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Angela Grünert (r.) hat den Verein Lupine Mentoring gegründet, der sich für geflüchtete Kinder im Süden Berlins engagiert und diese mit erwachsenen Mentoren zusammenbringt. Katharina von Ballestrem und Leya sowie Rushit und Waltraud Knapp (v. l.) bilden solche Tandems. Dem Verein fehlt bisher ein fester Raum, darum hofft er auf Spenden.

© Thilo Rückeis

Verein Lupine Mentoring: Hilfe im Doppelpack

Der Verein Lupine Mentoring bringt geflüchtete Schüler und Erwachsene aus Berlin zusammen. Jetzt bittet er um Spenden.

Bei seiner 27. Weihnachtsspendenaktion „Menschen helfen!“ bittet der Tagesspiegel um Spenden für 62 soziale Initiativen, Vereine und Hilfsorganisationen vor allem aus Berlin, aber auch in Brandenburg und im Ausland. In unserer Spendenserie stellen wir 12 Projekte stellvertretend für alle anderen vor. Heute: Der „Lupine Mentoring“- Verein, der sich für geflüchtete Grundschulkinder im Süden Berlins engagiert.

Es herrscht geschäftiges Treiben in der „YouKunst“-Jugendkunstschule in Steglitz. In einem großen Raum stehen Erwachsene und Kinder vor langen Tischen, sie malen, basteln und lachen gemeinsam. Es ist laut, alle sind über und über mit Farbe beschmiert. An den Fenstern stehen Plakate, auf denen die Kinder geschrieben haben, was sie sich wünschen. „Bonbons“ und „Schnee“ steht da, aber auch „Geborgenheit“, „Angstfreiheit“ und „Frieden“. Ein Kind hat ein Gewehr gemalt und es rot durchgestrichen.

Viele der Kinder, die hier basteln, sind aus Kriegsgebieten nach Deutschland geflohen. Sie nehmen am Mentoringprogramm des Lupine-Vereins teil, der Grundschulkinder aus geflüchteten Familien mit Erwachsenen in Steglitz-Zehlendorf zusammenbringt. Einmal die Woche treffen sich die Tandempaare und unternehmen gemeinsam etwas. Um eine feste Räumlichkeit für ihre Arbeit mieten zu können, bittet der Lupine-Verein jetzt dringend um Spenden.

Der Schwerpunkt liegt auf kultureller Bildung

Einen Schwerpunkt legt der Verein auf kulturelle Bildung. Beim Malen, Theaterspielen oder Musizieren können sich alle auf Augenhöhe begegnen und Sprachbarrieren überwinden. Die Liebe zur Kunst hat auch Waltraud Knapp und Rushit zusammengebracht. Knapp war Kunsterzieherin in Neukölln. Seit sie pensioniert ist, engagiert sie sich für Geflüchtete. Von Lupine erfuhr sie aus dem Tagesspiegel-Checkpoint und war sofort begeistert von dem Konzept des 1:1-Mentorings.

Ihr Mentee Rushit liebt es, sich kreativ auszudrücken. „Ich bin einfach so geboren, ich will immer malen“, sagt der 12-Jährige. Am liebsten male er Tiere und Natur. Mit seinen Eltern und vier Geschwistern kam Rushit aus Mazedonien, wo sie der türkischen Minderheit angehörten. Seit drei Jahren lebt er in Berlin und geht in die Buschkampschule.

„Die Kinder im Krieg können nicht spielen oder ihre Kreativität zeigen“, sagt Rushit. „Das ist kein gutes Leben.“ In Deutschland sei das anders, hier gebe es viel mehr Möglichkeiten. Mit seiner Mentorin ist er in viele Berliner Kunstmuseen gegangen und hat sich kreativ ausprobiert. „Ich habe gelernt, schöner zu malen und besser deutsch zu sprechen“, sagt Rushit. Auch für seine schriftliche Fahrradprüfung lernten die beiden, er bestand sie mit Bravour.

Los ging es mit sechs Tandempaaren

Solche Erfolgserlebnisse bestätigen Angela Grünert in ihrer Arbeit. Die Islamwissenschaftlerin arbeitete lange im Ausland, zurück in Berlin engagierte sie sich als Mentorin und wollte die Idee in den Süden Berlins bringen. Also gründete sie 2017 den gemeinnützigen Verein Lupine Mentoring. „Die Idee ist, Nachbarn zusammenzubringen“, sagt sie.

Los ging es mit sechs Tandempaaren, in diesem Jahr haben 14 neue Tandems angefangen. Ein Durchgang dauert neun Monate, in den Sommerferien bereiten die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen die Auswahl der neuen Mentoren und Mentees vor. Einmal im Monat findet ein Treffen mit allen Tandems statt. Wer will, kann nach dem ersten Jahr an einem „Extended-Programm“ teilnehmen. Danach treffen sich die Tandems eigenständig.

Dem Verein fehlt ein fester Raum

Angela Grünerts Ziel für ihren Verein ist es, immer größer zu werden. Gern würde sie ein Programm anbieten, in denen Jugendliche, die einst Mentees waren, selbst zu Mentoren werden. Außerdem melden sich immer mehr Menschen aus der Nachbarschaft. Das sei auch ein tolles politisches Signal gegen den Rechtsruck, sagt Grünert. Um all das zu bewältigen, brauchen Grünert und ihre Mitstreiter einen Ort, an dem sie arbeiten, Material lagern und mit Kindern und Eltern sprechen können. „Wir haben keinen Raum, der eine Anlaufstelle ist“, sagt Grünert. Deshalb hofft sie jetzt auf Spenden der Tagesspiegel-Leser.

Auch die 12-jährige Leya und ihre Mentorin Katharina von Ballestrem sind schon im zweiten Jahr dabei. Ein Jahr lang haben sie sich jede Woche getroffen, sind Schlittschuh laufen gegangen, haben Hip-Hop getanzt und im Zirkus jongliert. Durch das Programm sei sie auch Teil einer neuen Familie geworden, erzählt Ballestrem. „Ich habe die Gastfreundlichkeit und den Zusammenhalt mitbekommen, aber auch, welche Schwierigkeiten sie haben.“

Vor vier Jahren ist Leya mit zwei jüngeren Geschwistern und ihren Eltern aus dem Libanon geflohen. Von der Türkei aus kamen sie nach Hamburg, es folgte eine Odyssee durch Deutschland. „Wir waren in fast allen Städten“, sagt Leya. Seit drei Jahren wohnt sie in Zehlendorf und geht hier in die Süd-Grundschule.

Das Mentoring macht die Kinder selbstbewusster

Leya lernte sehr schnell Deutsch, ist eine gute Schülerin. Nächstes Jahr will sie auf ein Gymnasium gehen, studieren und dann Schauspielerin werden oder Anwältin. Ballestrem begleitet Leya und ihre Mutter jetzt bei Besuchen in potenziellen Schulen. „Katharina hat mir geholfen, an mich selbst zu glauben“, sagt Leya. Sie hatte vorher nicht gedacht, dass sie es auf ein Gymnasium schaffen kann.

Dass das Mentoring die Kinder selbstbewusster macht, hat auch Waltraud Knapp erlebt. Im Flüchtlingsheim in der Lissabonallee, wo Rushit mit seiner Familie wohnt, sprach er die Sozialarbeiterin an und gibt den anderen Kindern seitdem Malunterricht. Die Ergebnisse hängen im Eingangsgebäude. „Das hat er alles alleine hingekriegt“, erzählt Knapp stolz.

Doch Rushits Heim wird bald geschlossen. Seine Familie suche seit Langem nach einer Wohnung, bisher ohne Erfolg. Knapp und Rushit hoffen, dass er auf seiner Schule bleiben kann – und dass sie weiter als Tandem zusammenbleiben können. „Das Programm hat mir sehr geholfen“, sagt Rushit. „Ich möchte, dass noch viel mehr Kinder Mentoren kriegen.“

Spenden und Helfen

Spenden können Sie gern aufs Spendenkonto, Empfänger: Spendenaktion Der Tagesspiegel e.V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Berliner Sparkasse IBAN: DE43 1005 0000 0250 0309 42. BIC: BELADEBE.

Bitte Namen und Anschrift für den Spendenbeleg genau und leserlich notieren. Onlinebanking ist möglich.

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