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"Islam und Schule": Das Handbuch für Lehrer zusammengefasst

Die Bildungsverwaltung hat die vom Senat beauftragte Handreichung zum Umgang mit den rund 70.000 muslimischen Schülern der Stadt an alle öffentlichen Schulen verschickt. Das steht drin.

"Gesellschaft und Schulen stehen seit Jahren vor vielfältigen neuen Aufgaben und Herausforderungen. Eine dieser großen Herausforderungen liegt im friedlichen und respektvollen Zusammenleben von Menschen, die geprägt sind durch unterschiedliche Traditionen, Kulturen und religiöse Bindungen....Ich hoffe, dass die Handreichung dazu beitragen wird, den schulischen Alltag in der Bewältigung seinen vielfältigen Herausforderungen zu erleichtern im Sinne eines friedlichen und respektvollen Miteinanders." Das schreibt Bildungssenator Jürgen Zöllner im Vorwort der Handreichung, die Lehrern beim Umgang mit muslimischen Schülern helfen soll.

Die Broschüre beschreibt zunächst die Geschichte der Muslime in Deutschland und Berlin. Von den ersten Gastarbeitern in den 1960er Jahren bis heute wird ein kurzer Bogen geschlagen. Dann beginnt die Erklärung des Islam und wie Lehrer damit umgehen sollen:

"Weil also einige in Schulen wiederkehrende Fragen und Konflikte zumindest religiös in Erscheinung treten und andere tatsächlich religiöser Natur sind, kann es sinnvoll sein, sich mit eini­gen Grundzügen des Islam und islamischer Religiösität vertraut zu machen. Dabei geht es im Folgenden nicht darum, 'den Islam' oder ein bestimmtes Religionsverständnis gewissermaßen verbindlich darzustellen. Vielmehr sollen generelle Einblicke vermittelt werden, die in äußerst unterschiedlicher Art und Weise das Denken und Handeln von mehr oder weniger religiösen Mus­limen beeinflussen."

Das Dokument zeigt Probleme auf und bietet Lösungen: Lehrer sollen beispielsweise Anerkennung für islamische Feiertage signalisieren, darauf hinweisen, dass beim Fasten zum Ramadan auch vor Übertreibung gewarnt wird und Gelassenheit beim Tragen des Kopftuchs zeigen. Beim Gebet, über dessen Regeln noch einmal kurz aufgeklärt wird, heißt es:

"Nur sehr wenige Jugendliche wollen in der Schule beten. Dafür reicht ihnen in der Regel ein abgeschiedener Ort zur unterrichtsfreien Zeit. Allerdings ist dabei das staatliche Neutralitäts­gebot zu beachten."

Auch für Sport- und Schwimmunterricht, Sexualkunde und Klassenfahrten werden Lösungswege angeboten, die vor allem auf Kommunikation bauen. Der dritte Teil der Broschüre beschäftigt sich mit "Gewalttätigkeit und politischen Ideologien": 

"(…)Die Diskriminierung von Frauen wird häufig in einen religiösen Zusammenhang gestellt. Dabei sind es oft Perspektivlosigkeit und Prestigeverlust von Jungen und Männern, die solche Verhaltensweisen fördern. Berufen können sie sich dabei auf traditionelle Rollenbilder. Diese je­doch können im Unterricht aufgegriffen und - auf gleicher Augenhöhe - diskutiert werden." 

Auch bei der Gewaltbereitschaft warnt die Handreichung davor, einen Zusammenhang mit dem Islam herzustellen: "Vergleicht man das Verhalten deutsch­stämmiger Jugendlicher aus ähnlichem sozialem Milieu und ebenfalls fehlender beruflicher Perspektive sowie von Migranten aus nichtislamischen Ländern, etwa Spätaussiedlern, so ergeben sich vergleichbare Grade an Gewaltbereitschaft." 

Allerdings bedeutet das auch, dass es keinen Lösungsweg gibt: "Vor dem Hintergrund, dass nicht 'der Islam' als ursächlich für eine erhöhte Gewaltbereitschaft ausgemacht werden kann, gibt es keine spezifische Form ihrer Begegnung bei muslimischen Jugendlichen."

Schlussendlich werden auch die Lehrer gefordert. Um gegen Antisemitsmus vorzugehen, brauche es Lehrer, "die sensibel gegenüber Anti­semitismus, aber auch gegenüber ande­ren Feindbildern und Rassismus sind, den Mut zu Konfrontation und Abgrenzung aufbringen, aber auch bereit sind, eigene Perspektiven zu hinterfragen." Kenntnisse  über den Nahostkonflikt sowie die Geschichte der Migration aus dem Nahen und Mittleren Osten, seien wünschenswert. 

Auch im Umgang mit den Eltern fordert die Broschüre, mehr Aktionen von der Schule: "Lehrkräfte beklagen sich darüber, dass die Eltern ihrer Schüler sich nicht genügend für die Schule und den schulischen Erfolg ihrer Kinder engagieren. Eltern migrantischer Herkunft erklären dagegen, dass sie von der Schule nicht respektiert und ernst genommen würden. Hier können niedrigschwellige Partizipationsangebote für Eltern mit Migrationshintergrund sowie die Erlernung interkultureller Kompetenzen bei Lehrkräften Vertrauen stiften und Kooperation ermöglichen." Elterncafés, Feste aber auch die Vermittlung von interkultureller Kompetenz an Lehrer soll dabei helfen. Tsp

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