aniorte hat sich vorbereitet. Aus Pappe hat sie ein Dreieck, ein Rechteck und ein Quadrat ausgeschnitten, und damit erklärt sie der zehnjährigen Zaynab, welche Besonderheiten diese geometrischen Formen haben. Die beiden sitzen allerdings nicht am selben Schreibtisch und auch nicht in einem Zimmer. Sie sehen sich nur auf dem Handybildschirm.

Die 33-jährige Isabel Aniorte, die diese Szene am Telefon erzählt, ist Psychologiestudentin – und engagiert sich ehrenamtlich beim Verein Schülerpaten Berlin. Mit Fünftklässlerin Zaynab bildet sie seit Oktober 2019 ein Tandem. Zu normalen Zeiten treffen sich die beiden einmal pro Woche und lernen zusammen, manchmal gehen sie ins Kino oder ins Museum. Seit der Coronakrise ist jedoch alles anders.

„Mir war klar, dass wir trotzdem in Kontakt bleiben“, sagt Aniorte. Und so schlug sie die Videochats vor. Als Zaynab ihr zeigte, wie viele Aufgaben sie nach den Schulschließungen von den Lehrern bekommen hatte, hat Aniorte gemerkt, dass einmal pro Woche nicht reicht. Jetzt unterhalten sie sich von Montag bis Freitag täglich eineinhalb bis zwei Stunden. „Zaynab stand am Anfang vor einem riesigen Berg an Schulaufgaben, den sie irgendwie bewältigen sollte“, erzählt Aniorte. Für eine Zehnjährige sei es schwer, sich diese Menge an Stoff allein auf mehrere Wochen aufzuteilen. Und sich Themen selbst zu erarbeiten, beispielsweise, was ein Koordinatensystem ist, sei eigentlich unmöglich.

Für beide ist der Chat eine willkommene Routine geworden

Also half Aniorte der Schülerin, sich die Aufgabenmenge einzuteilen. Wenn sie telefonieren, sprechen sie die Aufgaben durch, Aniorte erklärt, so gut es über den kleinen Handybildschirm geht. „Es ist improvisiert und manchmal auch chaotisch, aber wir lachen auch viel.“ Und sie sprechen auch darüber, wie es ihnen geht. Für beide sei der Videochat eine willkommene Routine in der Coronazeit geworden. „Ich merke, dass Zaynab die sozialen Kontakte fehlen“, sagt Aniorte. Zaynab habe zwar Brüder, aber die sind älter und haben andere Interessen. Zaynabs Familie kommt aus dem Irak, die Eltern könnten ihr aus sprachlichen Gründen nicht bei den Aufgaben helfen.

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Zu den Schülerpaten kam Aniorte, weil sie sich für Kinder aus benachteiligten Familien engagieren wollte. Den Verein gibt es seit 2009, er unterstützt Schülerinnen und Schüler vorwiegend mit arabischem Migrationshintergrund und vermittelt für sie Patenschaften.

„Viele unserer Patinnen und Paten laufen momentan zur Höchstform auf“, sagt Charlotte Schippmann, Geschäftsführerin der Schülerpaten Berlin. Etliche hätten den Kontakt zu ihren Schützlingen jetzt ausgeweitet. „Viele Familien berichten uns, wie froh sie gerade momentan über die Unterstützung sind.“

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