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Mit der Gewalt an der Spreewald-Schule ist die einzige Sozialarbeiterin ebenso überfordert wie die Lehrer und Erzieher (Symbolbild).

© Oliver Berg/dpa

Berliner Brennpunktschule: Ämter wussten von der Not der Spreewald-Schule

Morddrohungen unter Schülern, ungehörte Hilferufe der Rektorin: Der Fall der Schöneberger Grundschule erinnert an das Rütli-Debakel vor zwölf Jahren.

Je mehr Informationen ans Licht kommen, desto mehr erinnert der Fall der Schöneberger Spreewald-Schule an die Lage der Neuköllner Rütli-Schule vor zwölf Jahren. Und zwar sowohl in Bezug auf das Verhalten der Schüler, als auch in Bezug auf das Nichthandeln der Ämter.

Nach Informationen des Tagesspiegels hatte die Schulleiterin in etlichen Schreiben an das Jugendamt, an den Bezirk und an die Schulaufsicht ihre Notlage geschildert. In ihren Bittbriefen ging es um eine zusätzliche Sozialarbeiterstelle, um die Reparatur der Schließanlage sowie um einen Sicherheitsdienst, weil die Gewalt immer mehr eskalierte. Die Rede war auch von Morddrohungen unter den Schülern, Gewalt gegen Schulpersonal sowie von fehlenden Lehrern. Zudem wurden die Vorgesetzten darüber informiert, dass sich neue Lehrkräfte angesichts der Zustände in den Klassen entweder sofort in die Krankheit flüchteten oder überwiegend damit beschäftigt seien, Schüler am Verlassen des Klassenraums zu hindern.

„Die Schüler sind kaum zu bändigen“

Zudem wurde am Montag bekannt, dass die Schule sowohl über ein Krisenteam verfügt als auch über eine Zielvereinbarung im Hinblick auf die Eindämmung der Gewalt: Beides fruchtete aber nicht. „Die Schüler sind kaum zu bändigen“, berichtete ein langjähriger Mitarbeiter der Schule dem Tagesspiegel. Erst vor wenigen Tagen habe ein Schüler einer Mitschülerin eine volle Wasserflasche derart gegen den Kopf geworfen, dass ein Sanitäter habe kommen müssen. Die Mutter des Jungen habe ihn später damit verteidigt, dass das Mädchen ihn „beleidigt“ habe.

Wie berichtet, hatte die Schulkonferenz beschlossen, dass ein Teil der Gelder aus dem Brennpunktprogramm für einen Wachschutz genutzt werden sollte. Die Bildungsverwaltung reagierte darauf mit dem Einwand, dass diese Mittel nicht für eine derartige Verwendung gedacht seien. Inzwischen wurde eine Lösung gefunden: Der Wachschutz könne als „Sicherung des Schulbetriebs gebucht werden“, teilte Sprecherin Beate Stoffers am Montag mit. Es werde im übrigen „mit dem Bezirk, Schulaufsicht und Schulleitung eine Runde geben“.

Seit 2008 ging es mit der Schule erneut bergab

Die Probleme sind nicht neu. Die Schule hinter dem sogenannten "Sozialpalast" war - nicht zuletzt aufgrund ihres Einzugsgebietes - schon vor über 20 Jahren in Schwierigkeiten. Auch mit dem baulichen Zustand hatte es immer wieder Probleme gegeben. Zwischenzeitlich hatte es ein paar gute Jahre gegeben, als der ehemalige GEW-Vorsitzende Erhard Laube von 2000 bis 2008 die Leitung der Schule übernahm.

Nachdem er als Abteilungsleiter in die Senatsverwaltung für Bildung gewechselt war, ging es wieder bergab. Als ein paar Jahre später die jetzige Leiterin Doris Unzeitig auf den Rektorenposten wechselte, konnte sie keine Besserung mehr herbeiführen, zumal die sozialen Probleme ringsherum inzwischen noch massiver geworden waren. Zu allem Überfluss war der Posten der stellvertretenden Schulleitung nicht besetzt. Vor zwei Jahren meldete die Schule große Probleme mit der Finanzierung des Schulessens. Im Jahr davor eskalierte ein Streit um den Hortbetrieb.

Im Jahr 2017 beschloss der Bezirk, das Einzugsgebiet der Schule zu verändern. Unter Eltern der Schule hieß es anschließend, dass dadurch weitere Kinder "aus kriminellen Clans" der Schule zugeordnet würden. Bildungsstadtrat Oliver Schworck (SPD) weist diese Darstellung von sich. Er betont, dass auch sozial unbedenkliche Straßen - etwas im Akazienkiez - neu hinzugekommen seien. Das Einzugsgebiet habe sich nicht verschlechtert.

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