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Ein Junge nimmt bei den Hausaufgaben im Fach Mathematik seine Finger zur Hilfe um besser zählen zu können.

© Patrick Pleul/dpa

Update

Schlusslicht im INSM-Vergleich: Berlin landet in Bildungsranking auf letztem Platz

Baustellen gibt es reichlich im Berliner Bildungssystem. Auch aus Sicht eines Arbeitgeber-Ländervergleichs liegt Berlin bundesweit ganz hinten.

Berlin liegt in der Bildung auf dem letzten Platz – das ergibt erneut ein Ranking, und zwar der aktuelle „Bildungsmonitor“ der von den Arbeitgeberverbänden getragenen „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“. Der Bildungsmonitor wird jährlich herausgegeben, er vergleicht die Bildungssysteme der Länder aus einer wirtschaftsnahen Perspektive. Aus 93 Indikatoren ermittelt das Institut der Deutschen Wirtschaft für die INSM dabei einen eigenen Punkteschnitt für die Gesamtwertung.

Berlin liegt ganz knapp hinter Brandenburg und Bremen (das im vergangenen Jahr Schlusslicht war); der Abstand zwischen den Rängen 7 und 16 ist nicht sonderlich groß. Vorne sind Sachsen, Bayern und Thüringen. Berlin war schon in zehn der vorangegangenen elf Jahre Schlusslicht, nur 2018 hatte die Stadt auf Platz 13 gelegen.

Als Schwächen Berlins (in der Studie als „Potenziale“ bezeichnet) werden unter anderem Bildungsarmut, Integration, die Schulqualität und der hohe Anteil lernschwacher Schüler genannt. So fiel den Experten negativ auf, dass in Berlin bei Vergleichsarbeiten ein relativ hoher Anteil der Schüler nicht die Mindeststandards erfülle. Hier bezieht sich die Studie auf die Ergebnisse der bundesweiten Schulvergleiche des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) aus den Jahren 2015 und 2016, wo Berlin auf den hinteren Rängen landete. Überhaupt werden für den Bildungsmonitor keine eigenen Schulleistungstests durchgeführt, sondern nur bereits bekannte Statistiken und Studien miteinander verrechnet.

Hohe Schulabbrecherquote

Die Schulabbrecherquote habe im Jahr 2017 9,2 Prozent betragen - der zweitschlechteste Wert aller Bundesländer (Bundesdurchschnitt: 6,3 Prozent).Ebenso schneidet Berlin beim Indikator „Zeiteffizienz“ schwach ab: In die Wertung fließt hier ein, dass in Berlin besonders viele Azubis ihre vorzeitig abbrechen (39 Prozent, Bundesschnitt 28.3 Prozent) und dass die Erstabsolventen von Hochschulen das zweithöchste Durchschnittsalter bundesweit haben. Auch dass Berliner Betriebe vergleichsweise wenig betriebliche Ausbildungsplätze anbieten, wird kritisch angemerkt. Gemessen an der Bevölkerung im entsprechenden Alter seien 2018 weiterhin relativ wenige betriebliche Ausbildungsplätze angeboten worden, heißt es. Trotz deutlichen Verbesserungen verzeichnete Berlin demnach mit 56,1 Prozent die niedrigste Quote (Bundesdurchschnitt: 67,7 Prozent). Den letzten Platz nimmt Berlin demnach auch bei der Quote der unversorgten Bewerber ein (14,9 Prozent). An diesem Donnerstag beriet auch das Berliner Abgeordnetenhaus über die Probleme an Berlins Schulen.

Bei der Integration von Ausländern bleibt demnach ebenfalls viel zu tun: Von 4109 ausländischen Schulabgängern im Jahr 2017 blieben 855 ohne Abschluss. Dies ergibt eine Schulabbrecherquote unter den ausländischen Jugendlichen von 20,8 Prozent (Bundesdurchschnitt: 18,1 Prozent).

Auch positive Seiten

Als Stärken identifiziert die Studie die Betreuungssituation in den Kitas, das Ganztagsangebot. 79,2 Prozent der Berliner Grundschüler lernten 2017 an einer offenen oder gebundenen Ganztagsschule (Bundesdurchschnitt: 41,6 Prozent). Berlin belege damit den vierten Platz aller Bundesländer. Gelobt wird die gute Schüler-Lehrkräfte-Relation: Auf dem Gymnasium kommen demnach 13,2 Schüler auf eine Lehrkraft, der beste Wert aller Bundesländer (Bundesschnitt: 14,9). Ebenso werden die Forschungsstärke der Stadt gelobt und die Hochschulen – bei den Hochschulen wurde aber allein die Lage in den Technik- und Naturwissenschaften berücksichtigt

Bei der Internationalisierung steht Berlin gut da, vor allem dank des hohen Anteils von Bildungsausländern an den Hochschulen.

In der Gesamtschau besser sieht es für Berlin im „Dynamikranking“ des Bildungsmonitors aus: Zwischen 2013 und 2019 verbesserten sich nur das Saarland, Hamburg und Bayern in der Punktezahl stärker. Da die anderen Länder aber nicht dramatisch verlieren, kann Berlin eben keinen entscheidenden Boden gutmachen. Vergleichsweise viel verloren haben demnach Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Baden-Württemberg.

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Über das schlechte Abschneiden von Berlin und Brandenburg in dem Ranking sagte Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg: "Beide Landesregierungen müssen ihre Anstrengungen deutlich verstärken, um den Rückstand zu anderen Bundesländern aufzuholen. Mehrere Länder haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass das möglich ist. Die Wirtschaft ist auf gut qualifizierte Nachwuchskräfte dringend angewiesen, damit sich der Fachkräftemangel nicht weiter verschärft." (dpa/Tsp)

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