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Schule: Probejahr an Gymnasien stößt bei Fachleuten auf Ablehnung

Experten-Anhörung im Schulausschuss des Parlaments. Auch Losverfahren bleibt umstritten

Das Probejahr an Gymnasien, das im Rahmen der Schulstrukturreform geplant ist, stößt bei Experten auf Ablehnung. Die Pläne seien „hilflos und absurd“, sagte Eva-Maria Kabisch, Präsidentin der Stiftung „Jugend und Bildung“, gestern bei der ersten Anhörung des Schulgesetzes im Bildungsausschuss des Abgeordnetenhauses. Den Elternwillen zudem stärker zu gewichten als die Prognosen der Schulen, kritisierte Jan Eder, Geschäftsführer der IHK: „Für diejenigen, die nur per Elternwille im Gymnasium landen, wird das erste Jahr sehr schwierig.“ Auch Kabisch warnte davor, ungeeignete Schüler derart unter Druck zu setzen und sie in diesem schwierigen Alter bewusst der Gefahr des Scheiterns auszusetzen.

Es müsse ein anderes Eignungsverfahren geben, sagte auch Hans-Jürgen Kuhn von der Heinrich-Böll-Stiftung. Für den Fall, dass Elternwille und Schulprognose auseinanderklafften, solle nicht einfach der Elternwille entscheiden, zumal dieses Verfahren dazu führe, dass letztlich auch ungeeignete Kinder in das geplante Losverfahren einbezogen würden. Im schlimmsten Fall müssten dann Hunderte Schüler „rücksortiert“ werden. Nach dem Vorbild anderer Bundesländer wie Brandenburg schlug Kuhn deshalb vor, für diesen Fall eine „Korrekturschleife“ einzuführen: Durch verschiedene Instrumente wie einen mehrtägigen Probeunterricht könnten die Fähigkeiten der Kinder noch einmal geprüft werden. Wenn es mit einem solchen Eignungsverfahren gekoppelt werde, sei auch das geplante Losverfahren legitim und vermindere soziale Selektion. Der bildungspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Özcan Mutlu, unterstützte den Vorschlag: „Andere Aufnahmebedingungen als das Probejahr würden verhindern, dass die Sekundarschulen zu Auffangbecken für die Gymnasien werden.“

Was im Rahmen der Strukturreform nicht vorangebracht werde, sei die Integration von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf, räumte Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD)auf eine Frage von Mutlu hin ein: „Dafür brauchen wir noch ein Konzept mit zusätzlichen Ressourcen.“

Eine Verschiebung der Reform um ein Jahr von 2010 auf 2011, die insbesondere Sascha Steuer von der CDU-Fraktion forderte, lehnte Zöllner ab. „Die Betroffenen wollen es zügig.“ Bei einer Verschiebung gerate das große Reformprojekt zudem in zu große zeitliche Nähe zur nächsten Abgeordnetenhauswahl im Jahr 2011, wodurch eine weitere Verzögerung drohe. Patricia Hecht

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