Entrepreneurship an Schulen: „Augen auf und machen“
Schülern Unternehmergeist vermitteln: Darum geht es seit 15 Jahren beim Network for Teaching Entrepreneurship. Am Donnerstag wird in Berlin gefeiert.
Nein, ein „Gen“ für Unternehmergeist gibt es nicht. Aber es gibt Bedingungen, unter denen der Mut und die Lust gedeihen können, Dinge auszuprobieren, die Risiken, aber auch immense Chancen bieten könnten. Was kann Schule tun, um diese Bedingungen zu fördern und Unternehmergeist in die Schulen zu bringen?
Das war die Ausgangsfrage, unter der das Network for Teaching Entrepreneurship (NFTE) gegründet wurde und seither als gemeinnütziger Verein bundesweit Lehrer in „Entrepreneurship Education“ ausbildet. Ziel ist die Förderung von Selbstvertrauen, Eigeninitiative und Unternehmergeist. Denn: Unternehmergeist lässt sich lernen. Am besten funktioniert es durch Beispiele, und die gibt es dann auch im eigens entwickelten Schulbuch, das „Von der Idee zum Ziel“ heißt.
„Der wichtigste Punkt im Entrepreneurship ist die proaktive Problemlösung“, sagt Sven Ripsas, der seit 2001 eine Professur für Entrepreneurship an der Hochschule für Wirtschaft und Recht inne hat. Oder anders ausgedrückt: „Augen auf, sich in den Kunden hinein versetzen und dann Angebote machen“.
„Der Senat sieht Entrepreneurship noch nicht als das, was es sein kann“
Ripsas ist zugleich ehrenamtlicher NFTE-Vorstandsvorsitzender und beobachtet dabei auch, dass sich Berlin im Bundesvergleich etwas schwerer damit tut, Entrepreneurship an Schulen gezielt zu fördern – anders als etwa Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen. „Der Senat sieht Entrepreneurship noch nicht als das, was es sein kann: bürgerschaftliches Problemlösen mit Hilfe des Marktes“, bedauert Ripsas.
Auch bei Lehrern beobachtet er mitunter ein „diffuses Angstfeld“, sobald es um Unternehmertum oder Markt geht. Zu oft verhindere das Bild vom „bösen Kapitalisten“ eine „aufgeklärte Diskussion über das Verhältnis Markt und Staat“. Und natürlich sollten ökologische Aspekte genauso tragende Säulen unseres Gesellschaftsmodells werden, wie es die sozialen sind, sagt Ripsas.
Daher setze sich NFTE (gesprochen: "nifty" – aus dem Englischen für pfiffig, schlau, einfallsreich) für ein nachhaltiges und sozial orientiertes unternehmerisches Denken und Handeln ein.
Wenn das 15-jährige Bestehen an diesem Donnerstag in Berlin gefeiert wird, soll es aber vor allem darum gehen, was schon alles erreicht wurde. Seit der Gründung wurden 2000 Lehrkräfte in ganz Deutschland fortgebildet und somit etwa 25 000 Schüler erreicht, und es gibt Schulen in Bayern und Hamburg, in denen zahlreiche Lehrkräfte den NFTE-Unterricht nutzen, um den Fachunterricht übergreifend zu gestalten.
Immer häufiger geht es nicht nur um unternehmerische, sondern auch um digitale Kompetenzen. „Die digitale Ökonomie hat Besonderheiten“, betont Ripsas. Ein Vorteil etwa: Man braucht weder viel Geld noch besondere Lager- oder Wirtschaftsräume, um etwa eine App zu entwickeln – und kann seine Risiken dadurch reduzieren. Interessierte Lehrkräfte können sich an NFTE/Lisa Jarchow wenden, am besten per Mail an kontakt@nfte.de. Weitere Informationen HIER.