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Viele junge Lehrer wollen nicht in Berlin bleiben.

© Julian Stratenschulte/dpa

Schule: 44 Prozent der neuen Lehrer in Berlin sind Quereinsteiger

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft kritisiert den großen Anteil von Quereinsteigern unter Berlins Pädagogen. Sie will mehr Geld für Referendare.

Die Senatsverwaltung für Bildung musste auch zum zweiten Schulhalbjahr einen hohen Anteil Quereinsteiger einstellen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) präsentierte am Donnerstag Zahlen der Personalräte, wonach unter den rund 960 neuen Lehrkräften 44 Prozent Quereinsteiger sind. Der Mangel sei dadurch verschärft worden, dass nur rund die Hälfte der rund 1000 ursprünglichen Bewerber tatsächlich ihr Referendariat angetreten hätten, berichtet die GEW. Sie fordert daher, Referendare besser zu bezahlen.

Nach Angaben der Personalräte sind unter den 425 jetzt eingestellten Quereinsteigern rund 280, die ein Schulfach wie Mathematik studiert haben. Die anderen 145 Lehrkräfte gehören zur Gruppe der sogenannten Lehrer ohne volle Lehrbefähigung: Sie haben nur ein verwandtes Fach studiert – beispielsweise Archäologie statt Geschichte – oder ihren Abschluss im Ausland erworben. Bislang dürfen diese Lehrkräfte kein berufsbegleitendes Referendariat besuchen. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hat allerdings angekündigt, die entsprechenden Regelungen zu lockern.

Referendare in Berlin verdienen zu wenig

Die Abwendung vom Referendariat habe in Berlin vielfältige Ursachen, konstatierte der GEW-Landesvorsitzende Tom Erdmann. Dazu gehörten die hohen Mieten und die fehlenden Kinderbetreuungsplätze. „Vor allem aber hinken die Berliner Referendariatsgehälter mit rund 1350 Euro im Vergleich zu den anderen Bundesländern hinterher“, kritisiert Erdmann. Nur Rheinland-Pfalz und das Saarland zahlten noch weniger als Berlin. „Bei allen finanziellen Maßnahmen zur Gewinnung und Bindung von Lehrkräften wurden die Referendare bisher vergessen“, so der GEW-Chef. Damit der Ausbau der Studienplatzkapazitäten dem Lehrkräftemangel tatsächlich entgegenwirken könne, müsse das Referendariat attraktiver werden. Die GEW fordert „eine deutliche Erhöhung der Referendariatsbezüge um 300 Euro monatlich“.

Auch von den voll ausgebildeten Lehrkräften mit abgeschlossenem Referendariat wandern nach GEW-Schätzungen noch über 20 Prozent in andere Bundesländer ab, da sie dort attraktivere Arbeitsbedingungen vorfänden. In der aktuellen Tarifrunde für den öffentlichen Dienst der Länder habe Berlin die Möglichkeit, die Gehälter der angestellten Lehrkräfte auch im Vergleich zu den Beamten aufzubessern.

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