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Umgenutzt. Das Toilettenhäuschen im Viktoriapark soll wieder ein Café beherbergen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Schimmliger Keller und Loch im Dach muss der Pächter bezahlen: Kreuzberg sucht Pächter für Klohaus im Viktoriapark

Das Café Achteck auf dem Kreuzberg braucht einen neuen Betreiber. Der Vorpächter fühlte sich vom Bezirk allein gelassen.

Auf dem Berg im Viktoriapark, am Fuße des Denkmals der Befreiungskriege, steht ein altes Klohaus. Bis Ende des Jahres war in der alten Toilettenanlage ein Café – es gab Flammkuchen und ein Glas Riesling. Laut Facebook und Google war die XBergHütte, wie das Café hieß, beliebt: „Ich mag es nicht, ich liebe es“, schrieb ein Rezensent. Doch mit dem 31. Dezember war im Klohaus vorerst Schluss, nach neun Jahren Cafébetrieb.

Betreiber fühlte sich allein gelassen

Der Grund: Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, dem das Klohaus gehört, wollte den Vertrag mit dem Pächter nicht erneuern. So sagt es der Betreiber der XBergHütte, Philipp Hebecker, dem Tagesspiegel. „Ich habe drei Monate vor Jahresende beim Bezirk nachgefragt, wo denn mein neuer Vertrag bleibt“. Doch im Vertrag waren nur zwei Verlängerungen um je drei Jahre vorgesehen gewesen. Die hatte Hebecker schon bekommen. Und einen neuen Vertrag wollte ihm der Bezirk nicht ausstellen. Zuständig für Hebecker war das Grünflächenamt. „Die sagten mir, ich könne mich ja neu bewerben“, sagt Hebecker. Das habe er aber nicht gewollt. Denn sein Verpächter, der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg habe sich die gesamte Zeit, in der er das Café betrieb, „aus allem heraus gehalten“. Er habe sich allein gelassen gefühlt.

Undichtes Dach, schimmliger Keller

Es habe Gespräche gegeben, wie es hätte weiter gehen können. Doch Hebecker wollte nicht in die Infrastruktur der Hütte investieren, ohne dafür etwas heraus zu bekommen. „Ich habe gesagt: Wenn ich das Klohaus sanieren soll, möchte ich als Ausgleich zwei Jahre Mietfreiheit oder ähnliches. Das wollte sie aber nicht“, sagt er. Denn die Hütte ist in einem schlechten Zustand. Durch das Dach habe es rein geregnet, sagt Hebecker. Er habe es geflickt und einen Kostenvoranschlag für die Reparatur machen lassen: Mehr als 6000 Euro hätte das laut Hebecker gekostet. „Weil das Amt sich nicht beteiligen wollte, haben wir es nicht machen lassen“, sagt er. Im Keller schimmle es heute noch. Hebecker habe auch Probleme mit Vandalismus gehabt – immer wieder seien ihm die Scheiben eingeschlagen worden, auch die Mülltonnen seien einmal angezündet worden. Doch der Bezirk habe ihm auch damit nicht geholfen. Anfragen zu Problemen seien tagelang nicht beantwortet worden.

Das Toilettenhäuschen unter den U-Bahn-Gleisen am Schlesischen Tor (o. re.) beherbergt die erfolgreiche Imbissbude „Burgermeister“.
Das Toilettenhäuschen unter den U-Bahn-Gleisen am Schlesischen Tor (o. re.) beherbergt die erfolgreiche Imbissbude „Burgermeister“.

© Kitty Kleist-Heinrich

Interessent muss laut Bezirk "mit einem Sanierungsrückstau rechnen"

In der Hütte gibt es außerdem keine Heizung und die Toiletten müssen gratis und für alle Parkbesucherinnen und -besucher offen sein. Bezahlen muss das alles der Pächter. Das steht auch in der Ausschreibung, mit der der Bezirk nun nach Nachfolgern für Hebecker sucht. „Bei mir war das auch schon so“, sagt Hebecker, der sich zu den Konditionen auf keinen Fall mehr bewerben möchte. „Der Pachtgegenstand und die Toilettenanlage werden übergeben, wie sie stehen und liegen“, steht es weiter in der Ausschreibung. Und: „Der Interessent muss mit einem Sanierungsrückstau für das Objekt bei seiner Bewerbung rechnen.“

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Getränke bringen und Müll entsorgen - alles ohne Auto

Der Stand darf nur zwischen dem 1. April und dem 31. Oktober öffnen. Auch in der Zeit müssen auch die Toiletten gratis für alle Parkbesucher zugänglich sein – reinigen und das Toilettenpapier bezahlen muss der Pächter. Und mit dem Auto vorfahren, um Getränke oder Essen anzuliefern, ist auch verboten. „Jegliche Zuwegung, auch die Anlieferung und Müllentsorgung, erfolgt fußläufig“. Wie aussichtsreich es ist, mit solch einer Ausschreibung einen Bewerber zu finden, darauf gab es beim Bezirksamt bis zum Redaktionsschluss keine Antwort.

Auch der Burgermeister am Schlesischen Tor ist ein altes Klohaus

Das Café ist nur eines von einigen umgenutzten öffentlichen Toilettenhäuschen in der Stadt: Der Club „Zur Klappe“ in Kreuzberg, der „Burgermeister“ am Schlesischen Tor, ein Pizza-Imbiss am Wittenbergplatz, das Restaurant „Domaines“ am Müggelsee sind alles umgenutzte Klos. Doch die Betreiber müssen immerhin keine öffentliche Toilettennutzung garantieren.

Wer sich trotz des Zustands der Hütte bewerben will, hat bis zum 15. Februar Zeit: Bis 11.30 Uhr an dem Tag müssen die Bewerbungsunterlagen beim Bezirksamt eingereicht sein.

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