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Kann das weg? Die Bahn will insgesamt sechs Brücken abreißen.

© Klaus Kurpjuweit

Schöneberg und Kreuzberg: Die Bahn will sechs Yorckbrücken abreißen

Die Bahn bietet an, eine Fuß- und Radfahrbrücke über die Yorckstraße mitzufinanzieren – will dafür aber andere Brücken loswerden.

Eine gegen sechs. Mit diesem Angebot ließ die Bahn jetzt die nach langen Verhandlungsjahren erwartete Einigung zum Bau einer Fuß- und Radfahrbrücke über die Yorckstraße platzen. Das könnte nun eine neue Hängepartie verursachen – mit ungewissem Ausgang. Die Brücke mit der Nummer 5 soll auf der westlichen Seite den Park am Gleisdreieck mit dem neu gebauten Fuß- und Radweg parallel zu den S-Bahn-Gleisen der Linien S2 und S 25/26 verbinden. Der Weg würde unter anderem über das Dach des Bio-Supermarktes an der Yorckstraße führen.

Dessen Bauherr Reinhold Semer, der auch die neuen Wohn- und Geschäftsbauten entlang der Bautzener Straße errichten ließ, ist bereit, den Fuß- und Radweg mitzufinanzieren. Die Kosten für das Herrichten der Brücke müsste die Bahn übernehmen. Obwohl schon 423.000 Euro, aufgebracht vom Bezirk Tempelhof-Schöneberg, in der bereits vor mehreren Jahren erfolgten Grundinstandsetzung stecken, hat die Bahn nach ihren Angaben jetzt weitere Kosten in Höhe von 860.000 Euro ermittelt.

Die Bahn will Brücken abreißen, die unter Denkmalschutz stehen

Die Bahn habe angeboten, diese Kosten zu übernehmen, sagte ein Sprecher. Aber nur, wenn sie im Gegenzug sechs andere Brücken von insgesamt 14 Überbauten, für die es kein Nutzungskonzept gebe, abreißen dürfe. Da diese unter Denkmalschutz stehen, wollen die Behörden die Erlaubnis dazu aber nicht geben.

Helge Hedtke, der sich mit einer Anwohnerinitiative seit 2007 für diese Verbindung über die Brücke Nummer 5 einsetzt, hofft nun, dass die Bahn doch noch einlenkt und den Ausbau ohne den geforderten Abriss übernimmt. Die Bahn will die Brücken schon seit Jahren los werden, da sie weiter für deren Unterhalt aufkommen muss, auch wenn längst kein Zug mehr über sie fährt.

Sollte die Bahn weiter darauf bestehen, Geld nur gegen den Abriss der sechs Brücken herauszurücken, würde das Vorhaben wahrscheinlich um Jahre zurückgeworfen, befürchtet Hedtke. Im schlimmsten Fall könnte auch Semer seine Mitfinanzierungszusage zurückziehen, sagte Hedtke. Auf der Südseite der Yorckstraße ist der Anschluss der Brücke, der wegen der Bauarbeiten dort unterbrochen war, bereits wieder hergestellt.

Langer Umweg für Fußgänger und Radfahrer

Und zur Yorckstraße ist eine Treppe gebaut worden. Ohne Einigung müssten über 5000 Anwohner südlich der Yorckstraße auf einen direkten Zugang zum Gleisdreieckspark verzichten und weiter die viel befahrene Yorckstraße überqueren – wie die Radfahrer, die mit der Brücke Nummer 5 auch auf der Westseite der Parkanlagen eine kreuzungsfreie Verbindung erhielten.

Allerdings blockiert die Bahn seit Monaten im Bahnhof Südkreuz den direkten Weg zum anschließendem Fuß- und Radweg am Südgelände entlang bis zum S-Bahnhof Priesterweg. Fußgänger und Radfahrer hatten den Bahnhof durchquert, um von einer Seite auf die andere zu kommen. Seit Monaten ist der Nordeingang aber wegen Bauarbeiten am Dach geschlossen. Und als Durchgangsweg sei der Bahnhof sowieso nie gedacht gewesen, heißt es bei der Bahn. Fußgängern und Radfahrern bleibt jetzt nur ein langer Umweg. Hier vielleicht sogar auf Dauer.

Besser sieht es an der Yorckstraße weiter östlich aus. Die Anfang 2016 zur Sanierung entfernten vier Brücken werden jetzt, nach drei Jahren, tatsächlich saniert. Sie sollen, ebenfalls als Fuß- und Radfahrbrücken, den Park am Gleisdreieck über die Yorckstraße hinweg mit dem sogenannten Flaschenhalspark verbinden. Nach dem Ausbauen hatte sich gezeigt, dass das Instandsetzen der Brücken aufwändiger war als zunächst angenommen. Die veranschlagten Kosten sind von ursprünglich rund 3,2 Millionen Euro auf aktuell 4,5 Millionen Euro gestiegen.

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