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Aufruhr an Gymnasium in Berlin-Treptow: Lehrer brechen mit Direktorin

Elf Pädagogen meldeten sich krank, als die umstrittene Schulleiterin des Gebrüder-Montgolfier-Gymnasiums nach einem Jahr zurückkehrte. Eltern sind besorgt über das "zerrüttete Verhältnis" zwischen Schulleitung, Kollegium und Schülern. Jetzt schaltete sich Staatssekretär Rackles ein.

Ein Zerwürfnis zwischen einem Großteil der Lehrerschaft und der Direktorin hat den Schulbetrieb am Gebrüder-Montgolfier-Gymnasium in Johannisthal teilweise lahmgelegt. Elf Pädagogen ließen sich zum Wochenbeginn krankschreiben, einige wurden zum Amtsarzt zitiert. Die Gesamtelternsprecherin geht davon aus, dass in der jetzigen Konstellation „kein normaler Schulbetrieb mehr möglich sein wird“. Bildungs-Staatssekretär Mark Rackles (SPD) will die Schule am heutigen Donnerstag besuchen, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Der drastische Fall belegt erneut, wie schwierig es ist, für umstrittene oder überforderte Schulleiter andere Aufgaben zu finden.

Der frühere Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) hatte sich mit seinem Qualitätspaket bemüht, dieses Problem zu lösen, was wegen des Beamtenrechts nicht klappte. Deshalb bleibt eigentlich nur die Versetzung an eine andere Schule oder die Beförderung zum Schulrat.

Seit fast zwei Jahren tobt der Streit um den angeblich „autoritären“ Führungsstil der Montgolfier-Direktorin. Von „Entmündigung“ und „Resignation“ war die Rede. Mit Kommunikationstraining hatte sich die Schulaufsicht im Jahr 2011 vergeblich bemüht, die Lage zu entschärfen.

Auch die Eltern wurden hellhörig: Die Klassenlehrer sollten auf Druck der Schulleiterin Protokolle von Elternversammlungen schreiben. „Das trug nicht gerade zur Vertrauensbildung bei“, berichtet Gesamtelternvertreterin Diana Scharfenberg. Die Schulrätin musste zugunsten der Eltern intervenieren. Aus der Schulkonferenz ist zu hören, dass auch der Inspektionsbericht teilweise wenig schmeichelhaft war. Er wurde nicht veröffentlicht, weil es damals noch keine Veröffentlichungspflicht gegen den Willen der Schulleitung gab.

Auch die Zusammenarbeit mit Schülern sei gestört gewesen, berichten Lehrer und Eltern. Die Lage eskalierte im Sommer 2011, als die Schule unter Schadstoffbelastungen litt. Lehrer und Schüler warfen der Leiterin schlechtes Krisenmanagement und ungenügende Informationen vor und schrieben Brandbriefe.

Seit Herbst war die Leiterin krankgeschrieben. „Dann kehrte wieder Ruhe ein“, berichten Lehrer und Eltern. Unter dem stellvertretenden Schulleiter sei die Schule regelrecht aufgeblüht. Umso größer der „Schock“, als die Leiterin knapp ein Jahr später jetzt plötzlich wieder vor der Tür stand. Schon bei der ersten Dienstbesprechung am Freitag habe der Notarztwagen kommen müssen – so sehr habe sich eine der Lehrerinnen aufgeregt, heißt es aus dem Kollegium. Es sei der Leiterin sofort klargemacht worden, dass ihre lange Abwesenheit nichts am Misstrauen der Lehrer geändert habe.

Auf Anfrage wollten sich die Schulleiterin und die Bildungsverwaltung nicht zu den Problemen äußern. Im Hinblick auf die gehäuften Krankmeldungen sagte Sprecherin Beate Stoffers allerdings, dass „Arbeitsunfähigkeitsmeldungen nicht als Mittel der Konfliktbewältigung eingesetzt werden dürfen“. Auch einzelne Elternvertreter äußerten angesichts des Unterrichtsausfalls Kritik am Vorgehen der Lehrer. Andere Eltern zeigten hingegen Verständnis für die Reaktion. „Die Beziehung ist zerrüttet“, steht für Gesamtelternvertreterin Diana Scharfenberg fest. Die Lage gleiche einem „Pulverfass“.

Die Vorsitzende des Gesamtpersonalrats Marion Leibnitz betont, dass sich die Schulaufsicht sehr um eine Deeskalation bemüht habe. Sie sieht kaum eine andere Lösung, als dass sich Schulleiter in solchen Fällen versetzen lassen – was aber die nächste Schule belasten könne. Das eigentliche Problem sei das Beamtenrecht.

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