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Schloss Bellevue als Projektionsfläche für die Wünsche der Bürger.

© Elisabeth Binder

Schloss Bellevue wird im Advent zur Botschaft: Bürgerwünsche in Lichtbuchstaben

Bei der Aktion „Lichtblick“ werden Botschaften an die Fassade von Schloss Bellevue projiziert. Rund 800 Menschen haben sich schon an der Aktion beteiligt.

An drei Abenden im Advent wird der Sitz des Bundespräsidenten zur Botschaft des Volkes. Im Rahmen der Aktion „Lichtblick“ werden Wünsche und Eindrücke von Bürgern aus dem ganzen Land an die Fassade des Schlosses Bellevue projiziert. Und man muss sich nicht mal die Nase abfrieren, um im Dunkeln aufleuchten zu sehen, was die Menschen bewegt: Vom 15. bis zum 17. Dezember jeweils von 16.30 Uhr bis 22 Uhr kann man auf der Homepage von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Botschaften auf der Schlossfassade lesen. Wer in der Nähe wohnt, kann beim Abendspaziergang sogar Live-Eindrücke sammeln, sollte dabei aber in Bewegung bleiben, weil es keine Ansammlungen geben darf.

Fast 800 Menschen hatten sich bis zum Wochenende an der Aktion beteiligt und Sätze der Sehnsucht und der Hoffnung eingesendet. „Ich möchte wieder die Welt entdecken. Ich habe Meerweh, ich habe Bergweh, ich habe Fernweh“, lautet einer der eingereichten Sätze und spricht wahrscheinlich vielen aus dem Herzen. Aber auch ganz persönliche Grüße waren dabei, wie dieser: „Liebste Omi, dieses Jahr bist Du 102 geworden – leider konnten wir uns nicht einmal umarmen. Halte durch! Wir verschieben's auf 2021 zum 103.“

Entdeckung der Nähe

Und dieser Satz wird vielleicht allen ein besseres Gefühl geben, die während des Lockdowns nun gezwungenermaßen zu Hause in Berlin bleiben müssen: „Liebe Grüße nach Berlin, der tollsten Stadt der Welt! Hoffentlich sehe ich Dich ganz bald wieder. Du wirst immer meine Heimat sein! LOVE!“ Unter den Berlinern, die sich beteiligt haben, war Karoline Münz, deren Lichtblicke so aussehen: „Sonnenuntergang überm Baggersee. Neue und alte Nachbarn. 2020 war Abstand gefordert, und ich habe Nähe entdeckt. Dafür bin ich dankbar.“

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Ulrike Kloss konstatierte dagegen: „Kunst und Kultur sind Kraftquellen des Lebens und werden schmerzlich vermisst!“ Die Berliner Kunstlehrerin wollte mit ihrer Botschaft all denen eine Bühne geben, die gerade ihre Kunst nicht ausüben oder zeigen können: „Ich möchte auf die Abwesenheit von Kunst und Kultur in der Stadt aufmerksam machen, darauf, dass etwas fehlt und dass es eine Sehnsucht danach gibt, das wieder zu erleben“, erläutert sie per Mail ihre Motivation zum Mitmachen. Es dürfe nicht sein, dass jeder Wirtschaftszweig aufgepäppelt wird und „dabei eine wichtige Ressource zur seelischen Bewältigung der Pandemie einfach vernachlässigt wird, die sich vielleicht nicht so schnell von allein erholt“. Nach dem zweiten Weltkrieg seien in der Trümmerstadt Dresden, wo sie damals studiert hat, Lesungen und Musikveranstaltungen sehr bald halb privat organisiert worden, „um den Menschen Hoffnung zu geben“.

Ein wenig Wärme fürs Herz

Und Carsten Rudolph schreibt ganz ohne die typisch berlinische Raubautzigkeit: „Ich wünsche mir von Herzen, dass wir uns wieder umarmen können, um uns zu trösten, aufzubauen oder einfach Wärme zu zeigen.“ Gerade jetzt, da wir alle mit unseren eigenen Nöten und Ängsten konfrontiert und teilweise allein sind, sei für ihn „das Gemeinschaftsgefühl essenziell“, schreibt er in einem kurzen Mail-Interview. Ihm sei es zudem wichtig, dass jeder auch für andere einsteht. Die Aktion des Bundespräsidenten gefällt ihm vor allem, weil „das gelesene Wort durch die Installation Emotionen weckt und somit hoffentlich wieder mehr Wärme in unser Herz zaubert“.

Noch bis einschließlich 17. Dezember, also auch wenn die Aktion schon läuft, kann man über www.bundespräsident.de/lichtblick Hoffnungen und Wünsche einsenden, um sie mit anderen zu teilen. Auf der Facebook-Seite des Bundespräsidenten kann man die Aktion ebenfalls verfolgen. Frank-Walter Steinmeier will mit den Botschaften vor allem ein Zeichen der Zuversicht setzen. So viel leuchtender Optimismus könnte in einer schwierigen Zeit auf ganz neue und ungewohnte Art vorweihnachtliche Gefühle vermitteln.

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