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Studierende sitzen in einem vollbesetzten Hörsaal.

© imago/Future Image

Lehrermangel in Berlin: Bei der Lehrerbildung wird jetzt geklotzt

Im Wissenschaftsausschuss geht es an diesem Montag um den Kapazitätsausbau in den Hochschulen. Nicht alles ist planbar.

Dem dramatischen Lehrermangel folgt ein drastischer Ausbau der Lehramtsstudienplätze: So sehen es die aktuellen Berliner Hochschulrahmenverträge vor. Was das konkret für die Universitäten bedeutet, wird an diesem Montag Thema im Wissenschaftsausschuss sein.

Grundlage der Budgets ist die Vorgabe des Senats, dass die Universitäten künftig 2000 ausgebildete Lehrer pro Jahr in die Schulen entlassen müssen. Um dafür die Grundlage zu schaffen, wird die Zahl der Bachelorstudienplätze von knapp 1900 im Jahr 2014 auf knapp 3200 in diesem Jahr erhöht: Da erwartungsgemäß rund ein Drittel während oder nach dem Bachelorstudium abspringt, brauchen die Universitäten die hohe Studienplatzzahl zu Beginn, damit im Masterstudium rund 2000 ankommen - und abschließen. Entsprechend wächst die Zahl der Masterstudienplätze von knapp 1200 im Jahr 2014 auf knapp 2200.

Plätze für Grundschullehrer vervierfachten sich

Besonders einschneidend verändert sich die Lage in der Grundschulpädagogik: In diesem Bereich boten die Universitäten im Jahr 2014 nur noch 184 Studienplätze an, obwohl schon damals klar war, dass Berlin wegen der Pensionierungswelle damit nicht auskommen konnte: An der Freien Universität waren es 89 Plätze im Grundschulstudium, an der Humboldt-Uni 65 und an der Universität der Künste 30. Dass der Senat nicht gegensteuerte, sondern diese - den knappen Finanzen und fehlenden Vorgaben geschuldete - Platzverknappung der Universitäten hinnahm, gilt als großes Versäumnis der damaligen Wissenschaftsverwaltung. Ruchbar wurde das erst 2016, als plötzlich 825 Grundschullehrer fehlten. Im Grundschulbereich erfolgt daher der größte Aufwuchs um das 4,4- fache auf rund 800, um zumindest mittelfristig die Risiken, die bei der Alphabetisierung und Mathematisierung durch unqualifizierte Kräfte entstehen, zu reduzieren.

Angeblich gibt es Tausende Bewerber

Noch ist nicht bekannt, ob diese 800 Plätze zum Wintersemester 2018/19 belegt werden können. Dem Vernehmen nach haben sich allerdings "Tausende" beworben: Die Bewerber wissen, dass Grundschullehrer in Berlin inzwischen ebenso besoldet werden wie Oberschullehrer. Es gibt allerdings noch einige Unbekannte in dieser Rechnung: So ist nicht nur unklar, wie viele der Bachelorstudenten bis zum Abschluss durchhalten und wie viele den Master anhängen, sondern auch, wie viele nach dem Master das Referendariat in Berlin absolvieren und anschließend in Berlin bleiben: Die Konkurrenz ist groß, weil alle Bundesländer Grundschullehrer suchen und mit der Verbeamtung locken, die Berlin nicht zu bieten hat.

Viel wird davon abhängen, wie die Studenten betreut werden. Damit der Schwund nicht zu groß wird, müssen nicht nur mehr Professuren, sondern auch viele weitere Stellen geschaffen werden - im Bereich der Lehre und bei der Betreuung während des Praxissemesters. Die Universitäten - neben der FU und HU auch die TU und UdK - haben daher in den vergangenen Monaten ausgerechnet, in welche Art Stellen sie die gestiegenen Zuschüssen umsetzen wollen.

Knapp 30 zusätzliche Professuren

Die Eckdaten stehen seit Mitte August fest: Die vier Universitäten wollen 28 zusätzliche Professuren und über 130 weitere wissenschaftliche Stellen für die Lehrerausbildung einrichten. Dafür stehen ihnen bis 2022 rund 70 Millionen Euro zusätzlich zu Verfügung: In diesem Jahr kommen nur 8,4 Millionen Euro hinzu, aber bis 2022 steigert sich die zusätzliche Summe auf 18 Millionen pro Jahr. Nach Informationen des Tagesspiegels will die Freie Universität allein im Bereich der Grundschulpädagogik vier neue Professuren und drei neue Juniorprofessuren schaffen. In Sonderpädagogik kommen drei Professuren und eine Juniorprofessur hinzu. Für Mathematik, Deutsche Philologie, Deutsch als Zweitsprache und Englische Philologie wird je eine neue Professur eingerichtet.

Entsprechend wächst der Mittelbau um 53,5 Dauerstellen, und bei den studentischen Beschäftigter kommen 36 Vollzeitkräfte sowie weiteres Personal hinzu, das sich um den Ausbau von Studien- und Prüfungsbüros kümmern soll. Zusätzlich zu diesen Stellen will die FU noch zwei Professuren im Bereich Sonderpädagogik schaffen, die zunächst aus Sonderprogrammen und danach im Rahmen des Globalzuschusses finanziert werden.

Mit einem Aufwuchs von knapp 80 Stellen für die Lehrerbildung im Rahmen der Hochschulverträge rechnet die HU. Darunter sind fünf Professuren und eine Juniorprofessur. Hinzu kommen 66 Stellen im Mittelbau und 16,5 studentischer Beschäftigte. Zudem wird eine weitere Professur eingerichtet, die über das Bundesinstitut für Migration dauerhaft finanziert wird. Das Geld für eine weitere Professur und vier Juniorprofessuren kommt aus Bundesprogrammen.

Die CDU hat eine Anhörung beantragt

Das Geld ist somit da. Unklar ist allerdings, ob die vielen Stellen besetzt werden können, denn bundesweit suchen viele Universitäten geeignete Bewerber, um die Professuren - insbesondere im Grundschulbereich - besetzen und in der Folge die Studienplätze ausbauen zu können. Unklar ist auch, ob das viele neue Personal sich so rasch einarbeiten kann, dass es imstande sein wird, die Studenten zu halten: Nachdem es vor einiger Zeit Berichte über massenhafte Misserfolge bei Mathematikklausuren im Lehramtsstudium gab, stieg die Angst vor gehäuften Studienabbrüchen.

Einige der zu erwartenden Probleme dürften bei der Anhörung thematisiert werden, die die CDU-Fraktion für den Wissenschaftsausschuss am Montag beantragt hat.

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