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Bildung: Rot-Rot beschließt die Sekundarschule

Die Koalition verabschiedet ein Bildungsreformgesetz. Ab August beginnt der Systemwechsel.

Die Berliner Schullandschaft wird sich in den nächsten beiden Jahren grundlegend ändern: Am Donnerstag hat die rot-rote Koalition im Abgeordnetenhaus die Reform des Schulsystems beschlossen. Die bisherigen Haupt-, Real- und Gesamtschulen sollen bis 2011 zu Integrierten Sekundarschulen verschmelzen. Neben den Gymnasien wird es dann nur noch eine weiterführende Schulform nach der Grundschule geben.

Mit den Stimmen von SPD und Linkspartei hat Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) damit die weitreichendste Schulreform seit der Wende auf den Weg gebracht. FDP und CDU stimmten gegen das Gesetz. Die Grünen, deren Anregungen das neue System stark geprägt haben, enthielten sich.

Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) sagte, der Beschluss kennzeichne einen „historischen Tag“ für die Berliner Schule. Nun seien die Voraussetzungen geschaffen, ein zukunftsfähiges Bildungssystem zu errichten, das zu mehr Chancengleichheit beitragen werde.

Zwar hatte die Opposition bis zuletzt Änderungsanträge eingebracht. Am Ende jedoch waren nur noch CDU und FDP konsequent gegen die Reform. Bei den Grünen und den meisten Bildungsfachleuten in der Stadt wurde die Sekundarschule hingegen begrüßt. „Wir haben aus der Opposition heraus die Schulstrukturreform angestoßen“, sagte der grüne Bildungsexperte Özcan Mutlu. Man hätte dem Gesetz aber nur zugestimmt, wenn etwa das Probejahr und das Sitzenbleiben am Gymnasium abgeschafft worden wären. Diese Probleme könne man nun 2011 gemeinsam angehen, sagte er mit Blick auf SPD und Linke.

Die Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, Rose-Marie Seggelke, sagte: „Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und ungleich verteilten Bildungschancen muss aufgebrochen werden.“ Die Sekundarschule könne einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Seitens der Berliner Wirtschaft hieß es, man sehe „die richtigen bildungspolitischen Weichen gestellt“. Handwerkskammer und Industrie- und Handelskammer (IHK) sagten zu, die Schulen bei der Ausgestaltung des Dualen Lernens unterstützen zu wollen. Auch Landeselternsprecher André Schindler begrüßte die Reform, forderte aber eine konsequente Evaluation der Schulen.

Kritik kam von CDU und FDP. „Die Sekundarschulen werden bevorzugt“, sagte die bildungspolitische Sprecherin der FDP, Mieke Senftleben. Die Gymnasien seien personell und finanziell benachteiligt. Auch der CDU-Bildungspolitiker Sascha Steuer sagte, er habe bei der Reform den Eindruck „sinnentleerter Kompromisse“. Der Vorsitzende der Vereinigung der Oberstudiendirektoren Ralf Treptow sagte, die Reform gehe in die richtige Richtung. Sie sei aber nicht zu Ende gedacht, weil die Gemeinschaftsschule als „rot-rotes Prestigeobjekt“ weiter bestehen bleibe. Im Februar will die Bildungsverwaltung umfassend über die Reform informieren. Patricia Hecht

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