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Konstantin Gülden, 18, ist Vorsitzender des Landesschülerausschusses Berlin.

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Berliner Landesschülersprecher im Interview: „Das Handyverbot sollte abgeschafft werden“

Der neue Landesschülersprecher Konstantin Gülden setzt sich für einen anderen Umgang der Schulen mit digitalen Medien ein.

Konstantin Gülden, gerade 18 Jahre alt geworden, ist ein viel beschäftiger Mann. Er ist zum neuen Landesschülersprecher gewählt worden und macht in diesem Jahr Abitur am Hans-Carossa-Gymnasium in Kladow, Leistungsfächer Politikwissenschaft und Biologie. Damit nicht genug: Vor einem Jahr hat er eine eigene IT-Firma gegründet, designt Webseiten und berät Kunden. Außerdem leitet er den Verein Junge Presse Berlin und schreibt für das Jugendportal jup.berlin.

Herr Gülden, wie schaffen Sie das, all Ihre Aktivitäten unter einen Hut zu bringen?

Ach, das geht schon. Es kostet zwar viel Zeit, und es kommt auch mal vor, dass ich bis ein Uhr nachts arbeite. Aber weil es mir Spaß macht, fühlt es sich nicht wie Arbeit an. Andere verbringen ihre Freizeit mit Sport, ich eben mit meinen Ehrenämtern und meiner Arbeit.

Was hat Sie dazu gebracht, sich im Landesschülerausschuss zu engagieren?

Mich ärgert es, wenn wir Jugendlichen nicht ernst genommen werden. Das passiert in der Schule manchmal. Und im Landesschülerausschuss kann man echt was erreichen und sich Gehör verschaffen.

Wofür wollen Sie sich einsetzen?

Wir wollen, dass Politik ein Pflichtschulfach wird, dafür setzt sich der Landesschülerausschuss schon länger ein. Wir fordern zudem, dass mehr für die digitale Bildung getan wird. Wir wollen zum Beispiel, dass das Handyverbot, das es an vielen Schulen gibt, abgeschafft wird – zumindest an Oberschulen.

Was spricht gegen ein allgemeines Handyverbot?

Es ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Schulen sollen uns doch einen mündigen Umgang mit Medien vermitteln, und dafür müssten sie mehr in den Unterricht einbezogen werden. Aber stattdessen werden pauschale Verbote ausgesprochen. Wenn man dagegen verstößt, ziehen manche Lehrer das Handy ein – und zwar teilweise wochenlang.

Ist das denn erlaubt?

Naja, das ist eine Frage, die wir klären wollen. Als Schüler hat man nur sehr wenige Möglichkeiten, sein Eigentum zurückzubekommen. Wer schaltet schon einen Anwalt ein und geht gegen seinen Lehrer vor? Wir haben uns deshalb an die Rechtsabteilung der Senatsbildungsverwaltung gewandt und sie gebeten, zu prüfen, was Lehrer und Schüler in dieser Hinsicht dürfen. Wir wünschen uns eine klare, einsehbare Handlungsanweisung. Und statt Verboten brauchen wir mehr Prävention. Schüler müssen lernen, wie sie ihre Daten schützen, wie sie verantwortungsvoll mit Medien umgehen und an wen sie sich bei Problemen wenden können.

Wie sieht es denn sonst aus mit der digitalen Ausstattung der Schulen?

Stark verbesserungswürdig. An vielen Schulen sind die Internetverbindungen zu langsam, wenn es überhaupt welche gibt. An meiner Schule gibt es zum Beispiel nur im Lehrerzimmer W-Lan, Ähnliches hören wir aus vielen Schulen. Und viele Lehrer kennen sich nicht genügend aus, da braucht es bessere Fortbildungen.

Wofür wollen Sie sich noch einsetzen?

Wir fordern eine bessere Finanzierung der Schülervertretungen. Alle Bezirksausschüsse haben kein Geld und sind deshalb stark eingeschränkt. Schon allein für Büromaterialien oder um eine Tagung zu organisieren, braucht man ja Geld. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum sich nicht so viele Schüler engagieren.

Wie viel Geld wäre denn nötig?

Im Bezirksschülerausschuss Spandau haben wir uns für 2000 Euro im Jahr ausgesprochen, das halten wir für angemessen. Im Landesschülerausschuss haben wir ein Budget von 10 000 Euro im Jahr.

Gehen Sie eigentlich gern zur Schule?

Es gibt Fächer, die mir Spaß machen, und da gehe ich auch gerne hin. Manche Fächer machen mir aber keinen Spaß. Mathematik zum Beispiel. Ich sehe einfach nicht den Sinn darin, komplizierte Formeln zu lernen, die ich in meinem Leben nicht gebrauchen kann. Ich bin auch nicht besonders gut darin. Und so sitze ich meine Zeit vor allem ab, das weiß aber meine Lehrerin auch.

Das Gespräch führte Sylvia Vogt.

Der Landesschülerausschuss

Der Landesschülerausschuss (LSA) ist die oberste demokratisch legitimierte Vertretung aller Berliner Schülerinnen und Schüler. Im Landesschülerausschuss sind die zwölf Berliner Bezirke mit jeweils zwei Mitgliedern vertreten. Diese werden von den Bezirksschülerausschüssen delegiert.

Der Vorstand besteht aus folgenden Mitgliedern: Konstantin Gülden, Philipp Mensah, Lu Maywald, Jonas Hauke sowie die kooptierten Mitglieder Franz Kloth und Angelina Verhoef.

Webseite: https://lsaberlin.de.

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