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Bundesweite Vera-Tests: Jeder fünfte Schüler kann nicht rechnen

Rund 20 Prozent der Berliner Achtklässler haben bei den bundesweiten Vergleichsarbeiten („Vera 8“) die Mindeststandards in Mathematik nicht erreicht.

Rund 20 Prozent Berliner Achtklässler haben bei den bundesweiten Vergleichsarbeiten („Vera 8“) die Mindeststandards in Mathematik nicht erreicht. In Englisch waren es sieben Prozent. Gestern wurden die Ergebnisse der Arbeiten, die im Frühjahr geschrieben worden waren, veröffentlicht. Vergleichsergebnisse für andere Bundesländer sind laut Bildungsverwaltung noch nicht verfügbar.

Die Vera-Tests werden in den Klassen 3 und 8 seit 2009 jährlich geschrieben. In Klasse 8 war im vorigen Jahr nur Mathematik verpflichtend, 2010 sind es Mathe und Englisch, 2011 soll voraussichtlich auch Deutsch folgen. Vergleichbar ist also nur die Entwicklung in Mathematik: Hier gab es bei den 20 000 Achtklässlern eine Verbesserung, weil dieses Jahr rund fünf Prozent mehr die Mindestanforderungen schafften.

Die Gymnasiasten schnitten dabei am besten ab: Hier schafften 98 Prozent „die Mindestanforderungen und mehr“, bei den Realschülern waren es 77 Prozent. Bei den Hauptschülern kamen nur 37 Prozent so weit. Die Ergebnisse seien „ein Ansporn für weitere Anstrengungen“ und eine „Aufforderung zum Handeln“ für die einzelnen Schulen, sagte Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD). Vera solle als „Standortbestimmung“ dienen. Schulen und Lehrkräfte hätten nun ausreichend Zeit, im Rahmen ihrer Unterrichtsplanung „bestehende Rückstände gezielt aufzuarbeiten“.

Die Vergleichsarbeiten in der achten Klasse werden vom Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen konzipiert. Sie enthalten Aufgaben, die sich an den nach dem Schock der Pisa-Studien durch die Kultusministerkonferenz beschlossenen bundesweiten Bildungsstandards orientieren. Sie sollen kein Wissen nach Lehrplan abfragen, sondern Kompetenzen: In Mathe werden etwa Aufgaben gestellt, die in Alltagssituationen eingebunden sind.

Ziel ist, dass die einzelnen Schulen, die die Ergebnisse für jeden Schüler bekommen, besser beurteilen können, wo die Klassen und Schüler jeweils stehen und Vera 8 für die Qualitätsentwicklung im Unterricht nutzen.

Vor einigen Monaten hatten sich Neuköllner Lehrer an einigen Schulen geweigert, den bundesweiten Vergleichstest „Vera 3“ in ihren dritten Klassen zu schreiben, weil die Kinder durch schlechtes Abschneiden nur weiter frustriert würden, hieß es. Ein Großteil der Berliner Drittklässler hatte tatsächlich starke Schwächen in den Fächern Deutsch und Mathe gezeigt. Zudem schnitten Migrantenkinder erheblich schlechter ab als ihre deutschstämmigen Mitschüler.

Die schlechten Ergebnisse hatten heftige Reaktionen ausgelöst. Die Oppositionsfraktionen sprachen vom „kläglichen Scheitern“ der Berliner Bildungspolitik. Bildungssenator Zöllner hatte in Aussicht gestellt, prüfen zu lassen, ob man mehr Aufgaben „im unteren Leistungsbereich“ anbieten könne, um schwache Schüler nicht zu frustrieren. Patricia Hecht

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