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Die 15-jährige Ha Thu Nguyen engagiert sich seit 2019 für Schülerbelange.

© Torben Krauß

Update Exklusiv

Überraschende Personalie: Berlins Landesschülersprecherin tritt zurück

Gerade erst gewählt und schon wieder weg: Ha Thu Nguyen gibt ihr Amt als Vorsitzende des Landesschülerausschusses ab.

Berlins Schülerschaft hat ihre wichtigste Repräsentantin verloren: Die gerade erst am 12. Januar 2021 gewählte Ha Thu Nguyen ist nach Informationen des Tagesspiegels am Wochenende "mit sofortiger Wirkung" von ihrem Amt als Landesschülersprecherin zurückgetreten.

Über die Gründe für den überraschenden Schritt wurden zunächst keine Angaben gemacht.

Die 15-Jährige hatte noch am Mittwoch eine Podiumsdiskussion des Bezirksschulbeirats von Friedrichshain-Kreuzberg zu den "Auswirkungen der Pandemie auf Schüler:innen" moderiert. Dort deutete nichts auf einen bevorstehenden Rücktritt.

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Der Landesschülerausschuss und insbesondere sein Vorstand gelten seit geraumer Zeit als anfällig für Intrigen. Während es in früheren Jahren durchaus vorkam, dass die Vorsitzenden länger als ein Jahr im Amt waren und erst mit dem Abitur ausschieden, erfolgen die Neubesetzungen seit zwei Jahren in immer kürzeren Abständen. Ob Nguyens Rücktritt damit zusammenhängt, wollte sie nicht sagen.

Felix Koeppe, der Bezirksschüler:innensprecher von Tempelhof-Schöneberg, sagte dem Tagesspiegel am Montag in Bezug auf die immer kürzeren Amtszeiten: "Generell habe ich den Eindruck, dass es in dem Gremium schon länger nicht um inhaltliche Arbeit, sondern um Sympathien geht".

Der vorletzte Amtsinhaber Miguel Góngora hatte im Januar 2020 nur für ein halbes Jahr das Amt angetreten, weil er im Sommer Abitur machte. Sein Nachfolger Richard Ganp hatte den Posten ebenfalls nur ein halbes Jahr inne: Er gab den Vorsitz im Januar an Ha Thu Nguyen ab, obwohl er erst in diesem Sommer das Abitur ablegt. Góngora und Gamp engagieren sich beide politisch - Góngora für Schülerbelange und in der SPD und Gamp in der Schülerunion Reinickendorf.

Von ihrer 15-jährigen Nachfolgerin war erwartet worden, dass sie aufgrund ihres Alters länger im Amt bleiben könnte, weil ihr Abitur noch nicht ansteht. In einem Interview mit dem Tagesspiegel-Leute-Newsletter für Lichtenberg hatte sie ihre Ziele genannt, wozu gehörte, dass sie das Gremium unter Schüler:innen bekannter machen und sie zu mehr demokratischer Teilhabe ermuntern wollte.

Dem Tagesspiegel liegt inzwischen Nguyens Rücktrittserklärung vor, die sie dem Landesschülerausschuss zur Kenntnis gegeben hatte. Allerdings äußert sie sich darin nur indirekt zu den Gründen. Wir dokumentieren die entsprechende Passage:

Auszug aus dem Rücktrittsschreiben

"Die Zusammenarbeit im Gremium ist eines der wichtigsten Punkte. Der Landesschülerausschuss muss sich gemeinsam für seine Werte und Ziele einsetzen, um gemeinsam etwas für die Schülerschaft bewegen zu können. Für mich ist es wichtig, dass wir Punkte ansprechen und Aspekte beleuchten, die von „den Entscheidern“ nicht gesehen werden.

Auf der anderen Seite sollten wir schüler*innennah sein. Wir sind selbst Schüler*innen und wir sehen die Dinge als direkte Betroffene. – Es gibt genug Probleme, die fast jede*r Berliner Schüler*in kennt. Dahinter sah ich die Möglichkeit, viele Schüler*innen für die Verbesserung der Schulen zu sammeln. Dadurch würde ich mich mehr durch die Schüler*innenvertretung vertreten fühlen.

Für Veränderungen muss man mutig sein und wagen. Wir sind Schüler*innen, die Visionäre sein sollen, träumen können. Diese Ansichten müssen natürlich nicht geteilt werden. Aus Respekt vor meinem Gremium trete ich deshalb zurück, da ich ansonsten meinem wichtigsten Ziel, der Zusammenarbeit, mit meiner Person im Weg stehe.

Dem Gremium bin ich dankbar dafür, dass wir gemeinsam in meiner kurzen Amtszeit viele Aussprachen eingeleitet haben und dadurch Missverständnisse aus dem Weg räumen konnten. Daher steht einer guten Zukunft nichts mehr im Weg und ich glaube daher, dass wir uns als LSA Berlin wieder effektiv positionieren und stärker sein können".

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